Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 1) — Halle (Saale), 1932

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27415#0272

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
248

Neunzehntes Kapitel.

gregation de L’Oratoire wurde gesperrt. Seine Familie, die reich
und königstreu war, wurde verdächtigt und verließ Chalon. Die
Nationalversammlung in Paris dekretierte am 28. September 1791,
daß alle französischen Bürger zwischen 16 und 25 Jahren sich zur
Armee melden könnten, um die Stelle eines Unterleutnants zu erhalten.

Als der Vater unseres Niepees
1792 starb, suchte Joseph Nice-
phore zur Beseitigung der erwähn-
ten Verdächtigungen seine Zuflucht
in einem Infanterieregimente. Er
wurde im Mai 1793 Leutnant in der
nach Italien gesandten französi-
schen Armee, machte 1794 die Feld-
züge in Italien mit, erkrankte an
dem damals stark verbreiteten Ty-
phus, und gab dann seine Demission
als Offizier. Er wohnte in Nizza,
wo er sich verheiratete, wurde im
August 1795 Mitglied der franzö-
sischen Verwaltung des Distriktes
Nizza. Sein Bruder Claude ging
zur französischen Marine. Beide
Brüder kehrten in ihr Vaterhaus
nach Chalon im Jahre 1801 zu-
rück und beschäftigten sich zu-
nächst mit der Konstruktion einer
Maschine, welche als Motor für
große Schiffe dienen sollte und durch die Entzündung von Lycopo-
diumstaub gemischt mit Luft in Bewegung gesetzt wurde. Diese
Maschine nannten sie „Pyreolophore“ und erhielten mittels
eines Dekretes von Napoleon am 20. Juli 1807 (datiert von Dresden)
ein Patent auf ihre Erfindung. Ferner beschäftigten sich die Brüder
Nicephore und Claude Niepc e noch mit der Herstellung von
Indigoblau aus Färber-Waid („pastel“), worauf die französische Re-
gierung die öffentliche Aufmerksamkeit gelenkt hatte; sie waren
jedoch nicht imstande, die zu einer Verwertung im Großen erforder-
liche Menge des Farbstoffextraktes zu gewinnen.

Josef Nicephore Niepce. Skizze, ge-
zeichnet von seinem Sohn Isidor (aus
der Zeitschrift „La Lumiere“, vom
6. Juli 1851). — Phot. Times 1896,
S. 281.

Inzwischen hatte die Erfindung der Lithographie nicht nur
in Deutschland, sondern auch in Frankreich großes Aufsehen ge-
macht. Die Lithographie war gegen Ende des 18. Jahrhunderts von
dem Altösterreicher Alois Senefelder (geb. 1771 in Prag, gest.
 
Annotationen