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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 69.1931-1932

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Grimme, Karl Maria: Von den Einbauten im Garten: zu Arbeiten von Gartenarchitekt Albert Esch - Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.7203#0131

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VON DEN EINBAUTEN IM GARTEN

zu arbeiten von gartenarchitekt albert esch—wien

Nicht nur das Haus, auch der Garten soll frei
sein von Teilen, die ihr Entstehen einzig
formalistischen Bestrebungen verdanken. Ja, hier
im Garten wird aller Formalismus nur noch un-
erträglicher, denn der Gartengestalter arbeitet
mit dem schönsten Material, das es überhaupt
gibt, mit Blumen, Blütensträuchern und Bäumen.
Bei solchem Material aber stört jede unnötige
menschliche Zutat nur.

Eben wegen der Schönheit dieses Materials
hat aber der Garten nicht nur funktionelle Auf-
gaben zu erfüllen. Wir verlangen von ihm nicht
nur, daß wir in ihm baden, turnen und spielen
können, daß die Wege sinnvoll angeordnet seien,
eine der wichtigsten Aufgaben des Gartens ist
es auch, der Freude an den Blumen zu dienen.
Nicht zuletzt bedingt durch die vielen neuen
Blumensorten, schätzen wir mehr als je ihre
Schönheit. Hier aber zeigt sich die gestaltende
Kraft des Architekten, wenn man seine ord-
nende Hand eigentlich gar nicht gewahrt.

Mit zu den schönsten Wirkungen, die ein Garten
zu bieten hat, gehören die Schlingpflanzen. Da-

mit sie sich entfalten können, fordern sie Ein-
bauten in den Garten. Hier nun hat der Garten-
architekt vergangener Tage so recht das Feld
gesehen, wo er seine architektonischen Fähig-
keiten dartun und sich selbst damit in den Vor-
dergrund schieben konnte. Heute dagegen fordern
wir auch da äußerste Selbstzucht. Alle diese
Einbauten — ob es sich nun um Pergolen, Lat-
tenwände oder Lauben handelt — sind nicht um
ihrer selbst willen da, ihnen fällt die Aufgabe zu,
Schatten zu bieten und den Schlingpflanzen als
Gerüst zu dienen. Da aber haben sie sich der
Blume gänzlich unterzuordnen.

Einen besonderen Zartsinn, seinen Aufgaben
gegenüber, besitzt der Wiener Gartenarchitekt
Albert Esch. Er hat als einer der ersten den mo-
dernen Wohngarten verwirklicht, in einer Zeit,
da man noch allenthalben formalistische Gärten
anlegte. Die gleiche Zurückhaltung und Bändigung
der gestaltenden Kräfte, die wir in seiner Ge-
samtplanung finden, kennzeichnen auch jede Ein-
zelheit seiner Gärten. Nicht zuletzt die Pergolen,
Lattenwände und Lauben zeigen dies. k. m. grimme.
 
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