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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 69.1931-1932

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Grimme, Karl Maria: Gelände und Haus: zu dem neuesten Bau der Architekten Ing. Karl Hofmann und Ing. Felix Augenfeld
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https://doi.org/10.11588/diglit.7203#0129

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GELÄNDE UND HAUS

zu dem neuesten bau der architekten ing. karl hofmann und ing. felix augenfeid

Wir verlangen vom Architekten, daß sein Haus
ganz aus der Sonderart des Geländes her-
aus erstehe, mag sich dies nun aus technischen
Forderungen, aus ästhetischen Überlegungen oder,
wie meist, aus beidem ergeben.

Einen besonders innigen Zusammenhang zwi-
schen Gelände und Haus zeichnet den neuesten
Bau der Wiener Architekten Hof mann und Augen-
feld aus. Das Gelände, auf dem dieses Haus steht,
fällt nach zwei Seiten. In der einen Ecke dieses
Grundstücks, an der höchsten Stelle, wurde das
Haus errichtet. Speisezimmer, Wohnhalle und
Bücherei liegen so, daß sich vor ihren Fenstern
der Garten seiner ganzen Länge und Breite nach
ausdehnt. Wesentlich für den Wohnwert ebenso,
wie für den ästhetischen Eindruck des Hauses
sind ferner die Terrassen, die in drei verschie-
denen Höhenlagen angelegt wurden. Parterre-
und Dachterrasse weisen überdeckte Teile auf,
um so von den allseits umschlossenen Räumen
des Hauses einen Übergang zu den allseits offe-
nen Terrassenteilen zu bieten. Im Obergeschoß

besitzen Herren- und Damenschlafzimmer je eine
eigene Terrasse, die an zwei verschiedenen Seiten
des Hauses liegen. Damit wird gleichzeitig die
Verbindung des Hauses mit dem Garten gerade
in den beiden Hauptrichtungen besonders betont.
Das Haus fällt treppenartig zum Garten zu ab.

Diese Anlage ist gleichzeitig ein ideales Bei-
spiel des glücklichen Zusammenarbeitens vonBau-
und Gartengestalter. Gartenarchitekt Albert Esch
hat nämlich die Grundgedanken des Hauses in
den Garten fortgesetzt und damit jenen Rahmen
geschaffen, der dem Haus zu gesteigerter Wir-
kung verhilft. Im Anschluß an die Parterre-Terrasse
ist auch die nächste Umgebung des Hauses terras-
siert. Der Garten wird zu einem Teil des Hauses
und das Haus wieder zu einem Teil des Gartens.
Steinerne Wegarme greifen dann noch weiter in
das Gelände und verankern das Haus gleichsam
im Grundstück. Der Übergang von wenig gestal-
teten Flächen zum Haus findet somit allmählich
statt. Stärkster architektonischer Ausdruck wird
dadurch das Haus selbst. . . karl maria grimme.

XXXV. November 1931. 6*
 
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