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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 1) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27415#0208

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Fünfzehntes Kapitel.

erst 1823 (Poggendorfs biographisch-literarisches Handwörterbuch 1862. L. I.
421). Leider faßte Arago seine Angabe derart unbestimmt, daß man unwillkürlich
zur Meinung verleitet wird, Charles habe schon vor Wedgwood seine Sil-
houetten photographiert; zum mindesten bleibt man über den Zeitpunkt der Experi-
mente völlig im Unklaren. Allerdings sagt Gaston Tissandierin seinem
„Les merveilles de la Photographie“ (Paris 1874, S. 15), daß Professor Charles „um
das Jahr 1780“ die Camera obscura zu rudimentären Photographien verwendet habe,
indem er Silhouetten von Personen auf mit Chlorsilber bestrichenes Papier fallen ließ.
Tissandier gibt sogar eine Abbildung (a. a. 0. S. 14), um zu demonstrieren, wie

Abb. 28. Angebliche Versuchsanordnung Charles (1780) zum Kopieren von
Silhouetten auf Chlorsilberpapier im Sonnenlicht.

dieser Vorgang sich vielleicht abgespielt haben mag, welche Illustration wir (Abb. 28)
reproduzieren. Es sei aber ausdrücklich erwähnt, daß diese Abbildung der Phantasie
Tissandiers entstammt und daß die angebliche Jahreszahl dieser Charlesschen
Demonstrationen (1780) von Tissandier nirgends durch eine Quellenangabe ge-
stützt ist und wohl ebenso der Phantasie dieses Autors entstammt, wie die beigegebene
Abbildung. Ich stelle dagegen folgende Vermutung auf: C h a r 1 e s hat ganz einfach
Wedgwoods Abhandlung gelesen, sich danach gerichtet und daraus „in den ersten
Jahrendes XIX. Jahrhunderts“ einVorlesungsexperiment gemacht. Mit dieser einfachen
Annahme schwindet sofort alles Geheimnisvolle an dem Vorgänge Charles’, dessen
Eigenschaften als Mitglied und Bibliothekar der Pariser Akademie der Wissenschaften
die Annahme der Geheimniskrämerei ausschließt.
 
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