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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 1) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27415#0095

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Erfindung des Projektionsapparates im 17. Jahrhundert.

71

nach Portas Manier einmal eine vortreffliche Vorstellung der
Kreuzigung Christi gesehen habe und auf gleiche Weise wurde der
Kaiser Rudolph von seinen Mathematikern mit einer Prozession
aller Kaiser, von Julius Cäsar bis auf ihn selbst, belustigt1).

Die Erfindung der Zauberlaterne (Katerna ma-
gica) als Projektionslampe ist dem berühmten niederländischen
Physiker Christian Huygens (Hugenius) zuzuschreiben (geb.
1629 in Haag, gest. 1695 ebenda). Er ist bekannt als Begründer der
Undulationstheorie des Lichtes (s. S, 76) und der Wahrscheinlichkeits-
rechnung; er verbesserte die Teleskope und entdeckte den Ring des
Saturn, stellte das Gesetz der Zentrifugalkraft auf und erfand 1656
die Pendeluhr.

Die älteste Kunde über eine Zauberlaterne deutet auf das Jahr 1656
hin. Mit der Tatsache, daß Christian Huygens eine Zauberlaterne
hergestellt hat — die älteste, von der wir Kunde haben —, sind
wir durch den Briefwechsel Huygens mit seinem Bruder Ludwig be-
kannt gemacht worden. Nachdem in einer früheren Arbeit („D. Opt.
Wochenschrift“ 1919, S. 152 u. 163; vgl. „Eders Jahrbuch“, Bd.
30, S. 34) die Untersuchungen über die Laterne selbst veröffentlicht
wurden, ist dort an Hand des Briefwechsels eine Schilderung des
ganzen Herganges gegeben.

Hierüber berichtet F. Paul Liesegang „Über Christian
Huygens und die Zauberlaterne“ [Zum 300jährigen Ge-
burtstag des Gelehrten am 14. April 19291 in „Centralztg. f. Opt. u.
Mech.“ 50, 1929, S. 167.

Huygens war durch seine viel wichtigeren anderen Erfin-
dungen abgelenkt und befaßte sich später mit dieser „Bagatelle“
nicht mehr. Als sein Vater, der als niederländischer Gesandter am
französischen Hofe lebte, von ihm eine Laterne magica verfertigt
haben wollte, ließ er diesen Auftrag unter allerlei Ausreden uner-
ledigt, da er für seinen guten Ruf fürchtete, wenn es herauskommen
sollte, daß er der Verfertiger des Apparates und der offenbar für
einen Spuk bestimmten Bilder sei. (Deutsche Optische Wochenschrift
1919, S. 152 und 165, Bd. 6, 1920, S. 337 und 355, Bd. 7, S. 20.)
Der Däne Thomas Walgenstein, der 1658 an der holländischen
Universität Leyden studierte und mit Christian Huygens be-
kannt war, brachte die Zauberlaterne in eine gebrauchsfertige Form
und verbreitete sie durch Vorführung und im Verkauf. Wir wissen

1) Priestley, History and present state of discoveries relating to vision,
light and colours“ 1772; Deutsch Leipzig. 1775.
 
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