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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 1) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27415#0338

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314

Sechsundzwanzigstes Kapitel.

Zweck, um nicht ohne einiges Bedauern daran zu erinnern, daß Frankreich sich nicht
immer so dankbar gezeigt hat, und daß nur zu viele schöne und nützliche Arbeiten,
nur zu viele Werke des Geistes ihren Erfindern nur einen oft unfruchtbaren Ruhm
erworben haben. Es sind dies übrigens keine Anklagen, die wir erheben wollen, es
sind dies nur Verirrungen, die man beklagen muß, um neue zu vermeiden.

Meine Herren! Nachdem wir, so viel an uns lag, die Wichtigkeit der Erfindung des
Herrn Daguerre gewürdigt haben, bekräftigen wir unsere Überzeugung, daß sie
neu, reich an Interesse und künftigen Folgen, und würdig der hohen Gunst der National-
belohnung ist, die ihr von der Deputiertenkammer bereits bewilligt wurde. Die Kom-
mission war einstimmig für wörtliche und einfache Annahme des Gesetzesvorschlags,
und sie hat mich als ihren Berichterstatter beauftragt, bei Ihnen den diesbezüglichen
Antrag zu stellen.

Das Gesetz wurde in der Deputiertenkammer am 3. Juli 1839,
in der Pairskammer am 30. Juli mit 237 gegen 3 Stimmen ange-
nommen. Hierauf teilte A r a g o in der Sitzung der Pariser Akademie
der Wissenschaften am 19. August 1839 die genaue Beschreibung
der photographischen Prozesse von Niepc e und Daguerre mit
und diese Mitteilung wurde unter enormen Zudrang des Publikums
mit Enthusiasmus aufgenommen.

Am 14. August 1839 wurde Daguerre’s Erfindung in England
patentiert.

Während der Bekanntmachung der Daguerreotypie war Hofrat von Ettings-
hausen, Professor der Physik an der Wiener Universität, im Auf-
träge der österreichischen Regierung in Paris anwesend und interessierte sich in
hohem Grade für die Erfindung Daguerre s. Schon früher hatte sich der
österreichische Staatskanzler Fürst Klemens Metternich durch Anton Graf
A p p o n y i , der von 1826 bis 1849 k. k. österreichischer Botschafter in Paris
war, über Daguerre berichten lassen. Er scheint den Professor Etting-
hausen zur persönlichen Berichterstattung eingeladen und seine Studien und
Wege in Paris gefördert zu haben. Ettingshausen konnte die Methode
Daguerres von diesem selbst erlernen, referierte auf seiner Rückreise von
Paris dem Fürsten Metternich in seinem Schlosse Johannisberg am Rhein
und brachte die Daguerreotypie nach Wien. Als die nähere Beschreibung in den
Journalen bekannt wurde, befaßten sich in Wien insbesondere der damalige Assistent
an der Lehrkanzel für Physik am Polytechnikum und spätere Bibliothekar A. Mar-
tin, ferner Professor Dr. J. J. Pohl (damals Student), Apotheker Endlicher,
Regierungsrat Schultner, sowie W a w r a (Vater des Kunsthändlers) mit der
Anfertigung von Daguerreotypien. Aus diesem Kreise ging in der Folge A. M a r t i n s
„Repertorium der Photographie“ (1846) hervor, welches das erste Buch in Deutsch-
land war, das mit uneigennütziger Offenheit alle selbst gemachten Erfahrungen
besprach, zugleich genaue Angaben über die Publikationen anderer Forscher machte.
 
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