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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 1) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27415#0223

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Entdeckung der Photographie in natürlichen Farben durch Seebeck (1810) usw. 199

Daselbst beschreibt S e e b e c k die Wirkung- des Sonnen-
spektrums auf Leuchtsteine, und daran schließt sich die für die
Geschichte der Photographie sehr wichtige Abhandlung Seebecks,
„Von der chemischen Aktion des Lichts und der farbigen Be-
leuchtung“.

Seebeck schreibt1): . . . „Als ich das Spektrum .... auf
weißes, noch feuchtes und auf Papier gestrichenes Hornsilber2)
fallen ließ und 15 bis 20 Minuten .... in unveränderter Stellung
erhielt, so fand ich das Hornsilber folgendermaßen verändert: Im
Violett war es rötlich-braun (bald mehr violett, bald mehr blau)
geworden und auch noch über die vorher bezeichnete Grenze
des Violett hinaus erstreckte sich diese Färbung, doch war sie
nicht stärker als im Violett; im Blauen des Spektrums war das
Hornsilber rein blau geworden, und diese Farbe erstreckte sich
abnehmend und heller werdend bis Grün; im Gelben fand ich das
Hornsilber mehrerenteils unverändert, bisweilen kam es mir etwas
gelblicher vor als vorher; im Rot dagegen und mehrerenteils noch
etwas über das Rot hinaus hatte es eine meist rosenrote oder
hortensienrote Farbe angenommen. Bei einigen Prismen fiel diese
Rötung ganz außerhalb dem Rot des Spektrums . . . Wenn am Lichte
grau gewordenes, noch feuchtes Hornsilber ebenso lange der Ein-
wirkung des prismatischen Sonnenbildes ausgesetzt wird, so verändert
es sich im Blau und Violett wie vorhin; im Roten und Gelben da-
gegen wird man das Hornsilber heller finden, als es vorher war, zwar
nur wenig heller, doch deutlich und unverkennbar. Eine Rötung in
oder hart unter dem prismatischen Rot wird man auch hier gewahr
werden . . . Das salzsaure Silber wurde unter den violetten, blauen
und blaugrünen Gläsern, wie am Sonnen- oder Tageslichte grau und
zwar nach der Verschiedenartigkeit der Gläser auch verschieden
nuanciert ....

Der Physiker S e e b e c k war also (abgesehen von S e n e b i e r,
welcher weitaus weniger genaue Angaben über die Photochromie des
Chlorsilbers machte), der erste, welcher entdeckte, daß das Chlor-
silber fähig sei, alle natürlichen Farben des Sonnenspektrums
und der farbiger Gläser anzunehmen; er erkannte die Fähigkeit des
im Lichte grau angelaufenen Chlorsilbers (sog. Silbersubchlorid), im
gelben Lichte heller (gelblich) zu werden und auch die anderen

1) Goethes Werke „Zur Farbenlehre“. Tübingen, in der Cottaschen Buch-
handlung. 1810. (Ausgabe von Hempel, Berlin. Band 36, S. 431.)

2) = Chlorsilber.
 
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