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Kimpflinger, Wolfgang [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 1, Teil 2): Stadt Braunschweig — Braunschweig, 1996

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https://doi.org/10.11588/diglit.44169#0086

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als die Bauten in der Nachbarschaft. Das sehr
flach geneigte Dach verschwindet hier hinter ei-
nem schweren Dachgesims und einem darun-
ter liegenden Halbgeschoß, das verputzt ist und
sich durch eine dichte Reihung von Wand-
pilastern von den übrigen Geschossen absetzt.
Der kaum veränderte Bau wurde 1888 von
Maurermeister Eicke errichtet.
Die übrigen, zu dieser großen Denkmalgruppe
südlich und nördlich der Kreuzung mit der
Helmstedter Straße gehörenden Bauten sind
großvolumige Mehrfamilienwohnhäuser, mit
Ausnahme von Altewiekring 3/4 viergeschossig
und zwischen 1890 und der Jahrhundertwende
erbaut.
Südlich der Helmstedter Straße beginnt die
Bautengruppe auf der Westseite mit zwei relativ
gut erhaltenen Doppelwohnhäusern von 1890
(Nrn. 1/2 und 3/4). Beide Ziegel-Putzbauten
zeigen eine schematisch gereihte Fassadenord-
nung mit Betonung von Eck- und Mittelachsen
und sind von der Rückseite bzw. an den Flan-
ken erschlossen. Der folgende Bau Nr. 9 auf re-
lativ kleinem Grundstück und über fast quadra-
tischem Grundriß errichtet, hat eine turmartig
aufragende Kubatur, die durch das flache Fas-
sadenrelief noch zusätzlich unterstrichen wird.
Neue, aus dem niedrigen Walmdach stark vor-
tretende Dachhäuschen wirken in der sonst
noch überwiegend gut erhaltenen Altbausub-
stanz von 1892 als Fremdkörper.
Das Wohn-/Geschäftshaus Nr. 10 mit zwar
nicht originalen aber nur wenig jüngeren La-

deneinbauten im Erdgeschoß vermittelt als Eck-
bau an die bereits vorhanden gewesene Be-
bauung entlang der Helmstedter Straße (Helm-
stedter Straße 145). Beide Bauten, der vierge-
schossige am Altewiekring von 1890 und der
von der Helmstedter Straße her anschließende
dreigeschossige von 1885, sind in der Wahl der
Materialien aufeinander abgestimmt, und darü-
ber hinaus übernimmt der jüngere Eckbau in
seinem Obergeschoß Fensterform und verrin-
gerte Geschoßhöhe des älteren Nachbarn zur
formalen Harmonisierung der beiden Bauten.
Die dieser Bautengruppe gegenüber liegenden
Wohnhäuser wurden zwischen 1891 und 1893
errichtet und sind in Stil und Material einander
angeglichen. Die Häuser Nrn. 70 und 71 von
1891 sowie der mit einheitlich gestalteter Fas-
sade zusammengefaßte Komplex Nrn. 72,73
und 74 sind von demselben Bauherrn/Architek-
ten Maurermeister Wedler erstellt worden. Es
handelt sich auch hier wieder um die typischen
ZiegeF/Putzfassaden im Stil der Zeit, bei dem
Dreierhaus Nrn. 72, 73 und 74 wegen der un-
gewöhnlichen Länge der Fassade mit zusätzli-
chen Vertikalzäsuren in Form von Eckquaderun-
gen und Risaliten. Die ehemals in Renaissance-
formen mit Schweif- und Beschlagwerk
ausgestatteten Zwerchgiebel sind nach Kriegs-
beschädigungen im Dachbereich nur in verein-
fachter Form wiederhergestellt worden. Die ur-
sprünglich im Erdgeschoß von Haus Nr. 73 be-
findliche Bäckerei wurde schon 1901 wieder
aufgegeben und die zugehörigen großen La-
denfenster zu den heutigen Wohnraumfenstern
verkleinert.


Altewiekring von Süden (Leonhardstr.)

Den südlichen Abschluß der Gruppe bildet das
ebenfalls viergeschossige Haus Nr. 75. Es ist
über fast quadratischem Grundriß mit einem
flach geneigten Walmdach erbaut und von der
Mitte der Rückseite erschlossen. Der für Miet-
häuser der Gründerzeit häufig verwendete
zweispännige Grundriß der einzelnen Etagen
gruppiert jeweils zwei Vierzimmerwohnungen,
im Originalzustand noch ohne Badezimmer, um
das Treppenhaus. Die Stuck- und Putzgliede-
rungen sind auch hier überwiegend dem For-
menkanon der deutschen Renaissance ent-
nommen, heute aber in desolatem Zustand.
Das Haus wurde 1892 von Maurermeister Kurt
Gröpler errichtet.
In rascher Folge entstanden bis 1895 mit nur
geringer Variationsbreite im äußeren Erschei-
nungsbild weitere Bauten dieser Art, wie Alte-
wiekring 60 (1891) sowie die beiden Eckbauten
Nr. 59 und Nr. 61/62 von 1894 bzw. 1893, die
nach dem von L. Winter 1889 vorgelegten
Ortsbauplan an der Einmündung einer neu an-
zulegenden Straße stehen sollten, deren Trasse
auf einen westlich der Uhlandstraße projektier-
ten rechteckigen Platz zulief. Diese Planung
wurde jedoch nie ausgeführt und die unbebau-
te Fläche 1939 für die Anlage eines Betriebsho-
fes der Straßenbahn genutzt, dessen Zufahrt
heute zwischen den beiden Bauten liegt.
Aus dem Jahre 1894 stammt auch der Eckbau
auf der Ostseite der Kreuzung mit der Helm-
stedter Straße (Altewiekring 69, Helmstedter
Straße 24), dessen Erdgeschoß seit 1903 ei-
nen Ladeneinbau hatte und ab 1905 zeitweilig
als „Kaffeestube“ eingerichtet war.


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