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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 1) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27415#0500

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476

Zweiundvierzig stss Kapitel.

Andemaos in Lausanne entdeckte 1855, daß dicke Kollodium-
lösungen geeignet sind Fäden zu ziehen. (Ehgl. Pat. Nr. 283 ex 1855).

Erkenntnis der chemischen Zusammensetzung der
Schießbaumwolle und der Kollodiumwolle.

Die ersten Angaben über den Unterschied der chemischen Zu-
sammensetzung von der in Äther-Alkohol unlöslichen eigentlichen
Schießbaumwolle und der darin löslichen Kollodiumwolle
machten Domonte und Menard im Jahre 1847; es ist ihr Ver-
dienst, erkannt zu haben, daß die unlösliche Schießbaumwolle einen
höheren Stickstoffgehalt besitze als die lösliche Kollodiumwolle.

Dieselbe Unterscheidung machte Gaudin (Compt. rend. Bd. 23.
S. 980 und 1099. Journ. f. prakt. Chem. Bd. 40. S. 421).

Ihre Analysen waren aber ungenau und sie kamen zu keiner
brauchbaren chemischen Formel. Es folgten Analysen von Schön-
bein, Pelouze, Peligot, Crum, Abel, Wolfram und
anderen, die aber nicht übereinstimmten. Diese Schießbaumwollen
oder Nitrozellulosen (Zellulosenitrat) mit besonderer Berücksichti-
gung der photographischen Kollodien unterzog J. M. Eder im
Jahre 1879 (Sitzungsber. des Akadem. d. Wissensch., Wien, II. Ab-
teilg. Bd. 79. Märzheft 1879) einer umfassenden Untersuchung.

Die Formel der Zellulose wurde damals als C6H10O5 geschrieben
und die Kollodiumwolle summarisch für C6H803(N03)2 gehalten.
Eder zeigte im Jahre 1879, daß man die Formel der Zellulose ver-
doppeln müsse, um die Eigenschaften der für die Kollodiumphoto-
graphie erzeugten und verwendeten verschiedenartigen Nitrozellu-
losen erklären zu können.

Die Analysen ergaben für die unlösliche Schießbaumwolle
die Zusammensetzung als Zellulosehexanitrat, C12PI1404(N03)6, für
schwerlösliche Nitrozellulose, die zähflüssige Kollodien liefert, die
Formel des P e n t a nitrates, C12H1505(N03)5, für die normale Kollo-
diumwolle: Zellulosetetranitrat, C12H1606(N03)4, für Kollodiumwolle,
die sehr dünnflüssiges Kollodium liefert, Zellulose t r i nitrat, die auch
in dem Kollodiumemulsionsprozeß eine gewisse Rolle spielt, während
das Zellulose di nitrat C12H1808(N03)2 unbrauchbar mürbe Schichten
gibt. Zur Erklärung dieser verschiedenen Eigenschaften muß die
Formel der Zellulose mit mindestens C^ELoCLo angenommen werden.
Eder wies nach, daß die Jodammonium usw. enthaltenden Kollodien
allmählich denitriert und damit dünnflüssig werden, und sehr mürbe 1

1) Sitzungsberichte d. Akad. d. Wissensch. in Wien. II. Abt. März 1979.
 
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