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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 1) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27415#0320

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296

Vierundzwanzigstes Kapitel.

Wie Isidore Niepce in seiner „Historique de la decouverte
impromptement nominee, Daguerreotypie, Paris 1841“ mitteilt1),
zeigte ihm Daguerre in Paris (im Jahre 1837) Proben von Licht-
bildern, welche Daguerre unter Anwendung von Jod und Queck-
silber erhalten hatte. Somit war in diesem Jahre die Photographie
auf jodierten Silberplatten und die Hervorrufung des latenten Licht-
bildes mit Quecksilberdämpfen erfunden worden2). Am 13. Juni
1837 wurde ein neuer definitiver Vertrag zwischen Isidore Niepce
und Daguerre geschlossen, worin Daguerre das Recht erhielt,
daß der neue Prozeß den Namen Daguerres allein führen solle.

Der Vertrag lautet:

Ich, Unterzeichneter, erkläre durch diese gegenwärtige Urkunde, daß Herr
Louis Jacques Mande Daguerre, Maler, Mitglied der Ehrenlegion, ein
Verfahren zu meiner Kenntnis gebracht hat, dessen Erfinder er ist. Dieses Verfahren
hat zum Zweck, das in der Dunkelkammer erzeugte Bild zu fixieren, nicht mit Farben,
sondern mit einer vollkommenen Abstufung der Töne des Weiß bis zum Schwarz.
Dies neue Verfahren hat den Vorteil, die Gegenstände 60 bis 80 Mal rascher dar-
zustellen als dasjenige, welches Herr Joseph Nicephore Niepce, mein
Vater, erfunden und Herr Daguerre vervollkommnet hat, und zu dessen Aus-
nutzung ein vorläufiger Gesellschaftsvertrag vom 14. Dezember 1829 vorhegt, durch
welchen festgesetzt ist, daß das erwähnte Verfahren wie folgt veröffentlicht werden solle:

1) Es ist dies eine Streitschrift, welche sich gegen Daguerre wendet und die
Verdienste Niepees als eigentlichen Erfinder der Photographie in den Vorder-
grund stellt und namentlich die Unterdrückung des Namens Niepce bei der Ver-
öffentlichung der gemeinschaftlichen Erfindung unter dem Namen ,,Daguerreotypie“
tadelt, obschon er selbst im Vertrage vom Jahre 1837 dies zugestanden hatte. Später
hob Isidore Niepce hervor, er habe dies unter dem Drucke der Verhältnisse
getan, weil Daguerre alle Geheimnisse Niepees kannte.

2) Die Erfindung des Entwicklungsprozesses mit Quecksilber soll Daguerre
einem eigentümlichen Zufall verdanken. Jodsilberplatten geben bei sehr langer
Belichtung in der Kamera ein sichtbares Bild, bei kurzer nicht. Daguerre
soll eines Tages eine Anzahl zu kurz belichteter Platten, die noch kein Bild zeigten, in
einen alten Schrank gelegt haben. Einige Wochen darauf nahm er eine Platte heraus
und fand zu seinem Erstaunen ein Bild darauf. Er vermutete sofort, daß der Schrank
etwas enthalten müsse, was das Bild erzeugt habe. Der Schrank enthielt verschiedene
Chemikalien, darunter auch eine Schale mit Quecksilber. Daguerre nahm nun
ein Ding nach dem anderen heraus, das Quecksilber, welches er nicht beachtete,
aber nicht; immer wdeder erhielt er nach einigen Stunden Liegen ein Bild. Der Schrank
schien wie behext, bis er endlich auf das anfangs unbeachtete Quecksilber aufmerksam
wurde. Jetzt kam er auf die Vermutung, daß die Dämpfe desselben (denn Quecksilber
verdampft schon bei gewöhnlicher Temperatur) eine Wirkung ausüben. Er setzte
eine belichtete Jodsilberplatte zur Probe Quecksilberdämpfen aus und es gelang die
Hervorrufung des Bildes, welche von fundamentaler Wichtigkeit für den Daguerreo-
typieprozeß ist. (L i e b i g , Cornhill Magazine. Vol. XII. S. 303; Vogels
Lehrbuch der Photographie. 1878. S. 4.)
 
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