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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 1) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27415#0182

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158

Vierzehntes Kapitel.

Silberlösung wurde das Zeug rötlichbraun und schließlich (nach
ungefähr 4 Stunden) schwärzlichgrau. Als aber während des Ver-
suches das Seidenzeug mit Weingeist anstatt mit Wasser feucht er-
halten wurde, trat beim Gold keine, beim Silber eine sehr schwache
Reduktion ein, welche der Feuchtigkeit des Weingeistes und der Luft
zugeschrieben wurde. Bei einem andern Versuche wurde das mit
Silbernitrat getränkte Seidenzeug in der Wärme getrocknet und dem
Sonnenlichte ausgesetzt; das Zeug erhielt nach weniger als einer
Stunde eine rötlichbraune Farbe, die am dritten Tage in Schwarz
überging. Auch dieser Effekt wurde der Feuchtigkeit der Atmosphäre
zugeschrieben.

Aus ihren Versuchen zog Frau Fulhame den Schluß:

„Daß Wasser zur Wiederherstellung der Metalle durch Licht un-
umgänglich notwendig sei“; „daß Licht bei dieser Wiederherstellung
gerade so wirke, wie Wasserstoff, Schwefel und Kohle“; „daß das
Licht diese Wirkung nur durch Zersetzung des Wassers hervorbringe“.

Die Angaben der Madame Fulhame sind originell und von
Wichtigkeit; sie gaben zu Rumfords Versuchen Anlaß und waren
die indirekte Veranlassung zu heftigen Angriffen gegen die 'An-
hänger der Theorien von den chemischen Lichtwirkungen.

Mittlerweile war die Hypothese aufgetaucht, daß das Licht aus
einem modifizierten Wärmestoff bestehe. Girtaner sprach zuerst
1795 in seinen „Anfangsgründen der antiphlogistischen Theorien“,
S. 14, diese Ansicht aus und Link („Beobachtungen und Betrach-
tungen über den Wärmestoff“, S. 7) stimmte ihm bei. Ja Scherer
ging noch weiter und leugnete in seinen „Nachträgen zu den Grund-
zügen der neuen chemischen Theorie“ (Jena 1796, S. 18) jeden be-
sonderen chemischen Einfluß des Lichtes, selbst auf die Pflanzen,
und sucht alle diese Erscheinungen auf Wärmewirkung zurückzu-
führen. Er erklärte alle mit dieser Hypothese nicht übereinstimmen-
den Beobachtungen für irrtümlich und die zu ihrer Bestätigung ange-
führten Experimente für fehlerhaft1).

Auch Graf von Rumford schloß sich dieser Ansicht an und
suchte sie durch seine Experimente (diese sind nicht originell, son-
dern zum großen Teile die der Madame Fulhame) zu stützen.

Er leugnete 1798 schlechtweg jede besondere chemische Licht-
wirkung und behauptete, daß alle Veränderungen, welche die Körper
unter dem Einflüsse des Sonnenlichtes erleiden, keineswegs durch eine

1) Fischer, „Geschichte der Physik“, 1806. Bd. VII, S. 12.
 
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