geholt, erzählten von innerer
Ordnung. Nicht daß ein Schema
regierte, aber bei allem Indi-
vidualismus weist die deutsche
Bildnerei von heute durch ein
gemeinsames Streben, das kör-
perliche Naturbild in eine über-
geordnete Raumsphäre zu brin-
gen,auf dieErrungenschaf t einer
klaren Anschauung. Auch hier
wieder ein ganzes Füllhorn voll
beachtlicher neuer Namen. Was
von ihnen das junge Berliner
Ehepaar Müller-Oerling-
hausen und Jenny Wieg-
mann, was J. W. F e h r 1 e und
der Stuttgarter Alfred L ö r-
c h e r zu sagen haben, wird auf
diesen Seiten lebendig.
So wurde in den neuen Räu-
men der Berliner Secession, die
mit einfachsten Mitteln herge-
richtet wurden und dadurch
eine sehr reizvolle atelierhafte
„Aufmachung" zeigen, wahr-
haft ein Überblick über Wollen
und Können, Anläufe und Ex-
perimente der Zeit gegeben.
Man fühlt mit Genugtuung und
Bewunderung, welche Summe
vielwendiger, originaler und
tüchtiger Arbeit rings in un-
serem Lande blüht. m.o.
*
RAT AN DIE JUGEND. Kann
man der Jugend einen bes-
seren Rat geben? Der Jüngling
soll malen, wie ihm der Schna-
bel gewachsen und wie ihm zu-
mute ist. Und, das zu können,
ist der Zweck alles Studiums:
sein Ingenium im Bilde zu ver-
körpern. Nicht etwa, daß er
dieMeister nicht studieren soll;
ganz im Gegenteil, er soll nach
dem Goetheschen Worte an
allen Tafeln schmausen, er soll
das Fremde in sich aufnehmen
und verdauen, es verstehen.
Einen Meister verstehen, das
Geistige inseinemWerke sehen,
heißt: man muß begreifen ler-
nen, daß der Inhalt die Form
macht und nicht umgekehrt,
daß man aus dem Grunewald
nicht die Provence des Cezanne
machen kann. max liebermann
Ordnung. Nicht daß ein Schema
regierte, aber bei allem Indi-
vidualismus weist die deutsche
Bildnerei von heute durch ein
gemeinsames Streben, das kör-
perliche Naturbild in eine über-
geordnete Raumsphäre zu brin-
gen,auf dieErrungenschaf t einer
klaren Anschauung. Auch hier
wieder ein ganzes Füllhorn voll
beachtlicher neuer Namen. Was
von ihnen das junge Berliner
Ehepaar Müller-Oerling-
hausen und Jenny Wieg-
mann, was J. W. F e h r 1 e und
der Stuttgarter Alfred L ö r-
c h e r zu sagen haben, wird auf
diesen Seiten lebendig.
So wurde in den neuen Räu-
men der Berliner Secession, die
mit einfachsten Mitteln herge-
richtet wurden und dadurch
eine sehr reizvolle atelierhafte
„Aufmachung" zeigen, wahr-
haft ein Überblick über Wollen
und Können, Anläufe und Ex-
perimente der Zeit gegeben.
Man fühlt mit Genugtuung und
Bewunderung, welche Summe
vielwendiger, originaler und
tüchtiger Arbeit rings in un-
serem Lande blüht. m.o.
*
RAT AN DIE JUGEND. Kann
man der Jugend einen bes-
seren Rat geben? Der Jüngling
soll malen, wie ihm der Schna-
bel gewachsen und wie ihm zu-
mute ist. Und, das zu können,
ist der Zweck alles Studiums:
sein Ingenium im Bilde zu ver-
körpern. Nicht etwa, daß er
dieMeister nicht studieren soll;
ganz im Gegenteil, er soll nach
dem Goetheschen Worte an
allen Tafeln schmausen, er soll
das Fremde in sich aufnehmen
und verdauen, es verstehen.
Einen Meister verstehen, das
Geistige inseinemWerke sehen,
heißt: man muß begreifen ler-
nen, daß der Inhalt die Form
macht und nicht umgekehrt,
daß man aus dem Grunewald
nicht die Provence des Cezanne
machen kann. max liebermann