Die Ausstellteng -»Leibi und sein Freundeskreis«.
Birkenwald") oder er führt uns tief in den
hohen Dom uralten Laubwaldes, wo sich nur
hie und da ein verlorener Lichtstrahl durch das
satte Grün der üppigen Kronen stiehlt. Süd-
licher und nördlicher Himmel, Gebirge und
Flachland, Wasserrauschen und Waldesflüstern,
sie alle hat er mit gleicher Liebe umfaßt. In
den Wäldern von Doubs mit dem rauschenden
Fluß, wo er die letzten Jahre allsommerlich
weilte, hat er — nach gütiger Mitteilung seines
Freundes Carl Hagemeister, dem ich auch die
Daten der Bilderentstehung verdanke — seine
Landschaftskunst zur höchsten Höhe geführt.
Eine Riesenleinwand, wohl über 2'/a m breit,
die er von dort mitgebracht, ist noch im Besitz
der Witwe. Zwei kaum kleinere Küchen-
stilleben, die Wiens Moderne Galerie bewahrt,
stellen nach Hagemeister Höchstleistungen
seiner Kunst dar. Figurenstücke und Bild-
nisse, deren 3 mir bekannt wurden, fehlten in
Wiesbaden ganz. Erst eine Ausstellung, die
alles dies und mindestens die Hälfte der 200
im Nachlaß gefundenen Werke vereint, wird
erlauben, Carl Schuchs endgültige Stellung
am Himmel deutscher Kunst zu bestimmen;
daß sie aber nur unter den Sternen allererster
Größe zu suchen ist, steht heute schon fest.
Ein Entenstilleben Trübners, gemalt 1873,
ward in gewissem Sinne, so berichtet uns Trüb-
ner, zum Ausgangspunkt Schuch'scher Stilleben-
malerei. Dies Meisterwerk, das heuer auch
die Wiesbadener Ausstellung zierte, nahm
Schuch 1876 mit nach Venedig. Doch welch
ein Kontrast zwischen ihm und den ringsum-
hängenden Entenbildern von seiner eigenen
Hand! Bei Trübner ein kühler, blaugrüner Grund-
ton, klare, scharfdetaillierte Zeichnung (die zu
Unrecht durch den Gegensatz manchem als
ängstlich trocken erschien), das Ganze von etwas
abstrakter Schönheit. Bei Schuch die Pinselfüh-
rung locker und von spielender Leichtigkeit,
die stoffliche Wahrheit bis zur Täuschung ge-
trieben — man glaubt, den weichen Flaum der
Federn streicheln, das morsche Holz mit den
Fingern zerbröckeln zu können — die Farbe
reich, warm und wohlig. Gemeinsam ist beiden
im Grunde nur die hohe Qualität der Malerei und
das Sujet. Auch sonst mutet neben der sonnig
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Birkenwald") oder er führt uns tief in den
hohen Dom uralten Laubwaldes, wo sich nur
hie und da ein verlorener Lichtstrahl durch das
satte Grün der üppigen Kronen stiehlt. Süd-
licher und nördlicher Himmel, Gebirge und
Flachland, Wasserrauschen und Waldesflüstern,
sie alle hat er mit gleicher Liebe umfaßt. In
den Wäldern von Doubs mit dem rauschenden
Fluß, wo er die letzten Jahre allsommerlich
weilte, hat er — nach gütiger Mitteilung seines
Freundes Carl Hagemeister, dem ich auch die
Daten der Bilderentstehung verdanke — seine
Landschaftskunst zur höchsten Höhe geführt.
Eine Riesenleinwand, wohl über 2'/a m breit,
die er von dort mitgebracht, ist noch im Besitz
der Witwe. Zwei kaum kleinere Küchen-
stilleben, die Wiens Moderne Galerie bewahrt,
stellen nach Hagemeister Höchstleistungen
seiner Kunst dar. Figurenstücke und Bild-
nisse, deren 3 mir bekannt wurden, fehlten in
Wiesbaden ganz. Erst eine Ausstellung, die
alles dies und mindestens die Hälfte der 200
im Nachlaß gefundenen Werke vereint, wird
erlauben, Carl Schuchs endgültige Stellung
am Himmel deutscher Kunst zu bestimmen;
daß sie aber nur unter den Sternen allererster
Größe zu suchen ist, steht heute schon fest.
Ein Entenstilleben Trübners, gemalt 1873,
ward in gewissem Sinne, so berichtet uns Trüb-
ner, zum Ausgangspunkt Schuch'scher Stilleben-
malerei. Dies Meisterwerk, das heuer auch
die Wiesbadener Ausstellung zierte, nahm
Schuch 1876 mit nach Venedig. Doch welch
ein Kontrast zwischen ihm und den ringsum-
hängenden Entenbildern von seiner eigenen
Hand! Bei Trübner ein kühler, blaugrüner Grund-
ton, klare, scharfdetaillierte Zeichnung (die zu
Unrecht durch den Gegensatz manchem als
ängstlich trocken erschien), das Ganze von etwas
abstrakter Schönheit. Bei Schuch die Pinselfüh-
rung locker und von spielender Leichtigkeit,
die stoffliche Wahrheit bis zur Täuschung ge-
trieben — man glaubt, den weichen Flaum der
Federn streicheln, das morsche Holz mit den
Fingern zerbröckeln zu können — die Farbe
reich, warm und wohlig. Gemeinsam ist beiden
im Grunde nur die hohe Qualität der Malerei und
das Sujet. Auch sonst mutet neben der sonnig
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