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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 1) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27415#0506

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DREIUNDVIERZIGSTES KAPITEL.

ANFÄNGE DER KÜNSTLERISCHEN PHOTO- •
GRAPH IE IN DER DAGUERREOTYPIE, KALOTYP IE
UND IN DEM NASSEM KOLLODIUMVERFAHREN.

Schon in den ersten Berichten der französischen Kommission 1839
über die Daguerreotypie (s. S. 304) erkannte man, daß die Photogra-
phie in den Händen des Malers wie des Gelehrten viele Anwendung
finden werde. Auf den berühmten Maler Paul Delaroche machte
die überraschende Naturtreue und Zartheit der ersten Daguerreotypie,
welche er sah, einen so überwältigenden Eindruck, daß er nach
einem Besuche bei Daguerre beim Fortgehen zu diesem sagte:
„La peinture est morte ä partie de ce jour“ ß. Diese etwas stark
übertriebene Meinungsäußerung scheint Delaroche aber keines-
wegs so ernst gemeint zu haben, denn er erblickte ja schon 1839 in
Daguerres Erfindung keinen Feind der Malerei, sondern „einen
großen Vorteil für die Künste“.

Die Mehrzahl der Maler aber dachte anders, da sie in der Da-
guerreotypie anfangs eine schlimme Konkurrentin der bildenden
Kunst erblickten. Die Daguerreotypie war aber noch weit entfernt
davon, wirklich in die Reihe der Künste eintreten zu können.

Von dem Photographen Le Gray, welcher selbst auch Maler
war, stammt der in den fünfziger Jahren getane Ausspruch: „La
Photographie est appelee ä un grand röle dans le progres de hart.
Son resultat immediat sera de detruire les inferiorites et d’elever les
artistes de talent“ 1 2).

Der schottische Maler Octavian Hill nahm in den Jahren 1843
bis 1845 Einzelporträte und Porträtgruppen zu Studienzwecken mittels
der Talbotypie auf (s. S. 446) und bekundete eine Auffassung, welche
der Anordnung entspricht, die Maler ihren Modellen geben, und auch
der Auffasung moderner Kunstphotographen gleichkommt. Hill gilt
als der Vater der künstlerischen Photographie. Seine Arbeiten, die-

1) Paris. Photograph. 1902. S. 329.

2) Paris Photographe. 1892. S. 328.
 
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