Vereinigte Werkstätten für Kunst im Handwerk.
Professor bruno paul—Berlin. Aus einem Herrenzimmer der Ausstellung Berlin.
nender zu machen. Er greift über die ein-
fachen Schmuckwirkungen des Materials hinaus
zum Zierrat, holt sich in dem Schnitzer,
dem Stukkateur, dem Maler, dem Tape-
zierer und dem Dekorationssticker Ge-
hilfen, die um das tektonische Gerüst herum
ihre Ornamentik legen sollen. Um dem Proble-
matischen und Unerprobten, mit dem der Ge-
schmack der Gesellschaft sich erst allmählich
abfinden müßte, aus dem Wege zu gehen, sind
diese ornamentalen Ansätze orientiert nach Ele-
menten früherer Epochen. Formen, die von
je der Repräsentationscharakteristik dienten,
sind hineinbezogen in eine Raumstimmung, die
die neue Zeit sich geprägt hat. Die Linie, die
geometrisch gebunden war, beginnt sich auszu-
schwingen; die Fläche nimmt dreidimensionales
Leben an. Das Schnitzmesser Wackeries
sorgt für energisch ausladende Füllungen.
Er modelliert auch den Stuck der Decken, über
die sich ein leichtes Relief spinnt, wenn sie
nicht dem Dekorationsmaler ausgeliefert wur-
den. Die Malerei wird nicht beschränkt auf den
glatten Anstrich eines das Raumkolorit zusam-
menfassenden Tones; sie kann sich ausleben
in bunter Fülle, in Guirlanden, Blumen-
gehängen, Vögelkartuschen . . Die Tapeten
und Bespannstoffe nehmen diese Ungebunden-
heit auf. Die Scheu vor dem großen Muster,
vor dem im ungebundenen Rhythmus schwingen-
den Dessin, vor der Vielheit der Farbnuancen
scheint völlig verschwunden. Die ganze Wand
ist überrieselt von Blumen, Blüten und Ranken,
die wie auf einem Muster Orliks ganz flächig
gehalten sind, die aber auch wie bei den Dessins
von Weiß und anderen das Naturvorbild nicht
erst umgesetzt zeigen in dekorative Flecken und
kalligraphische Linien. Man kennt ihre Wirkung
von den so freudig aufgenommenen englischen
Druckstoffen. Diese Stoffe oder Tapeten —
die heute ja gern mit der gleichen Musterung
geliefert werden — greifen mitunter von der
Wand aus auf das Mobiliar über. Ein Sofa,
Polsterstühle, Übervorhänge, die Bettdecke (wie
das zum Beispiel aus der Abbildung S. 113 er-
sichtlich ist)tragendengleichenDekor. Diese
Einheitlichkeit mildert den Gegensatz zwischen
dem freistehenden Gerät und der umschließen-
114
Professor bruno paul—Berlin. Aus einem Herrenzimmer der Ausstellung Berlin.
nender zu machen. Er greift über die ein-
fachen Schmuckwirkungen des Materials hinaus
zum Zierrat, holt sich in dem Schnitzer,
dem Stukkateur, dem Maler, dem Tape-
zierer und dem Dekorationssticker Ge-
hilfen, die um das tektonische Gerüst herum
ihre Ornamentik legen sollen. Um dem Proble-
matischen und Unerprobten, mit dem der Ge-
schmack der Gesellschaft sich erst allmählich
abfinden müßte, aus dem Wege zu gehen, sind
diese ornamentalen Ansätze orientiert nach Ele-
menten früherer Epochen. Formen, die von
je der Repräsentationscharakteristik dienten,
sind hineinbezogen in eine Raumstimmung, die
die neue Zeit sich geprägt hat. Die Linie, die
geometrisch gebunden war, beginnt sich auszu-
schwingen; die Fläche nimmt dreidimensionales
Leben an. Das Schnitzmesser Wackeries
sorgt für energisch ausladende Füllungen.
Er modelliert auch den Stuck der Decken, über
die sich ein leichtes Relief spinnt, wenn sie
nicht dem Dekorationsmaler ausgeliefert wur-
den. Die Malerei wird nicht beschränkt auf den
glatten Anstrich eines das Raumkolorit zusam-
menfassenden Tones; sie kann sich ausleben
in bunter Fülle, in Guirlanden, Blumen-
gehängen, Vögelkartuschen . . Die Tapeten
und Bespannstoffe nehmen diese Ungebunden-
heit auf. Die Scheu vor dem großen Muster,
vor dem im ungebundenen Rhythmus schwingen-
den Dessin, vor der Vielheit der Farbnuancen
scheint völlig verschwunden. Die ganze Wand
ist überrieselt von Blumen, Blüten und Ranken,
die wie auf einem Muster Orliks ganz flächig
gehalten sind, die aber auch wie bei den Dessins
von Weiß und anderen das Naturvorbild nicht
erst umgesetzt zeigen in dekorative Flecken und
kalligraphische Linien. Man kennt ihre Wirkung
von den so freudig aufgenommenen englischen
Druckstoffen. Diese Stoffe oder Tapeten —
die heute ja gern mit der gleichen Musterung
geliefert werden — greifen mitunter von der
Wand aus auf das Mobiliar über. Ein Sofa,
Polsterstühle, Übervorhänge, die Bettdecke (wie
das zum Beispiel aus der Abbildung S. 113 er-
sichtlich ist)tragendengleichenDekor. Diese
Einheitlichkeit mildert den Gegensatz zwischen
dem freistehenden Gerät und der umschließen-
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