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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 1) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27415#0478

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454

Siebenunddreißigstes Kapitel.

Die wichtige Beobachtung, daß die (von Braconnot 1831
entdeckte) Byrogallussäure bei photographischen Entwicklungs-
prozessen (Talbotypie, Nieppotypie) einen viel rascheren und kräftigeren
Entwickler als die Gallussäure abgibt, machten völlig unabhängig
voneinander und .gleichzeitig im Jahre 1851 der Bhysiker Reg-
naul tin Baris, Brofessor am College de France, und der Che-
miker Justus Liebig, damals an der Universität Gießen. Reg-
naul t entwickelte seine Papiernegative mit einer wässerigen Pyro-
galluslösung (1:1000) und legte seine Bilder anfangs 1851 der
„Societe heliographique“ in Paris vor, wo sie durch ihre Kraft und
schöne Modellierung der Halbtöne besondere Aufmerksamkeit er-
regten1 2). Auch Liebig fand selbständig dasselbe Ergebnis3). Da-
mit war ein wichtiger Schritt zur Abkürzung der Belichtungszeit
bei Anwendung rapider Entwickler gegeben4)- Die Pyrogallus-
säure wurde bei der Talbotypie und Nieppotypie und anfangs im
nassen Kollodiumverfahren als Entwickler verwendet, mußte später
bei letzterem Verfahren dem Eisenvitriol-Entwickler weichen; da-
gegen blieb die Pyrogallussäure als Verstärker (s. Silberverstärkung
von Kollodiumplatten) in Verwendung und gewann später dadurch
wieder steigende Bedeutung, daß man sie in Form von alkalischem
Entwickler im Trockenplattenverfahren mit großem Erfolg ver-
wendete.

Anhang.

Rollenhalter, Rollkassetten für Negativpapier.

Die häufige Verwendung des Kalotyppapieres zu Landschaftsaufnahmen brachte
die Reisephotographen frühzeitig auf die Idee, sich gerollter lichtempfindlicher
Negativpapiere zu bedienen. So finden wir den ,,Roll-Holder for sensitised Paper“
der Engländern Spencer und Melhuish (1854), vom Kapitän Barr (1855)
beschrieben, ferner von Relandin, der diesen 1855 der Photographischen Ge-
sellschaft in Paris vorlegte. Man konnte ihn bei Tageslicht einlegen.

Daraus entwickelte sich die Rollkassette Warnerke’s (1875) mit abziehbaren
Bromsilberkollodiumemulsion (Papier-Unterlage s. S. 530) und der „Roll-Holder“
von Eastman-W alker für seine abziehbaren Bromsilbergelatine-
Papiere und späteren Filme (s. 66. Kapitel).

1) Ein Porträt Regnault’s, s. Pector, Notice historique. Paris 1905.

2) s. die Zeitschrift „La Lumiere“. Februar 1851, S. 3.

3) Dinglers Polytechnisches Journal. Bd. 123, S. 158.

4) Vgl. Eder, Photogr. Korresp. 1891. S. 153 u. 256.
 
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