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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 1) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27415#0384

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Zweiunddreißigstes Kapitel.

von welchem er 1835 das erste Modell der New Yorker Universität
vorlegte. Seine Beschäftigung mit der elektrischen Telegraphie
hinderte ihn nicht, sein Interesse auch der Photographie zuzuwenden.
Er war als Zeichenlehrer an derselben Universität wie Draper tätig.

J. W. Draper wohnte 1839 in Paris und soll von Daguerre
persönlich dessen Verfahren kennen gelernt haben (The Photographer
1906, S. 265; Phot. Archiv 1864, S. 125). Er vermittelte auch die
Kenntnis der Daguerre-Kamera mit Einstellspiegel nach Amerika1).

Im April 1840 eröffneten Dr. Draper und Prof. Morse ein
photographisches Porträtatelier („PoTträtgalerie“) auf dem Dache des
Universitätsgebäudes in New York. Das beste Publikum New Yorks
drängte sich zum Porträtieren und man zahlte gerne die nicht un-
beträchtlichen Preise von 5 Dollar für eine kleine Daguerreotypie2).

Die enorm langen Belichtungszeiten, welche Draper bei seinen
Porträtaufnahmen anwenden mußte, wurden für den im vollen Sonnenj-
schein ruhig Sitzenden so quälend, daß Draper blaue Gläser oder
ein blaues Flüssigkeitsfilter von ammoniakalischer Kupferlösung zwi-
schen Glasplatten vor das Gesicht setzte, um die Wärmestrahlen
auszuschalten und die Sonnenhitze einigermaßen erträglich zu
machen2).

Ungefähr zur selben Zeit (vielleicht einige Wochen früher, s.
S. 363) errichtete Cornelius in Philadelphia ein Porträtatelier für
Daguerreotypie. — Jedenfalls wurden in Amerika die ersten photo-
graphischen Porträtateliers der Welt errichtet.

1) Die erste Daguerreotypie-Kamera, die im Jahre 1839 in den Vereinigten
Staaten von Amerika hergestellt wurde, bildete „American Photography“ 1911,
S. 516, ab. Die Kamera befindet sich in der photographischen Sektion des
Nationalmuseums der Vereinigten Staaten in Washington, die auch sonst noch zahl-
reiche photographische Unika birgt. So enthält sie z. B. zwei Daguerreotypien,
die vom Erfinder 1839 selbst herrühren, eine Heliographie von Ni ep c e aus dem
Jahre 1824, einen Silberdruck von Fox Talbot aus dem Jahre 1839, und andere
Dokumente der Entwicklung der Photographie. Alle diese Prozesse sind nicht nur durch
ihre Resultate vertreten, sondern auch durch Exemplare von Apparaten, mit denen solche
Bilder hergestellt wurden. Es sind etwa 250 Apparate vorhanden, an denen man so ziem-
lich jeden Fortschritt des Apparatenbaues von Anfang an studieren kann. Die Sammlung
wurde 1876 begonnen, so daß es nicht zu verwundern ist, daß sie weit reichhaltiger
ist als ähnliche Sammlungen bei uns, die erst im Laufe der letzten Jahrzehnte be-
gonnen wurden („Phot. Ind.“ 1911, Heft 39, S. 1358, Phot. Korresp. 1911, S. 637).

2) W. Draper in New York publizierte 1840, daß man Porträts in vollem
Sonnenlichte unter Benutzung von Spiegeln als Lichtreflektoren machen könne. „Da
nun aber das Auge das reflektierte Sonnenlicht unmöglich lange ertragen kann, ist
es unumgänglich nötig, die Lichtstrahlen durch ein blaues Medium zu leiten, welches
ihnen ihre Wärme und den unerträglichen Glanz nimmt. Ich benutze hierzu blaues
 
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