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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 28.1911

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Hardenberg, Kuno von: Die Quellen des Behagens: Vom Bilderhängen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7380#0059

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Die Quellen des Behagens.

ARCHITEKT OSKAR KAUFMANN—BERLIN.

Erker im Kinderzimmer des Hauses Eckard.

besten geben, mit welchem Licht entfernter
stehende noch zufrieden sind. Endlich gehört
dazu, den Wert der Abwechslung zu kennen und
der Besitz einer geheimen Bodenkammer, in
der Störenfriede sowie alle Langweiligen als
Kapitalverbrecher Dunkelarrest auf längere
Zeit oder für immer erleiden müssen.

Das richtige Aufhängen von Bildern ist eine
Hauptquelle des häuslichen Behagens, falsches
und gefühlloses Aufhängen wirkt dagegen äußerst
peinlich. Wünscht man seine Bilder gut zu
hängen und unterzubringen, so gibt es man-
cherlei Erwägungen zu berücksichtigen.

Vor allem prüfe man den Bestand seiner Bil-
der, Stiche usw. genau darauf hin, ob sie ein
rein persönliches oder ein allgemeines Interesse
haben und bedenke, daß persönliche Erinne-
rungen wie die Konterfeie von irgendwelchen
Angehörigen nicht in Räume passen, die dem
Verkehr von Fremden ausgesetzt sind. Wie

man sich nicht den Ruf eines amüsanten Cau-
seurs erwirbt, wenn man jedem Beliebigen das
Aussehen seines Urgroßvaters beschreibt oder
von einer alten Tante spricht, so wird man nicht
als geschmackvoll gelten können, wenn man die
Abbildungen dieser Guten, wofern sie nicht
durch eines Meisters Hand Kunstinteresse ver-
dienen, auf dem Korridor oder im Empfangs-
zimmer eine wenig interessante Mitteilsamkeit
entfalten läßt.

Auch der Gast ist für Geschmacklosigkeiten
und Langeweile viel weniger dankbar als man-
che Leute glauben, die ihre Gastzimmer mit
alten Familiengespenstern schmücken. Man
hänge solche Ahnen also auch dort nicht auf. Ihr
Platz sind die eigentlichen Familienräume, wo
sie Achtung verlangen können und Anspruch
auf Laren und Manenkult haben. Würdige und
schöne Familienbilder sind die beste Zierde
für eine „Hall", für das Gemach des Haus-

»11. VII. 5.

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