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Leder- und Metallarbeiten zur Anregung nach
der künstlerischen und der technischen Seite.
Wenngleich bei der modernen Lederware
die wundervolle alte Technik der Handvergol-
dung vielfach durch die bequemere mechanische
Plattenprägung ersetzt wird, so wird sie doch
immer noch bei der Qualitätsware ihre Pflege
finden. Durch die Handvergoldung ist der Zu-
sammenhang der Fachklasse für Lederwaren
mit der Buchbinderei gegeben. Der Beruf des
Buchbinders liegt zurzeit außerordentlich dar-
nieder, so erscheint es erklärlich, daß bei seiner
starken Verwandtschaft mit dem Portefeuiller-
beruf der Buchbinderschüler vielfach eine nütz-
liche Ergänzung auf dem derzeit immerhin
wirtschaftlich günstiger liegenden Berufsgebiet
der Lederware sucht oder bei besonderer Eig-
nung völlig zur Lederware übergeht.
In künstlerischer Beziehung überwacht Pro-
fessor Ludwig Enders beide Fachklassen,
denen als technische Lehrkräfte Friedrich
Jobst und Otto Fratzscher vorstehen.
Die Metallklasse, welche die Metallteile der
abgebildeten Taschen lieferte, unterrichtet
Eduard Fischer, der durch seine frühere
Tätigkeit an der Wiener Werkstätte bekannte
Meister der Silberschmiede-Kunst. . . O.K.
DIE KUNST sagt immer „Natur" oder „Wirk-
lichkeit", aber sie meint damit immer
„Idee" oder „Bedeutung"; also etwas Geschau-
tes, Geliebtes und Begeisterndes. Schopenhauer
sagte der Musik nach, sie spreche das „Ding
an sich" aus. Man kann dasselbe von aller Kunst
behaupten, sofern man unter dem,,Ding an sich"
die urbildhafte Idee versteht, die geistig er-
schaute Wirkkraft in ihrer ewigen Daseinsfülle.
Nicht Sachverhalte mitzuteilen ist Ziel der bil-
denden Kunst, sondern Begeisterungen: Zün-
dungen gleichsam, die zwischen einem Ding
und einem Menschen stattgefunden haben. Nicht
Sehensakte und Feststellungsakte füllen die
Bildtafeln, sondern Erblickungen, deren
Kern ein Durchblicken zum Daseinsgeheim-
nis des betreffenden Dinges ist. Lange hat man
das S e h e n in der Kunst als das Wichtigste ge-
rühmt; aber nicht das Sehen, d. h. das Abtasten
des Formen- und Farbenbestandes durch das
optische Organ, darf damit gemeint sein, son-
dern das totale Erblicken, bei dem ein op-
tischer Feststellungsakt einen Kern von gei-
stiger, feuriger Bejahung verhüllt. Alles Dar-
stellen zielt auf das, was nicht schlechthin ab-
gebildet, sondern nur mittelbar erregt und „zwi-
schen den Zeilen" gesagt werden kann. . w. M.
Leder- und Metallarbeiten zur Anregung nach
der künstlerischen und der technischen Seite.
Wenngleich bei der modernen Lederware
die wundervolle alte Technik der Handvergol-
dung vielfach durch die bequemere mechanische
Plattenprägung ersetzt wird, so wird sie doch
immer noch bei der Qualitätsware ihre Pflege
finden. Durch die Handvergoldung ist der Zu-
sammenhang der Fachklasse für Lederwaren
mit der Buchbinderei gegeben. Der Beruf des
Buchbinders liegt zurzeit außerordentlich dar-
nieder, so erscheint es erklärlich, daß bei seiner
starken Verwandtschaft mit dem Portefeuiller-
beruf der Buchbinderschüler vielfach eine nütz-
liche Ergänzung auf dem derzeit immerhin
wirtschaftlich günstiger liegenden Berufsgebiet
der Lederware sucht oder bei besonderer Eig-
nung völlig zur Lederware übergeht.
In künstlerischer Beziehung überwacht Pro-
fessor Ludwig Enders beide Fachklassen,
denen als technische Lehrkräfte Friedrich
Jobst und Otto Fratzscher vorstehen.
Die Metallklasse, welche die Metallteile der
abgebildeten Taschen lieferte, unterrichtet
Eduard Fischer, der durch seine frühere
Tätigkeit an der Wiener Werkstätte bekannte
Meister der Silberschmiede-Kunst. . . O.K.
DIE KUNST sagt immer „Natur" oder „Wirk-
lichkeit", aber sie meint damit immer
„Idee" oder „Bedeutung"; also etwas Geschau-
tes, Geliebtes und Begeisterndes. Schopenhauer
sagte der Musik nach, sie spreche das „Ding
an sich" aus. Man kann dasselbe von aller Kunst
behaupten, sofern man unter dem,,Ding an sich"
die urbildhafte Idee versteht, die geistig er-
schaute Wirkkraft in ihrer ewigen Daseinsfülle.
Nicht Sachverhalte mitzuteilen ist Ziel der bil-
denden Kunst, sondern Begeisterungen: Zün-
dungen gleichsam, die zwischen einem Ding
und einem Menschen stattgefunden haben. Nicht
Sehensakte und Feststellungsakte füllen die
Bildtafeln, sondern Erblickungen, deren
Kern ein Durchblicken zum Daseinsgeheim-
nis des betreffenden Dinges ist. Lange hat man
das S e h e n in der Kunst als das Wichtigste ge-
rühmt; aber nicht das Sehen, d. h. das Abtasten
des Formen- und Farbenbestandes durch das
optische Organ, darf damit gemeint sein, son-
dern das totale Erblicken, bei dem ein op-
tischer Feststellungsakt einen Kern von gei-
stiger, feuriger Bejahung verhüllt. Alles Dar-
stellen zielt auf das, was nicht schlechthin ab-
gebildet, sondern nur mittelbar erregt und „zwi-
schen den Zeilen" gesagt werden kann. . w. M.