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Kimpflinger, Wolfgang [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 1, Teil 2): Stadt Braunschweig — Braunschweig, 1996

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https://doi.org/10.11588/diglit.44169#0088

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Husarenstraße ausfüllte. Der südliche Teil des
Kasernengeländes, auf dem sich früher der
Reitplatz des hier stationierten Husarenregi-
mentes Nr. 17 befand, ist heute mit einem aus
der Bauflucht des Altewiekringes zurückge-
nommenen Neubau (nach 1960) des Finanzam-
tes besetzt. Der anschließende Kasernenbau
(Altewiekring 20a) wurde 1892 errichtet, mit
Wirtschafts- und Latrinengebäuden auf der
Rückseite. Der Mannschaftswohnbau ist auf die
neu angelegte Ringstraße hin orientiert und fun-
giert seit dieser Zeit als Hauptbau und östlicher
Abschluß dieses bereits seit 1880 mit Ställen
und Reitbahn ausgestatteten Militärgeländes.
Gleichzeitig mit dem Kasernenbau wurde an
der Ecke zur Husarenstraße ein Wohnhaus für
verheiratete Soldaten errichtet (Altewiekrina
20d).
Der den ganzen mittleren Bereich des Altewiek-
ringes dominierende viergeschossige langge-
streckte Baukörper des Mannschaftsgebäudes
hat im Innern die typische Disposition von Ka-
sernenbauten am Ende des 19.Jh., wie sie vor
allem auf preußischem Staatsgebiet entwickelt
wurde: eine mittige Treppenhausanlage er-
schließt die beiden Flügel, an deren langen Kor-
ridoren die Mannschaftsräume aufgereiht sind.
Diese innere Ordnung teilt sich der äußeren
Form mit, indem die Treppenhausachsen risalit-
bildend hervorgehoben werden und ein gedrun-
gener Turmaufsatz das Zentrum des Gebäudes
weithin sichtbar betont. Der Ziegelbau ist nur
zurückhaltend mit Bauschmuck versehen - sei-
ne formale Strenge wird zusätzlich unterstri-
chen durch das Flachdach und die von mittelal-
terlichen Wehrbauten abgeleitete Form des
mächtigen Kranzgesimses, dessen vorkragen-
de Rundbogenreihung und Tourellen dem Bau
eine kastellartige Gesamterscheinung geben.
Mit aufwendigen Formsteinziegeln in den Stich-
bögen der gekuppelten Fenster und streifig ver-
mauerten, verschieden farbigen Ziegeln ist der
dreigeschossige Wohnbau an der Ecke zur

Husarenstraße (Nr. 20d) einerseits weniger
streng organisiert als der Kasernenbau, ande-
rerseits aber durch Flachdach und wehrhafte
Mauerkrone diesem stilistisch doch eindeutig
zugeordnet. Das Gebäude ist als Zweispänner
symmetrisch konstruiert mit kurzen Seitenflü-
geln auf der Rückseite, an der auch das mittige,
ausgescherte Treppenhaus liegt.
Veränderungen und Wiederaufbaumaßnahmen
in der Nachkriegszeit hat die gründerzeitliche
Wohnbebauung im mittleren Teil des Altewiek-
ringes auf der dem Kasernenkomplex gegen-
überliegenden Straßenseite stark überformt. Nur
nördlich des Kasernenbaues, schon nahe der
Kreuzung der Ringstraße mit der Jasperallee (s.
dort), stehen noch an zwei Stellen einige Mehr-
familienwohnhäuser beieinander, die durch das
Zusammenwirken ihrer Gestaltungselemente
das Straßenbild beeinflussen und so jeweils als
Beispiele spätgründerzeitlichen Mietwohnungs-
baues der gehobenen Kategorie gelten können.
Dies sind die viergeschossigen Doppelhäuser
Altewiekring 28/29 und 30/31, die in der bereits
bekannten Materialkombination von Ziegel und
Putz errichtet wurden und als Eckhäuser auf
beiden Seiten der Einmündung der Fasanen-
straße an der östlichen Straßenflucht des Alte-
wiekring stehen. Diesen 1897 von der Firma
Rasche und Kratsch bzw. dem Maurermeister
Schönemann aufgeführten Bauten liegt zwi-
schen Husaren-und Fasanenstraße auf der an-
deren Straßenseite eine Reihe von Putzbauten
schräg gegenüber, die, um wenige Jahre jünger
als jene, florale Putzornamente in den Formen
des Jugendstiles (Nrn. 21/21 a und 22/23) bzw.
mit aufgeputzten Pilastern, Ranken- und Volu-
tenwerk noch Renaissancecharakter zeigen
(Nr. 24/25). In seiner heutigen Form, mit weit-
gehend beseitigtem Bauschmuck, ist das Eck-
haus zur Fasanenstraße Nr. 26 lediglich in sei-
ner historischen Kubatur erhalten und hat für
die Abfolge dieser Denkmalgruppe nur noch
komplettierenden Charakter.

DAS GEBIET ZWISCHEN JASPERALLEE UND
HELMSTEDTER STRASSE
Als 1889 L. Winter seinen Ortsbauplan für die
Stadterweiterungsgebiete mit der um die Stadt
herumführenden Ringstraße vorlegte, mußte er
im Gebiet des ehemaligen Hagenbruches zwi-
schen der erst von ihm projektierten Jasperallee
(urspr. Kaiser-Wilhelm-Straße) und dem alten
Straßenzug der Helmstedter Straße Rücksicht
auf bereits vorhandene Wohnbauten nehmen,
die sich dort seit den sechziger Jahren des
19.Jh. entlang von Feldwegen an einigen Stel-
len angesiedelt hatten. Zu diesen früh bebauten
Wegen, die in das Wintersche Straßensystem
integriert wurden und die um 1870 schon eine
lockere Bebauung aufwiesen, gehörten die
spätere Fasanenstraße östlich des herzoglichen
Küchengartens und die von der Helmstedter
Straße in spitzem Winkel nach Osten abzwei-
gende Kastanienallee, die eine direkte Verbin-
dung nach Riddagshausen herstellte.
Von diesen frühen Beispielen einer noch nicht
planmäßig erfolgten Ansiedlung in der Feldmark
der Stadt zeugen noch zwei denkmalwerte
Bauten auf der Südseite der Fasanenstraße,
deren Lokalisierung auf den Bauanträgen von
1868 bzw. 1869 als „am Wege nach dem Nuß-
berge“ und „auf dem ehemaligen Ackerstücke
im Hagenbruche neben dem Herzoglichen
Küchengarten“ gelegen, angegeben wird. Die
beiden Häuser haben jetzt die Adressen Fasa-
nenstraße 57 und 58 und fallen im heutigen
Straßenbild schon durch ihre von der Straßen-
flucht zurückgesetzte Lage und ihre nur einge-
schossige Bauweise auf. Beide Wohnhäuser,
zwischen denen im hinteren Bereich der Grund-
stücke 1905 noch ein Fachwerk-Stallgebäude
mit Kutscherstube errichtet wurde, gehörten
dem Holzhändler und Zimmerer Lehrmann, der
zunächst das Wohnhaus Nr. 57 als massiven
Ziegelbau mit in der Mitte der Fassade liegen-
dem Zwerchhaus, einem Satteldach und einer

Altewiekring 20A, Mars-Ia-Tour Kaserne, 1892


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