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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 28.1911

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Bredt, Ernst Wilhelm: Glasgemälde von Robert Engels
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https://doi.org/10.11588/diglit.7380#0432

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Glasgemälde von Robert Engels.

ROBERT ENGELS—MÜNCHEN.

Glasgemälde. Johanniskirche zu Breslau.

der Bilder ist hier nicht gut einzugehen. Es
genüge die Erwähnung, daß über der hellen
Architektur, wie über dem Felsen des anderen
Bildes die Luft tiefblau gefärbt ist, daß an dem
hellen Gestein der Bailustrade rosa Girlanden
hängen, daß die Tischdecke leichte grünliche
Färbung zeigt und die gepolsterten Sitze vor
dem Tisch wieder dunkler, etwa olivgrün er-
scheinen, daß ein helles Zitronengelb, wie auch
andere Farbenwerte immer ziemlich rhythmisch
verteilt sind. Solche Anklänge und Gegen-
klänge sind bezeichnend für Engels' hoch ent-
wickeltes koloristisches Fühlen und Kompo-
nieren in und aus verschiedenfarbigen Glas-
teilen. Solche Kunst erwirbt nie ein Nach-
ahmer alter Vorbilder, sondern nur, wer aus
alten Meisterwerken lebendige, ewig wirksame
Kräfte zu schöpfen weiß. Das gilt auch von
der Verwendung der Bleifassungen, der unent-
behrlichen Konturen. Auch hier geht Engels
mit selbsterworbener Sicherheit voran. Für
viele sind diese Bleifassungen, die die ungleichen
Gläser trennen und verbinden, eine künstle-
rische Gefahr, eine Spielerei geworden.

Man verfolge an den Abbildungen, wie ge-
schickt Engels, besonders auf den Breslauer
Glasgemälden, aus der Not etwas wunderbar
Reizvolles zu machen weiß. Wie geistreich er-
scheint bei solcher Betrachtung die schon be-
sprochene Wahl des Hintergrunds, des Bodens,
der ganzen Szene für beide Handlungen. Die

Verfolgung der Bleifassungen in den Gewän-
dern zeigt, daß Engels nicht nur geschickt stö-
renden Konturen ausweicht, daß er andrerseits
aber auch sichtlich bestrebt ist, einen aus-
gleichenden Rhythmus in das Ganze zu bringen.
Er vergißt nie die teppichartige Wirkung, die
von besten Glasgemälden ausgeht. Oft würde
ein anderer größere Teile, die nicht notwen-
digerweise Bleifassungen verlangen, unbedenk-
lich aus einem großen Stücke dem Bilde ein-
fügen. Die Tischdecke z. B., die Wolken, die
Felsen, den großen Krug u. a. würden andere,
weil's ja nicht gerade nötig ist, aus großen Glas-
stücken gebildet haben. Engels' Gefühl für
Gleichklang, für das gegebene große Gefüge
ist zu fein entwickelt, um größere Teile des
Bildes wie losgelöst vom ganzen Spiel der
Linien erscheinen zu lassen. Solche Freude an
einer gegebenen Gesetzmäßigkeit ist Kenn-
zeichen der Meisterschaft.

Man vergesse übrigens nicht, daß Engels nicht
etwa nur als Entwerfer, sondern als Fertiger
und Vollender all dieser Glasgemälde anzu-
sprechen ist. Nur die reine Werkstättenarbeit
hat er der Fabrik überlassen. Aber als Zeich-
ner und Maler des Kartons, als Aussucher jedes
einzelnen Stücks aus dem Lager der Gläser,
als Zeichner oder schattierender Maler der ein-
zelnen Teile wieder darf er mit vollem Rechte
sich selbst als Schöpfer und Verfertiger der
Glasgemälde bezeichnen. Das gilt auch von

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