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Kleine Kunst-Nachrichten
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.7380#0460
Kleine Kunst-Nachrichten.
HERMANN MÜNCHHAUSEN- BERLIN.
WOHNZIMMER EINER ARBEITER WOHNUNG.
ARBEITER -MÖ-
l BEL. Es sind
schon mannigfach
Versuche gemacht
worden, die Prin-
zipien des moder-
nen Möbels auf den
Hausrat des Arbei-
ters anzuwenden.
Man sollte meinen,
daß solches nur eine
Selbstverständlich-
keit wäre. Das
Zweckmäßige, das
Sachliche, sind das
nicht gerade die
Tugenden, die der
Wohnung des Arbeiters den
Charakter bestimmen soll-
ten? Wie kommt es nun
aber wohl, dafj gerade
diese Volksschicht am mei-
sten gesegnet ist mit den
lächerlichsten Mißgeburten
des Überflüssigen, des
Unpraktischen und des
Überladenen? Einmal aus
der Zähigkeit der Händler,
die den verzierten Schund,
an dem sich so herzhaft
verdienen läßt, nicht gern
daran geben möchten; dann
aber auch aus einer mangel-
haften Selbsterkenntnis des
Arbeiters. Mit diesen bei-
den Faktoren abzurechnen
ist nicht leicht. Die recht
erfreulichen Vorbilder, die
in Dresden, München, Stutt-
gart und Darmstadt und
AUS DER MUSTER WOHNUNG IM GEWERKSCHAFTSHAUSE—BERLIN.
SCHRANK IN OBIGEM WOHNZIMMER.
auch sonst hier und
dort zu sehen wa-
ren, haben wenig
Freunde geworben.
Der Arbeiter ver-
blieb bei den schä-
bigen Resten eines
die Paläste imitie-
renden Spießbür-
gertums. Wenn nun
durch eine Muster-
wohnung, die im
Berliner Gewerk-
schaftshaus aufge-
stellt wurde, ein
Einfluß zur Besse-
rung erwartet wird,
so geschieht das aus zwei-
fachem Grund: Einmal,
wurde nicht gespart an
Aufklärung über die Schä-
den des Abzahlungsge-
schäftes und die Wert-
losigkeit des Plunders,
der zu scheinbar kulan-
ten, in Wirklichkeit aber
zu halsabschneiderischen
Bedingungen vertrieben
wird. Zum andern Ist die
jerjige Musterwohnung
nicht ein Angebot, viel-
mehr eine autonome Lei-
stung. Die Arbeiter selber
haben das Unternehmen
organisiert. Und so zeigt
denn auch der Ertrag, daß,
die Idee eines spezifischen
Arbeitermöbels endlich die
Massen zu ergreifen be-
ginnt. — BR.
HERMANN MÜNCHHAUSEN- BERLIN.
WOHNZIMMER EINER ARBEITER WOHNUNG.
ARBEITER -MÖ-
l BEL. Es sind
schon mannigfach
Versuche gemacht
worden, die Prin-
zipien des moder-
nen Möbels auf den
Hausrat des Arbei-
ters anzuwenden.
Man sollte meinen,
daß solches nur eine
Selbstverständlich-
keit wäre. Das
Zweckmäßige, das
Sachliche, sind das
nicht gerade die
Tugenden, die der
Wohnung des Arbeiters den
Charakter bestimmen soll-
ten? Wie kommt es nun
aber wohl, dafj gerade
diese Volksschicht am mei-
sten gesegnet ist mit den
lächerlichsten Mißgeburten
des Überflüssigen, des
Unpraktischen und des
Überladenen? Einmal aus
der Zähigkeit der Händler,
die den verzierten Schund,
an dem sich so herzhaft
verdienen läßt, nicht gern
daran geben möchten; dann
aber auch aus einer mangel-
haften Selbsterkenntnis des
Arbeiters. Mit diesen bei-
den Faktoren abzurechnen
ist nicht leicht. Die recht
erfreulichen Vorbilder, die
in Dresden, München, Stutt-
gart und Darmstadt und
AUS DER MUSTER WOHNUNG IM GEWERKSCHAFTSHAUSE—BERLIN.
SCHRANK IN OBIGEM WOHNZIMMER.
auch sonst hier und
dort zu sehen wa-
ren, haben wenig
Freunde geworben.
Der Arbeiter ver-
blieb bei den schä-
bigen Resten eines
die Paläste imitie-
renden Spießbür-
gertums. Wenn nun
durch eine Muster-
wohnung, die im
Berliner Gewerk-
schaftshaus aufge-
stellt wurde, ein
Einfluß zur Besse-
rung erwartet wird,
so geschieht das aus zwei-
fachem Grund: Einmal,
wurde nicht gespart an
Aufklärung über die Schä-
den des Abzahlungsge-
schäftes und die Wert-
losigkeit des Plunders,
der zu scheinbar kulan-
ten, in Wirklichkeit aber
zu halsabschneiderischen
Bedingungen vertrieben
wird. Zum andern Ist die
jerjige Musterwohnung
nicht ein Angebot, viel-
mehr eine autonome Lei-
stung. Die Arbeiter selber
haben das Unternehmen
organisiert. Und so zeigt
denn auch der Ertrag, daß,
die Idee eines spezifischen
Arbeitermöbels endlich die
Massen zu ergreifen be-
ginnt. — BR.