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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (2,1): Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1878

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Rosenberg, Adolf: Lorenzo Ghiberti: geb. in Florenz 1378, gest. ebenda 1455
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https://doi.org/10.11588/diglit.36088#0259

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LORENZO GHIBERTI.

füllen Köpfe von Propheten und Sibyllen aus, und um das ganze Thor windet
lieh ein aufserordentlich fein gearbeiteter Fries von Laubwerk.
Die Befchreibung, welche Vafari von den Thürfeldern giebt, zeichnet hch
durch eine folche Frifche und Anfchaulichkeit aus, dafs wir uns nicht vertagen
können, he nach der deutfehen Ausgabe feiner Lebensbefchreibungen hier mit-
zutheilen: ,,Ueber den acht unterhen Feldern, welche die vierEvangelihen und
die vier Kirchenväter enthalten, folgt, nach der Seite von Santa Maria Fiore zu,
zuerft die Verkündigung. Der Engel erfcheint, und die Jungfrau, erfchrecktund
voll Furcht über fein Kommen, wendet hch voll Anmuth von ihm ab. Im zweiten
Bild ih das Chrihuskind geboren, die Madonna liegt in ruhender Stellung, und
Jofeph betrachtet die Hirten und die hngenden Engel. Das dritte findet hch im
zweiten Thürhügel in gleicher Höhe mit jenem, man heht darin die Könige er-
fcheinen und Chrihus anbeten, dem he Tribut darreichen, wobei Lorenzo den Hof
und Gefolge mit Pferden und Bagage mannigfaltig und erfindungsreich darhellte.
Daneben kommt Chrihus, der im Tempel mit den Schriftgelehrten hreitet, und
nicht minder gut ih hier das Staunen und die Aufmerkfamkeit ausgedrückt,
mit welcher he auf Jefus horchen, als die Freude von Maria und Jofeph, die ihn
wiederhnden. Ueber diefem, wenn wir bei der Verkündigung wieder anfangen,
folgt, wie Chrihus von Johannes im Jordan getauft wird, und während man in
den Bewegungen des Einen Ehrfurcht wahrnimmt, erkennt man in denen des
Andern feinen Glauben. In dem nächhen Bilde wird Chrihus vom Teufel ver-
fucht, welcher in furchtfamer Geberde vor ihm heht und dadurch zeigt, er wiffe,
dafs jener der Sohn Gottes fei. Daneben im andern Thürhügel ih Chrihus wie-
derum, der die Verkäufer aus dem Tempel jagt, und Geld und Opferthiere,
Tauben und andere Waaren durcheinander wirft, wobei die Figuren, welche im
Fliehen über einander hürzen und fallen, auf's Schönhe und mit vieler Einhcht
dargehellt hnd. — Hierauf kommt der Schiffbruch der Apohel. — St. Petrus
heigt aus dem verlinkenden Schiff, und Jefus hält ihn; die Apohel, welche das
Schiff retten wollen, haben fehr mannigfaltige Stellungen, und man erkennt im
Behreben des hl. Petrus, zu Chrihus zu kommen, feinen Glauben. Ueber dem
Bilde von der Taufe, im erhen Thürhügel wieder beginnend, heht man die Ver-
klärung auf dem Berge Tabor; in den Stellungen der drei Apohel zeigt Lorenzo,
wie die Augen der Sterblichen von dem Glanze der himmlifchen Erfcheinung
geblendet werden, an Chrihus aber, der das Haupt nach oben gewandt mit aus-
gebreiteten Armen zwifchen Mofes und Elias fchwebt, wird feine Gottheit offen-
bar. Das nächhe Bild hellt dar, wie Lazarus vom Tode erweckt wird und aus dem
Grabe gehiegen mit gebundenen Füfsen und Händen daheht, zu grofsem Ver-
wundern der Umgebenden, unter denen Martha ih und Maria Magdalena, die
voll Demuth und tiefer Ehrfurcht die Füfse des Heilands küfst.
Hierauf kommt im andern Thürhügel Jefu Einzug in Jerufalem; die Kinder
der Juden breiten in mannigfaltigen Stellungen Gewänder auf die Erde und hreuen
Oel- und Palmenzweige dem Erlöfer, welchem die Apohel folgen. Diefem Bilde
zur Seite ih das Abendmahl mit den Jüngern fehr fchön geordnet, indem Lorenzo
he an einer langen Tafel fitzen liefs, die eine Hälfte nach innen, die andere nach
aufsen gewendet. Ueber der Verklärung ih das Gebet am Oelberge, wo der
 
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