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jean besnard. keramik »adelsstolz«
dieses als große Dose zu verarbeiten. Es sind
Töpfe, Schalen, Kugeln, Eier, bald lang-, bald
spitzgezogen, übereinandergestülpt, mit Löchern
und Einschnitten versehn. So staffelt er seine Per-
sonagen zusammen, verleiht ihnen Charaktere.
Aus diesem scheinbar so kindlichem, aber so klug
erwogenem Spiel schöpft er seinen Humor, diesen
so wohltuend vereinfachten Humor. Weniger ver-
einfacht aber die Arbeit, das Verfahren. Neben
der einfachen, der geäderten, geplatzten Glasur
hatBesnard noch eine eigne Glasur herausexperi-
mentiert. Er nennt sie die Gänsehautglasur. Wie
so oft in den Künsten eine Not zur Tugend ge-
steigert und gemeistert wird, wie aus Fehlern ein
Stil geschaffen, und Unzulänglichkeit, potenziert
und in strenge Bahnen geleitet, hohen Reiz ge-
winnt, so hat auch Jean Besnard die mißlungene,
die zusammengelaufene Glasur zu einem Verfahren
erhoben. Durch sorgfältige, mühsame Arbeit
zwingt er diese Fehlglasur zu einer unregelmäßi-
gen Gleichmäßigkeit. Dadurch gewinnt die Fläche
Licht, Schatten, Leben, Wärme. Die Körnchen
heller als die Vertiefungen. Wir könnten es „ge-
graupte Glasur" nennen...... pawel barchan.
Kinder sollten wir in unserer Anschauung alle
wieder werden!...... hans von marees.
NEUE KUNST-INHALTE
Die Menschheit unsres Kulturkreises macht
gegenwärtig eine Umbildung ihres Be-
wußtseins durch. Diese Umbildung ist wesent-
lich eine Erweiterung. In welcher Richtung
diese Erweiterung des modernen Bewußtseins
geht, mag man sich klar machen an der For-
schungsrichtung der heuligen Psychoanalyse, die
so Manches in den Raum unsres Bewußtseins
hereinragen läßt, was früher streng daraus ver-
bannt war. Oder man denke an die moderne
Physik, an die Relativitäts- und Quantentheorie,
die beide den bisherigen, sozusagen „euklidisch"
abgegrenzten Bewußtseins-Raum durchbrochen
haben und in unsere „Mittel-Welt" den Makro-
und Mikrokosmos auf grundsätzlich neue Weise
vorstoßen lassen. So „gehört" dem heutigen
Menschen eine nach allen Seiten erweiterte Welt,
aber sein Bewußtsein ist bis jetzt noch in den
alten Grenzen geblieben. Es hat die ihm zuge-
hörige Welt noch nicht faktisch in Besitz genom-
men, es muß sich erst ausdehnen, muß Spannun-
gen, die es heute noch mit Spaltung bedrohen, um-
greifen lernen, um jenseits ihrer zu einer neuen
Einheit des Bewußtseins zu kommen.
Die Wissenschaft erfährt diese Aufgabe als
jean besnard—paris. keramik »die unnahbare«
jean besnard. keramik »adelsstolz«
dieses als große Dose zu verarbeiten. Es sind
Töpfe, Schalen, Kugeln, Eier, bald lang-, bald
spitzgezogen, übereinandergestülpt, mit Löchern
und Einschnitten versehn. So staffelt er seine Per-
sonagen zusammen, verleiht ihnen Charaktere.
Aus diesem scheinbar so kindlichem, aber so klug
erwogenem Spiel schöpft er seinen Humor, diesen
so wohltuend vereinfachten Humor. Weniger ver-
einfacht aber die Arbeit, das Verfahren. Neben
der einfachen, der geäderten, geplatzten Glasur
hatBesnard noch eine eigne Glasur herausexperi-
mentiert. Er nennt sie die Gänsehautglasur. Wie
so oft in den Künsten eine Not zur Tugend ge-
steigert und gemeistert wird, wie aus Fehlern ein
Stil geschaffen, und Unzulänglichkeit, potenziert
und in strenge Bahnen geleitet, hohen Reiz ge-
winnt, so hat auch Jean Besnard die mißlungene,
die zusammengelaufene Glasur zu einem Verfahren
erhoben. Durch sorgfältige, mühsame Arbeit
zwingt er diese Fehlglasur zu einer unregelmäßi-
gen Gleichmäßigkeit. Dadurch gewinnt die Fläche
Licht, Schatten, Leben, Wärme. Die Körnchen
heller als die Vertiefungen. Wir könnten es „ge-
graupte Glasur" nennen...... pawel barchan.
Kinder sollten wir in unserer Anschauung alle
wieder werden!...... hans von marees.
NEUE KUNST-INHALTE
Die Menschheit unsres Kulturkreises macht
gegenwärtig eine Umbildung ihres Be-
wußtseins durch. Diese Umbildung ist wesent-
lich eine Erweiterung. In welcher Richtung
diese Erweiterung des modernen Bewußtseins
geht, mag man sich klar machen an der For-
schungsrichtung der heuligen Psychoanalyse, die
so Manches in den Raum unsres Bewußtseins
hereinragen läßt, was früher streng daraus ver-
bannt war. Oder man denke an die moderne
Physik, an die Relativitäts- und Quantentheorie,
die beide den bisherigen, sozusagen „euklidisch"
abgegrenzten Bewußtseins-Raum durchbrochen
haben und in unsere „Mittel-Welt" den Makro-
und Mikrokosmos auf grundsätzlich neue Weise
vorstoßen lassen. So „gehört" dem heutigen
Menschen eine nach allen Seiten erweiterte Welt,
aber sein Bewußtsein ist bis jetzt noch in den
alten Grenzen geblieben. Es hat die ihm zuge-
hörige Welt noch nicht faktisch in Besitz genom-
men, es muß sich erst ausdehnen, muß Spannun-
gen, die es heute noch mit Spaltung bedrohen, um-
greifen lernen, um jenseits ihrer zu einer neuen
Einheit des Bewußtseins zu kommen.
Die Wissenschaft erfährt diese Aufgabe als
jean besnard—paris. keramik »die unnahbare«