DIE NEUE STAATLICHE GEMÄLDEGALERIE IN DRESDEN
AUF DER BRÜHLSCHEN TERRASSE
Vror wenigen Wochen ist auf der Brüblschen
Terrasse eine Gemäldegalerie eröffnet worden,
die das Beste aus dem Besitz der Dresdner Samm-
lung an Werken des 19. Jahrhunderts vereinigt.
Als Unterkunft dient ihr das ehemalige Gebäude
der königlichen Sekundogenitur, das um 1750 als
Bibliothek des Reichsgrafen von Brühl, des Pre-
mierministers Augusts III., errichtet worden ist
und während des 19. Jahrhunderts als Kunst-
akademie gedient hat. Seine Überweisung an die
Gemäldegalerie hat bei der seit Jahrzehnten be-
stehenden Raumnot der Sammlung zum ersten-
mal die Möglichkeit gegeben, wenigstens das
Wichtigste des Dresdner Kunstschaffens und
der Dresdner Sammeltätigkeit in einer in sich ge-
schlosseneren und übersichtlicheren Form als bis-
her darzubieten. Denn nach Vereinigung der
Hauptwerke des 19. Jahrhunderts auf der Brühl-
schen Terrasse wird es jetzt auch möglich, die
moderne Malerei vom Anfang unseres Jahrhun-
derts ab geschlossen in den Erdgeschoßräumen
der Zwingergalerie zur Aufstellung zu bringen.
Die ehemalige Bibliothek des Grafen Brühl
verdankt ihre Eignung für Galeriezwecke
nicht allein der Klarheit ihres Grundrisses, der
stilvollen Einfachheit der Bauformen und der
guten Belichtung der Räume. Der besondere
Reiz einer unvergleichlichen Lage kommt hinzu,
im Rahmen eines seit Bernardo Bellotto hochge-
priesenen Stadtbildes. Diesem echt Dresdner
Rahmen eine, wenn auch knappe Darstellung der
Malerei des 19. Jahrhunderts einzufügen, mußte
verlockend erscheinen. Denn der Anteil der
Kunststadt Dresden an der Entwicklung der
deutschen Malerei im vergangenen Jahrhundert
bietet dazu viele Anlässe, von C. D. Friedrich
und Dahl bis Uhde und Kuehl. Einer universel-
leren Betrachtungsweise darf eine solche Dar-
stellung einseitig erscheinen, da sie außer durch
den Besitzstand einer in der Entwicklung begrif-
fenen Sammlung durch die zur Verfügung ste-
henden Räume eingeschränkt ist. Vieles, ganze
Schulen als solche, Namen von bedeutendem
Ruf mußten beiseite bleiben, oft schon derRiesen-
XXXV. Oktober 1931. 1
AUF DER BRÜHLSCHEN TERRASSE
Vror wenigen Wochen ist auf der Brüblschen
Terrasse eine Gemäldegalerie eröffnet worden,
die das Beste aus dem Besitz der Dresdner Samm-
lung an Werken des 19. Jahrhunderts vereinigt.
Als Unterkunft dient ihr das ehemalige Gebäude
der königlichen Sekundogenitur, das um 1750 als
Bibliothek des Reichsgrafen von Brühl, des Pre-
mierministers Augusts III., errichtet worden ist
und während des 19. Jahrhunderts als Kunst-
akademie gedient hat. Seine Überweisung an die
Gemäldegalerie hat bei der seit Jahrzehnten be-
stehenden Raumnot der Sammlung zum ersten-
mal die Möglichkeit gegeben, wenigstens das
Wichtigste des Dresdner Kunstschaffens und
der Dresdner Sammeltätigkeit in einer in sich ge-
schlosseneren und übersichtlicheren Form als bis-
her darzubieten. Denn nach Vereinigung der
Hauptwerke des 19. Jahrhunderts auf der Brühl-
schen Terrasse wird es jetzt auch möglich, die
moderne Malerei vom Anfang unseres Jahrhun-
derts ab geschlossen in den Erdgeschoßräumen
der Zwingergalerie zur Aufstellung zu bringen.
Die ehemalige Bibliothek des Grafen Brühl
verdankt ihre Eignung für Galeriezwecke
nicht allein der Klarheit ihres Grundrisses, der
stilvollen Einfachheit der Bauformen und der
guten Belichtung der Räume. Der besondere
Reiz einer unvergleichlichen Lage kommt hinzu,
im Rahmen eines seit Bernardo Bellotto hochge-
priesenen Stadtbildes. Diesem echt Dresdner
Rahmen eine, wenn auch knappe Darstellung der
Malerei des 19. Jahrhunderts einzufügen, mußte
verlockend erscheinen. Denn der Anteil der
Kunststadt Dresden an der Entwicklung der
deutschen Malerei im vergangenen Jahrhundert
bietet dazu viele Anlässe, von C. D. Friedrich
und Dahl bis Uhde und Kuehl. Einer universel-
leren Betrachtungsweise darf eine solche Dar-
stellung einseitig erscheinen, da sie außer durch
den Besitzstand einer in der Entwicklung begrif-
fenen Sammlung durch die zur Verfügung ste-
henden Räume eingeschränkt ist. Vieles, ganze
Schulen als solche, Namen von bedeutendem
Ruf mußten beiseite bleiben, oft schon derRiesen-
XXXV. Oktober 1931. 1