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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 1) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27415#0112

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88

Neuntes Kapitel.

carius, Scheele, Senebier, Davy, Heinrich, Link,
Landgrebe kennen Schulze nicht oder nur nebenbei und auch
Priestley, der in seiner 1772 veröffentlichten „Geschichte der
Optik“ den damaligen Ereignissen näher stand1), führt wohl Schul-
ze s Beobachtungen an, bringt sie aber chronologisch in eine falsche
Stellung, indem er Beccarius vor Schulze stellt; überhaupt
fehlen bei Priestleys Zitaten die Jahreszahlen. Auch Fiedler
(De lucis effectibus chemicis, 1835) macht sich desselben Anachronis-
mus schuldig. Von den neueren Autoren scheint keiner die Arbeit
S c h u 1 z e s gekannt zu haben und Eder war der erste, welcher auf
Grund seiner Quellenstudien den deutschen Naturforscher Schulze
als den Erfinder der Photographie in ihren ersten Anfängen nachge-
wiesen hatte2). Abb. 21 zeigt das Porträt Schutzes in einer
Autotypie nach einem alten Kupferstiche, welchen der Verfasser be-
reits in der früheren Ausgabe dieser „Geschichte“ mittels heliographi-
scher Reproduktion bekannt gemacht hatte.

Mit Johann Heinrich Schulze beginnt 1727 eine neue
Epoche der Erfindungsgeschichte der Photographie.

Zurückweisung unsachlicher Darstellung der Ver-
dienste J. H. Schulzes, die Potonniee in seiner „His-
toire de Phot.“ 1925 vorbringt.

Unsachliche und unrichtige Schilderungen, die Potonniee dem Erfinder-
anteil Schulzes widmete, sind im Interesse der historischen Wahrheit richtig zu
stellen: Potonniee hat die Erfindung des ersten photographischen Kopier-
verfahrens durch Schulze 1727 geringschätzig mit hämischen Bemerkungen ab-
getan ; die Tatsache, daß er der erste Physiker war, der die chemische Lichtwirkung
von der Wirkung der Wärme unterschied, wird verschwiegen, obgleich das Kapitel,
worin Potonniee dies behandelt, mit dem Titel „Chimistes et Photochemie“ überschrie-
ben ist und somit die korrekte Behandlung dieser Materie zu verlangen wäre.

Warum leugnet Potonniee aber das unbestreitbare Verdienst
Schulzes, der 1727 wirklich dokumentarisch nachweisbar Schat-
tenbilder im Sonnenlicht auf Silbersalzschichten kopierte, der nach
Papierschablonen positive Photographien, nach Bindfaden negative
Bilder erhielt? — Warum ignoriert er die in photochemisch-histo-
rischer Hinsicht große wissenschaftliche Erkenntnis Schulzes,
daß hier eine spezifische photographische Lichtwirkung vorliegt,

1) „The history and present state of discoveries.“ London 1772. Deutsche
Ausgabe: „Geschichte und gegenwärtiger Stand der Optik.“ Übersetzt und mit An-
merkungen versehen von G. S. Klügel, 1776, S. 277.

2) Dieser erste Nachweis wurde zuerst geführt: J. M. Eder, Photographische
Korrespondenz, 1881, S. 18.
 
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