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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 1) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27415#0497

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Photographische Glasnegativc (Niepgotypie).

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Poite vin überzog eine Glasplatte mit Gelatinelösung, tauchte nach dem Er-
kalten in eine essigsaure Silbernitratlösung und trocknete sie vollkommen, während sie
vor Licht geschützt war. Wenn sie gebraucht werden sollte, wurde sie zuvor Jod-
dämpfen ausgesetzt, wie eine Daguerreotypplatte; alsdann ließ er noch einige Zeit
verstreichen, um der Platte Zeit zu lassen noch etwas empfindlicher zu werden, und
brachte sie dann, die Rückseite mit einem schwarzen Tuch belegt, in die Kamera. Die
Empfindlichkeit war viermal geringer als bei einer Jodbrom-Daguerreotypplatte. Um
das Bild sichtbar zu machen, wurde sie von Poitevin durch 1 bis 1 % Stunden
in eine 1/10prozentige Gallussäure- oder Eisenvitriol-Lösung getaucht. Fixiert wurde
mit Fixiernatron. (Compt. rend. Bd. 33, S. 647. Jahrber. f. Chem. 1850. S. 196;:
ausführlich: Poitevin, Traite des impressions. 1883. S. 53.)

An und für sich hatte das Poitevin sehe Negativverfahren
mit Gelatineschichten gar keine praktischen Erfolge aufzuweisen; es
ist nur als Vorläufer der modernen Gelatineplatten von Interesse.

Alle diese Verfahren verschwanden bald wieder aus der photo-
graphischen Praxis. Sie waren zu wenig lichtempfindlich, gestatteten
gegenüber der Daguerreotypie keine entscheidend kürzere Belich-
tungszeit und waren in der technischen Durchführung umständlich
und nicht sicher. Am längsten hielt sich noch das Eiweißverfahren,
freilich nicht als Negativprozeß, sondern zur Herstellung von Dia-
positiven und Projektionsbildem. Es ist bemerkenswert, daß Lipp-
mann, der Erfinder der Photographie in natürlichen Farben mittels
des Interferenzverfahrens, bei Beginn seiner Versuche sich des
Eiweißverfahrens (wegen Feinkörnigkeit des Silberbildes) bediente
(s. iS. 967).

Das Negativverfahren wurde erst mit dem Auftauchen der Kol-
lodiummethode vollständig umgestaltet und nur dieses Verfahren ver-
drängte definitiv die Daguerreotypie, sowohl wegen der Kürze der
Belichtungszeit, als auch wegen der außerordentlichen Feinheit der
Bilddetails und wegen der Möglichkeit einer raschen Vervielfältigung
durch photographische Kopien.

In dieser Übergangszeit von der Daguerreotypie zur Photographie
mit Papiernegativen und zum nassen Kollodium verfahren starb D a -
guerre, ohne daß er in der letzten Zeit auf die Umwälzung der
photographischen Verfahren irgend einen Einfluß genommen hätte.
 
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