angefügt worden. Errichtet wurde der Industrie-
bau von der Braunschweiger Maschinenbauan-
stalt (BMA) und den Architekten Rasche und
Kratzsch als größte Braunschweiger Zuckerraf-
finerie, ein Produktionszweig, der bis über die
Mitte dieses Jahrhunderts hinaus für Braun-
schweig außerordentlich bedeutsam gewesen
ist. Seit vielen Jahren leerstehend, ist der Ge-
bäudekomplex 1985 von jüngeren Anbauten
befreit worden und befindet sich seither im Be-
sitz der Stadt. Es ist bisher nicht gelungen, die
sanierungsbedürftige Anlage einer neuen Nut-
zung zuzuführen.
In dem in südliche Richtung die Stadt verlas-
senden Teil der Frankfurter Straße haben sich
noch zwei denkmalwerte Wohnbauten erhalten,
die stellvertretend und beispielhaft für die heute
stark veränderte historische Wohnbebauung in
diesem Stadtbereich stehen. Um 1870 noch
sehr locker bebaut, ist in den folgenden zwan-
zig Jahren analog den benachbarten Industrie-
ansiedlungen die Frankfurter Straße stadtaus-
wärts bis in die Höhe der Einmündung des Cy-
riaksringes nahezu geschlossen bebaut
worden. Mit zu den frühesten Bauten zählt
Frankfurter Straße 25, ein 1875 noch in Fach-
werk errichtetes Wohnhaus für zwei Familien.
Bauherr war der Gärtner Th. Bues, der auf dem
Hof umfangreiche, heute jedoch stark veränder-
te Stall- und Scheunengebäude miterrichten
ließ. Das Wohnhaus hat zur Straße hin noch ei-
Frankfurter Str. 25, 1875
Frankfurter Str. 271/272, 1883, Arch. Lippert
ne spätklassizistische Fassadendisposition, de-
ren symmetrischer Aufbau von einem schwach
vortretenden Mittelrisalit mit Zwerchhaus, Sat-
teldächern und einem leicht vorkragenden
Obergeschoß bestimmt wird. Ein ebenfalls
zweigeschossiger kleiner Vorbau unter eigenem
Satteldach ist dem Nordgiebel angefügt, in dem
auch der Haupteingang des Gebäudes liegt.
Das Haus ist bis heute wenig verändert, ein-
schließlich des Schieferbehanges, der das
Fachwerkgefüge der Westfassade und des
Nordgiebels vor Durchfeuchtung schützt und
der wohl nur wenige Jahre nach Fertigstellung
des Hauses aufgebracht worden ist. Das Haus
ist eines der wenigen noch erhaltenen Beispiele
vorstädtischer Wohnbebauung, die noch im Zu-
sammenhang mit einem angegliederten Klein-
betrieb entstanden ist und noch nicht dem
kommerziellen Mietwohnungsbau großen Stiles,
wie er wenige Jahre später in seiner unmittelba-
ren Nachbarschaft einsetzt, angehört.
Der mehrgeschossige Mietwohnungsbau der
achtziger Jahre des 19.Jh. ist in der Frankfurter
Straße durch das dreigeschossige Doppel-
wohnhaus 271/272 mit einem gut restaurierten
Beispiel vertreten. Der mit symmetrisch aufge-
bauter Ziegel-/Putzfassade auf Repräsentation
bedachte Bau von Maurermeister Lippert
gehört mit seinem hellen Neorenaissanceputz
vor ockerfarbenem Ziegelmauerwerk einer ver-
breiteten stilistischen Richtung der achtziger
Jahre des 19.Jh. an, die auch in anderen grün-
derzeitlichen Wohnquartieren Braunschweigs
anzutreffen ist. Das Doppelwohnhaus wurde
1883 gebaut, der nördliche Teil im Dachbereich
und im zweiten Obergeschoß während des
Zweiten Weltkrieges stark beschädigt und in
den Nachkriegsjahren nur notdürftig wiederher-
gestellt. In den Jahren 1983-86 erfolgte eine
grundlegende Sanierung des Gebäudes mit
Rekonstruktion der verlorenen Hausteile und
Restaurierung der Fassade einschließlich Er-
neuerung der Fenster, die in der historischen
Form nachgebaut wurden.
