Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 1) — Halle (Saale), 1932

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27415#0140

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
116

Elftes Kapitel.

H e 11 o t hatte also die Lichtempfindlichkeit des Silbernitrat-
papieres entdeckt, wußte jedoch mit seiner Entdeckung1 nichts an-
deres anzufangen als eine Geheimschrift herzustellen. Die Idee zur
Erzeugung eines Lichtschattenbildes im Sinne einer photographischen
Silberbildung lag ihm ferne.

Wirkung des Lichtes auf farbige Stoffe.

Über die Eigenschaft des Lichtes, auf farbige Stoffe zerstörend
zu wirken, machte Kapitän Dufay (geb. 1698, gest. 1739) in den
Memoiren der Pariser Akademie im Jahre 1737 einige Mitteilungen:
„Unter den Beispielen, die ich anführen könnte, will ich nur einer
taffetenen, karmesin gefärbten Gardine erwähnen, die lange an einem
Fenster gehangen hatte; alle Stellen, die sich den Fensterscheiben
gerade gegenüber befanden, waren gänzlich entfärbt, wogegen die
vom Kähmen bedeckten bei weitem nicht so verblichen waren; außer-
dem zeigte sich auch noch, daß in den entfärbten Teilen selbst, die
Seide zerstört war und daß die Gardine da weit leichter zerrissen
werden konnte, wogegen man an anderen Stellen ungefähr die ge-
wöhnliche Kraft anwenden mußte“1).

Über die Veränderungen der Farben im Lichte mögen wohl auch
die alten Maler reiche Erfahrungen gesammelt haben. Dies ist um
so wahrscheinlicher, als H e r a c 1 i u s in seiner aus der Mitte des
13. Jahrhunderts stammenden Schrift „Von den Farben und Künsten
der Römer“ verschiedene organische Farbstoffe (Krapplack, Tourne-
sol, Drachenblut, Karmin, Lack von Brasilholz, Farbstoff der Veil-
chen) bei den Malerfarben erwähnt2). Bei C'ennino Cennini
findet sich in der Tat schon in seinem Mitte des 15. Jahrhunderts er-
schienenen „Buch von der Kunst oder Traktat der Malerei“3) eine
Warnung vor der Verwendung des Drachenblutes („laß es stehen
und kümmere dich nicht allzuviel darum“). Vom Gummilack heißt
es, daß „die Luft seine Feindin sei“; beim Safran: „siehe, daß er
die Luft nicht pchaue, da er sonst schnell seine Färbe verliert“.
Michel Angelo Biondo führt in dem „Traktat von der hoch-

1) Histoire de l’Academie royale des Sciences, 1737, S. 253. Dieses Zitat findet
sich auch in Berthollets „Elements de l’art de la teinture“, Paris 1791, und in
der nach der zweiten Ausgabe dieses Werkes veranstalteten deutschen Übersetzung
„Anfangsgründe der Färbekunst“, Berlin 1806, S. 149.

2) Quellenschriften zur Kunstgeschichte. IV. „Heraclius etc.“ Herausgegeben
von 11 g. 1873.

3) Quellenschriften zur Kunstgeschichte. I. „Cennino Cennini etc.“ Übersetzt
von 11 g. 1871.
 
Annotationen