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Kimpflinger, Wolfgang [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 1, Teil 2): Stadt Braunschweig — Braunschweig, 1996

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https://doi.org/10.11588/diglit.44169#0139

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resultiert. Der symmetrisch organisierte Bau mit
flachübergiebeltem Mittelrisalit und niedrigem
Walmdach setzt an dieser Stelle der Straße ei-
nen besonderen Akzent. Bauherr und wohl
auch ausführender Architekt war der Bauunter-
nehmer Gremmels, der auch bei diesem Wohn-
haus den in dieser Straße bevorzugt verwende-
ten gelben Ziegel einsetzte und ihn mit grauen
Putzgliederungen kombinierte, mit denen in je-
der der drei Etagen die Fenster stilistisch ein-
heitlich gefaßt sind.
Im westlichen Abschnitt der Straße fällt auf der
Nordseite eine Dreiergruppe von gelben Ziegel-
bauten auf (Campestraße 1, 2, 3), bei der die
Verwendung nahezu identischer Stilmittel dem
Straßenbild an dieser Stelle einen unverwech-
selbaren Stempel aufdrückt. Ais Bauherr und
Architekt für alle drei Gebäude ist Maurermei-
ster Henze überliefert, der ein langgestrecktes
Grundstück westlich des Voigtländerschen
Werkes parzellierte und 1877/78 mit diesen drei
zweigeschossigen gelben Ziegelwohnhäusern
bebaute. Sie folgen in Grund- und Aufriß alle
dem gleichen Schema: nahezu quadratische
Grundfläche, je eine Fünfzimmerwohnung pro
Etage und integriertes Treppenhaus auf der
Rückseite. Die Fassade zeigt sich jeweils streng
symmetrisch mit flachem, übergiebeltem Mittel-
risalit, Satteldächern bei Nrn. 1 und 2 und
Walmdach bei Nr. 3. Während sich Nrn. 1 und 2
im Bauschmuck romanisch/gotisch geben und
die Ornamente in erster Linie durch Ziegelform-
steine und Zierverbände erzeugt werden, wird
bei Nr. 3 sorgfältig bearbeiteter Werkstein an
Gesimsen und Fenstereinfassungen als zusätz-
liches Gestaltungsmittel eingesetzt. Der insge-
samt gute Erhaltungszustand aller drei Bauten
und die Einheitlichkeit der Entwürfe verbinden
die drei Gebäude zu einer homogenen Gruppe.

aber nicht dem Originalzustand. Das ebenfalls
von Zimmerermeister Munte errichtete Haus
hatte Anfangs Sichtfachwerk und war lediglich
in den Giebeldreiecken mit dem unten lanzett-
förmig abschließenden Bretterschmuck verse-
hen.
Nr. 24 stammt ebenfalls aus dem Jahre 1869,
wurde von Hoftischler Joh. Eimecke erbaut und
ist in Kubatur, Fassadenordnung und Material-
wahl als Vorgänger der gegenüberliegenden
Dreiergruppe zu sehen. Auch hier ist der gelbe
Ziegel mit Ziersetzungen in Form von Bogen-
friesen, Lisenen und Deutschem Band, wichtig-

stes Gestaltungselement. Durch den hohen
Werksteinkellersockel, in dem weit oben die
Kellerfenster mit den Originalgittern sitzen, er-
scheint der Bau leicht gestelzt.
Der letzte und jüngste Bau in dieser Gruppe ist
wieder ein Fachwerkbau (Campestraße 23),
der, nachträglich mit Platten verkleidet, einen
symmetrischen Fassadenaufriß zeigt, der den
benachbarten Massivbauten sehr ähnlich ist:
zweigeschossig mit der Traufe zur Straße ste-
hend und mit einem mittigen Zwerchhaus in
das Satteldach einschneidend. Zur Vergröße-
rung des Wohnraumes unter dem Dach erhielt


Campestr. 15/16, 1883, Arch. Gremmels

Dieser Bautengruppe gegenüber liegt auf der
Südseite der Straße eine weitere aus vier Ge-
bäuden bestehende Denkmalgruppe, die nach
Form, Konstruktion und Größe unterschiedlich
ausgebildet sind und die Frühphase der Auf-
siedlung der Campestraße repräsentieren, in
der sehr individuell und offensichtlich noch nicht
unter stadtgestalterischen Gesichtspunkten ge-
baut wurde (Campestraße 23, 24, 25, 26).
Die Bebauung erfolgte auch auf dieser Straßen-
seite von der Wolfenbütteier Straße her mit der
Nr. 26, einem zweigeschossigen Wohnhaus un-
ter ausgebautem Satteldach. Der in das Dach
einschneidende Mittelrisalit an der Straßenfas-
sade ist dreigeschossig. Das verputzte Gebäu-
de zeigt als einzigen Schmuck gerade, auf klei-
nen Konsolen ruhende Fensterbedachungen.
Das Haus wurde, zusammen mit einem heute
stark veränderten Stallgebäude auf dem Hof,
von Zimmerermeister Munte 1867 errichtet.
Von 1869 stammt das östlich folgende kleine
Fachwerkhaus (Campestraße 25), bestehend
aus einem zweigeschossigen, giebelständigen
und einem eingeschossigen, traufständigen Teil
mit Drempel. Das ganze Gebäude ruht auf ei-
nem Kellersockel aus Ziegelmauerwerk und
wird von der Rückseite erschlossen. Die heuti-
ge allseitige Verbretterung des mit Andreas-
kreuzen in den Eckgefachen aufgeführten
Fachwerkgerüstes ist wohl bereits kurz nach
der Fertigstellung des Hauses erfolgt, entspricht

Campestr. 1, 1877/78, Arch. Henze


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