Die Frankfurter Straße ist heute in ihrem südli-
chen Bereich, an der Kreuzung mit der Bahn-
trasse, identisch mit dem Verlauf des westli-
chen Autobahnringes. Südlich der Bahnunter-
querung, bereits in Höhe der Gartenstadt, wird
sie in ihrer ursprünglichen Lage parallel zur Au-
tobahn weitergeführt und heißt dort Alte Frank-
furter Straße. Hier liegt mit der Hausnummer
181 ein Nachkriegsbau, der aus architektur-
und wirtschaftsgeschichtlichen Gründen Bau-
denkmal ist: Der eingeschossige Flachdachbau
ist eine der wenigen, bereits in den frühen fünf-
ziger Jahren entstandenen und in ihrem äuße-
ren Erscheinungsbild gut erhaltenen Coca-
Cola-Abfüllstationen, die moderne Architektur-
formen mit einem neuen Betriebskonzept
verbindet. Das Gebäude wurde in zwei Ab-
schnitten 1954 und 1957 errichtet, wobei der
südliche Teil mit der gebäudehohen Glasfront,
hinter der sich die Abfüllanlage befindet, der äl-
tere ist. Als moderner „Schaufensterbetrieb“
sollte das Werk jedem Passanten die Möglich-
keit geben, den Herstellungsprozeß des dort
erzeugten Produktes mitzuverfolgen und sich
von der hygienischen und einwandfreien Verar-
beitung selbst zu überzeugen. Das leicht vor-
springende Schaufenster mit sich von oben
nach unten verjüngenden Seiteneinfassungen,
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bau von der Braunschweiger Maschinenbauan-
stalt (BMA) und den Architekten Rasche und
Kratzsch als größte Braunschweiger Zuckerraf-
finerie, ein Produktionszweig, der bis über die
Mitte dieses Jahrhunderts hinaus für Braun-
schweig außerordentlich bedeutsam gewesen
ist. Seit vielen Jahren leerstehend, ist der Ge-
bäudekomplex 1985 von jüngeren Anbauten
befreit worden und befindet sich seither im Be-
sitz der Stadt. Es ist bisher nicht gelungen, die
sanierungsbedürftige Anlage einer neuen Nut-
zung zuzuführen.
In dem in südliche Richtung die Stadt verlas-
senden Teil der Frankfurter Straße haben sich
noch zwei denkmalwerte Wohnbauten erhalten,
die stellvertretend und beispielhaft für die heute
stark veränderte historische Wohnbebauung in
diesem Stadtbereich stehen. Um 1870 noch
sehr locker bebaut, ist in den folgenden zwan-
zig Jahren analog den benachbarten Industrie-
ansiedlungen die Frankfurter Straße stadtaus-
wärts bis in die Höhe der Einmündung des Cy-
riaksringes nahezu geschlossen bebaut
worden. Mit zu den frühesten Bauten zählt
Frankfurter Straße 25, ein 1875 noch in Fach-
werk errichtetes Wohnhaus für zwei Familien.
Bauherr war der Gärtner Th. Bues, der auf dem
Hof umfangreiche, heute jedoch stark veränder-
te Stall- und Scheunengebäude miterrichten
ließ. Das Wohnhaus hat zur Straße hin noch ei-
Frankfurter Str. 25, 1875
Frankfurter Str. 271/272, 1883, Arch. Lippert
ne spätklassizistische Fassadendisposition, de-
ren symmetrischer Aufbau von einem schwach
vortretenden Mittelrisalit mit Zwerchhaus, Sat-
teldächern und einem leicht vorkragenden
Obergeschoß bestimmt wird. Ein ebenfalls
zweigeschossiger kleiner Vorbau unter eigenem
Satteldach ist dem Nordgiebel angefügt, in dem
auch der Haupteingang des Gebäudes liegt.
