robert engels münchen. Teil des Glasgemäldes »Anbetung«
GLASGEMÄLDE VON ROBERT ENGELS.
von dr. e. w. bredt München.
Kaum ein anderes Gebiet macht selbst dem
Laien die Abhängigkeit des Künstlers von
Material und Technik so sehr fühlbar wie das
der Glasmalerei. Diese Kunst genießt noch
weniger Freiheit als die des Mosaiks oder der
Teppichweberei, der nächst verwandten Gebiete
übertragener Malerei. Ihre Meister müssen
große Komponisten streng getrennter Farb-
flächen sein, und sie müssen aus der Masse not-
wendiger Bleikonturen ein freies, rhythmisches
Spiel gestalten können. Absolute Malerei und
strenge Zeichnung müssen hier ganz ineinander
wirken. Also nur ein Künstler, der gleichzeitig
als Maler und als Zeichner hervorragt, kann uns
dies Gebiet wirklich wieder erobern.
Ein solcher Künstler ist Robert Engels in
München. Schon hat er sich zu einem Führer
künstlerischer Glasmalerei emporgeschwungen,
denn er überragt die vielen handwerklich Tüch-
tigen auf diesem Gebiete durch Freiheit der
Gabe und Art. Ist doch so vieles, was wir
an neugefertigten Glasgemälden, insbesondere
kirchlicher Art, sehen, wohl technisch gut —
künstlerisch jedoch unerfreulich, geradezu
künstlerisch ungiltig, weil es sklavisch alte Bil-
der, alte Kompositionen, alten Stil nachahmt.
Engels ist von jeder Nachahmung frei, er ord-
net sich klug den gegebenen materiellen und
technischen Notwendigkeiten unter. Und weil
er nur das tut und im übrigen jeweils ein seiner
eigenen Schönheitsvorstellung entsprechendes
Gemälde schafft, das für Glas gedacht ist, kommt
er den Größten gleich, die ihrer Zeit etwas
Neues und Eigenes gegeben.
Unsere Abbildungen geben äußerst leben-
dige Vorstellung von Engels' Art und Werk.
Das eine, dessen Mittelbild hier farbig wieder-
gegeben ist, stellt die Anbetung der h. 3 Könige
und der Hirten dar. Es ziert das Vestibül der
Deutschen Kunst-Ausstellung in Rom und wurde
von der Firma Uhle & Co. in München hergestellt.
Das andere Werk zeigt in zwei je dreiteiligen
Kompositionen das Hochzeitsmahl zu Kana und
die Auferweckung des Lazarus. Diese hervor-
ragend schönen Schöpfungen befinden sich in
der protestantischen Johanniskirche zu Bres-
lau. Sie wurden 1909 vollendet. Die Fenster
geben, oberhalb der Emporen angebracht, kurzen
Querschiffen Licht. Die mittleren Teile sind etwa
7 m hoch, das ganze dreiteilige Bild über 10 m
breit. Um durch die Glasfenster der Kirche
eine möglichst große Lichtfülle zuzuführen, hat
Engels den Handlungen eine helle Szenerie
geben. In beiden Fällen hat er eine glückliche
künstlerische Lösung gefunden. Da weiß-grün-
liche Felsen, dort eine ruhige Architektur aus
blaß-rosa Gestein. Das dient in beiden Fällen
der Geschlossenheit der Komposition, der Wir-
kung der Figuren, der Belichtung der Kirche.
Die Konzentration der Blicke auf die Haupt-
handlung erfährt zudem durch die nur fries-
artige Angliederung der Seitenfenster an das
größere Mittelfenster sehr bemerkenswerte
Unterstützung. Auf die Feinheiten im Kolorit
415
GLASGEMÄLDE VON ROBERT ENGELS.
von dr. e. w. bredt München.
Kaum ein anderes Gebiet macht selbst dem
Laien die Abhängigkeit des Künstlers von
Material und Technik so sehr fühlbar wie das
der Glasmalerei. Diese Kunst genießt noch
weniger Freiheit als die des Mosaiks oder der
Teppichweberei, der nächst verwandten Gebiete
übertragener Malerei. Ihre Meister müssen
große Komponisten streng getrennter Farb-
flächen sein, und sie müssen aus der Masse not-
wendiger Bleikonturen ein freies, rhythmisches
Spiel gestalten können. Absolute Malerei und
strenge Zeichnung müssen hier ganz ineinander
wirken. Also nur ein Künstler, der gleichzeitig
als Maler und als Zeichner hervorragt, kann uns
dies Gebiet wirklich wieder erobern.
Ein solcher Künstler ist Robert Engels in
München. Schon hat er sich zu einem Führer
künstlerischer Glasmalerei emporgeschwungen,
denn er überragt die vielen handwerklich Tüch-
tigen auf diesem Gebiete durch Freiheit der
Gabe und Art. Ist doch so vieles, was wir
an neugefertigten Glasgemälden, insbesondere
kirchlicher Art, sehen, wohl technisch gut —
künstlerisch jedoch unerfreulich, geradezu
künstlerisch ungiltig, weil es sklavisch alte Bil-
der, alte Kompositionen, alten Stil nachahmt.
Engels ist von jeder Nachahmung frei, er ord-
net sich klug den gegebenen materiellen und
technischen Notwendigkeiten unter. Und weil
er nur das tut und im übrigen jeweils ein seiner
eigenen Schönheitsvorstellung entsprechendes
Gemälde schafft, das für Glas gedacht ist, kommt
er den Größten gleich, die ihrer Zeit etwas
Neues und Eigenes gegeben.
Unsere Abbildungen geben äußerst leben-
dige Vorstellung von Engels' Art und Werk.
Das eine, dessen Mittelbild hier farbig wieder-
gegeben ist, stellt die Anbetung der h. 3 Könige
und der Hirten dar. Es ziert das Vestibül der
Deutschen Kunst-Ausstellung in Rom und wurde
von der Firma Uhle & Co. in München hergestellt.
Das andere Werk zeigt in zwei je dreiteiligen
Kompositionen das Hochzeitsmahl zu Kana und
die Auferweckung des Lazarus. Diese hervor-
ragend schönen Schöpfungen befinden sich in
der protestantischen Johanniskirche zu Bres-
lau. Sie wurden 1909 vollendet. Die Fenster
geben, oberhalb der Emporen angebracht, kurzen
Querschiffen Licht. Die mittleren Teile sind etwa
7 m hoch, das ganze dreiteilige Bild über 10 m
breit. Um durch die Glasfenster der Kirche
eine möglichst große Lichtfülle zuzuführen, hat
Engels den Handlungen eine helle Szenerie
geben. In beiden Fällen hat er eine glückliche
künstlerische Lösung gefunden. Da weiß-grün-
liche Felsen, dort eine ruhige Architektur aus
blaß-rosa Gestein. Das dient in beiden Fällen
der Geschlossenheit der Komposition, der Wir-
kung der Figuren, der Belichtung der Kirche.
Die Konzentration der Blicke auf die Haupt-
handlung erfährt zudem durch die nur fries-
artige Angliederung der Seitenfenster an das
größere Mittelfenster sehr bemerkenswerte
Unterstützung. Auf die Feinheiten im Kolorit
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