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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 69.1931-1932

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M., W.: Die Farbe Weiss
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https://doi.org/10.11588/diglit.7203#0078

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DIE FARBE WEISS führt, in Verbindung mit
plastischer Form, eine ideelle Stimmung mit
sich. Sie ist im Sinnlichen ein Gegenwert zu dem,
was im Geistigen Abstraktion oder ideelle An-
schauung heißt. Sie hebt am klarsten die Form
in ihrem stolzen Ansich-Sein hervor. Wir wissen,
daß die meisten griechischen Marmorskulpturen
polychromiert waren. Warum hat das nachantike
Europa, das sich sonst so sehr an das griechische
Vorbild hielt, nie einen ernsthaften Versuch ge-
macht, die farbig behandelte Marmorskulptur wie-
der aufleben zu lassen? Weil von vornherein klar
war, daß die Assoziationen, die durch Fleiseh-

oder Haar-Ton und farbiges Gewand entstehen,
sich als lauter Belastungen, lauter Unterbrech-
ungen der Form-Apperzeption hätten auswirken
müssen. Mehrfarbigkeit ist herrlich in Verbindung
mit Lebendem, sei es Mensch, Tier oder Blume.
Aber sie gehört auch nur zu Lebendem, allenfalls
noch zur Architektur. Die Richtung, in der sie
die skulpturale Form und ihre Wirkung „berei-
chert", liegt von der Richtung der plastischen
Form-Apperzeption ebenso weit ab, wie wenn
man die Wirkung absoluter musikalischer Form
durch Hineinmischung von Augenreizen „auf-
zufüllen" versuchen wollte........... w. m.

hermann
hubatsch
—berlin

»MONDÄNE MASKE« STAATL. PORZELLAN-MANUFAKTUR—BERLIN
 
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