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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 69.1931-1932

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Dreyfus, Albert: Der Maler Edmond Ceria
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https://doi.org/10.11588/diglit.7203#0213

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DER MALER EDMOND CERIA

VON ALBERT DREYFUS

Venezianisches Blut fließt in den Adern dieses
in Evian am französischen Ufer des Genfer
Sees geborenen Künstlers. Mit seinem hohen
Wuchs, den breiten Schultern, dem bartum-
rahmten vollen Gesicht, dem unbekümmerten
in sich gefestigten Blick scheint er einem Con-
dottiereporträt Tizians oder Moronis entstie-
gen. Aber seine Herrschaft erstreckt sich nur
über ein Gebiet, und er hat nur eine Leiden-
schaft: die Malerei.

Mit sechzehn Jahren, zu Anfang des Jahr-
hunderts, übersiedelte Ceria nach Paris. Von
seinen Savoyer Bergen brachte er eine Herbe,
ein Klarheitsbedürfnis mit, das ihn nicht weit
von einem Schweizer Maler wie Hodler starten
ließ. Zum Unterschied von Hodler und anderen
germanischen Künstlern aber stellt er sich keine
gedanklichen Probleme: er ist ganz und gar
Sinnenmensch, Romane; kennt in der Kunst nur
die Praxis, die Übung. Er experimentiert nicht

mit Farbe und Form wie so viele Maler seiner
Generation: Fauves und Kubisten sind für ihn
Outsider der Malerei. Ceria ist Traditionalist.

Sein Ziel ist Niveau, nicht Neuerung. Der
Himmel der Ile de France wird seine Palette
verfeinern und auflockern, eine Reise nach Ita-
lien, die er 1919, also in reifem Mannesalter,
macht, wird ihm die Stammesverwandtschaft
mit diesem Lande, besonders mit Siena, be-
stätigen, ihn in der Überzeugung, auf dem rich-
tigen Weg zu sein, bekräftigen, aber eigentliche
Entwicklungsstadien gibt es bei Ceria nicht:
ein Maler, der sich weniger wandelt als ent-
faltet. Wie Matisse, Derain ist auch Ceria Im-
pressionist.

Freilich darf man Impressionismus nicht in
dem engen schulmäßigen in Verruf geratenen
Sinn eines Abklatsches der Natur nehmen, son-
dern in dem weiten einer grundsätzlichen Ge-
bundenheit des Künstlers an den Gegenstand,

XXXV. Januar 1932. 2
 
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