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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 1) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27415#0224

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200

Siebzehntes Kapitel.

Farben wiederzugeben; daß er auch bei „weißem Chlorsilber“
die Farbenempfindlichkeit beobachtete, ist wohl darauf zurückzu-
führen, daß sein Spektrum mit diffusem weißen Licht vermischt war,
wo sich Silbersubchlorid bilden konnte, welches die Farben wieder-
gibt; reines weißes Chlorsilber in einem reinen Spektrum färbt sich nur
im brechbareren Ende dunkel, ohne die Farbenwirkung zu reprodu-
zieren, welch letztere auch die älteren Physiker, wie Scheele u. a.,
bei ähnlichen Versuchen nicht beobachtet hatten und die auch C. EL
Pf aff später nicht gelang (s. u.). Seebeck entdeckte auch die
chemische Wirkung der überroten (infraroten) Strahlen und sein
Verdienst in dieser Richtung bleibt unvergänglich, wenn auch seine
Zeitgenossen seine Entdeckung wenig beachteten.

Im Jahre 1819 wies er ausdrücklich darauf hin, daß das mit ver-
schiedenen Glassorten erzeugte primatische Spektrum nicht nur be-
züglich der Wärme Wirkung, sondern auch in der chemischen Wir-
kung auf Chlorsilber verschieden ist, was auf die verschiedene Licht-
absorption in Crown- und Flintgläsern im violetten und ultravioletten
Spektrum zurückzuführen ist ß.

S e e b e c k stellte im Interesse der Goethe sehen Farbenlehre
noch zahlreiche andere Versuche an1 2). Es sei hier nur seine Beob-
achtung erwähnt (gleichfalls in Goethes Farbenlehre a. a. 0.

1) Seebeck, „Über die ungleiche Erregung der Wärme im prismatischen
Sonnenbilde“. (Vorgelegt der Berliner Akademie im März 1819; Journal f. Physik u.
Chem. von Schweigger. 1824. Bd. 40, S. 146.) — Im Jahre 1835 führte Hehler
die Versuche über den Einfluß der Natur des Prismas auf das Spektrum genauer durch.
Er studierte die Wirkung des Sonnenspektrums, welches durch verschiedenartige
Flüssigkeits- und Glasprismen erhalten wurde, auf ein mit Gummiwasser bestrichenes
und mit Chlorsilber übersiebtes Papier. Es zeigten sich Unterschiede sowohl in bezug
auf die Ausdehnung der Schwärzung, als auf die Lage des Maximums und die Zeit,
in welcher dasselbe zustande kommt. Die Zeit war bei Wasser und Weingeist fast
Null, beim Flintglas 2,3 Min., bei Crownglas 1,5 Min., beim Terpentin- und Kassiaöl
12—13 Minuten. Das Maximum der Schwärzung lag beim Spektrum des Wassers
mitten im Violett nahe am Blau, bei dem des Wassers mitten im Violett, bei dem des
Kassiaöles 23 Linien außerhalb des violetten Bandes (Annal. d. Phys. u. Chem. von
Poggendorff. 1835. 35, 578).

2) Als Schopenhauer im Jahre 1830 im Begriffe war, die lateinische
Bearbeitung seiner Farbenlehre herauszugeben, ging er zu Dr. S e e b e c k von der
Berliner Akademie, welcher damals als der erste Physiker Deutschlands galt. Scho-
penhauer befragte ihn um seine Meinung über die Streitsache zwischen Goethe
und Newton. Seebeck „war außerordentlich vorsichtig, ließ mich versprechen,
daß ich nichts von dem, was er sage, drucken und veröffentlichen würde, und zuletzt,
nachdem ich ihn hart ins Gedränge gebracht hatte, gestand er, daß G o e t h e in der
Tat vollkommen recht und Newton unrecht habe, aber daß seine Sache nicht sei.
 
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