Das Haus ist bis heute wenig verändert, ein-
schließlich des Schieferbehanges, der das
Fachwerkgefüge der Westfassade und des
Nordgiebels vor Durchfeuchtung schützt und
der wohl nur wenige Jahre nach Fertigstellung
des Hauses aufgebracht worden ist. Das Haus
ist eines der wenigen noch erhaltenen Beispiele
vorstädtischer Wohnbebauung, die noch im Zu-
sammenhang mit einem angegliederten Klein-
betrieb entstanden ist und noch nicht dem
kommerziellen Mietwohnungsbau großen Stiles,
wie er wenige Jahre später in seiner unmittelba-
ren Nachbarschaft einsetzt, angehört.
Der mehrgeschossige Mietwohnungsbau der
achtziger Jahre des 19.Jh. ist in der Frankfurter
Straße durch das dreigeschossige Doppel-
wohnhaus 271/272 mit einem gut restaurierten
Beispiel vertreten. Der mit symmetrisch aufge-
bauter Ziegel-/Putzfassade auf Repräsentation
bedachte Bau von Maurermeister Lippert
gehört mit seinem hellen Neorenaissanceputz
vor ockerfarbenem Ziegelmauerwerk einer ver-
breiteten stilistischen Richtung der achtziger
Jahre des 19.Jh. an, die auch in anderen grün-
derzeitlichen Wohnquartieren Braunschweigs
anzutreffen ist. Das Doppelwohnhaus wurde
1883 gebaut, der nördliche Teil im Dachbereich
und im zweiten Obergeschoß während des
Zweiten Weltkrieges stark beschädigt und in
den Nachkriegsjahren nur notdürftig wiederher-
gestellt. In den Jahren 1983-86 erfolgte eine
grundlegende Sanierung des Gebäudes mit
Rekonstruktion der verlorenen Hausteile und
Restaurierung der Fassade einschließlich Er-
neuerung der Fenster, die in der historischen
Form nachgebaut wurden.
Die Frankfurter Straße ist heute in ihrem südli-
chen Bereich, an der Kreuzung mit der Bahn-
trasse, identisch mit dem Verlauf des westli-
chen Autobahnringes. Südlich der Bahnunter-
querung, bereits in Höhe der Gartenstadt, wird
sie in ihrer ursprünglichen Lage parallel zur Au-
tobahn weitergeführt und heißt dort Alte Frank-
furter Straße. Hier liegt mit der Hausnummer
181 ein Nachkriegsbau, der aus architektur-
und wirtschaftsgeschichtlichen Gründen Bau-
denkmal ist: Der eingeschossige Flachdachbau
ist eine der wenigen, bereits in den frühen fünf-
ziger Jahren entstandenen und in ihrem äuße-
ren Erscheinungsbild gut erhaltenen Coca-
Cola-Abfüllstationen, die moderne Architektur-
formen mit einem neuen Betriebskonzept
verbindet. Das Gebäude wurde in zwei Ab-
schnitten 1954 und 1957 errichtet, wobei der
südliche Teil mit der gebäudehohen Glasfront,
hinter der sich die Abfüllanlage befindet, der äl-
tere ist. Als moderner „Schaufensterbetrieb“
sollte das Werk jedem Passanten die Möglich-
keit geben, den Herstellungsprozeß des dort
erzeugten Produktes mitzuverfolgen und sich
von der hygienischen und einwandfreien Verar-
beitung selbst zu überzeugen. Das leicht vor-
springende Schaufenster mit sich von oben
nach unten verjüngenden Seiteneinfassungen,
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