Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 1) — Halle (Saale), 1932

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27415#0538

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
514

Fünfundvierzigstes Kapitel.

Bei der Herstellung direkter Positive in der Kamera
verdrängte allmählich die schwarz lackierte Eisenplatte als
Unterlage die anderen Stoffe.

Während man früher wohl alle hellen Kollodiumpositive auf
schwarzem Grunde M e 1 a i n o t y p i e n ß nannte, bezeichnete man
schon zu Ende der fünfziger oder anfangs der sechziger Jahre
hauptsächlich die Bilder auf Eisenblech damit oder wählte den später
allgemein üblich gewordenen Namen ,,F e rr o ty p i e“ 1 2).

Die schwarz lackierte Eisenplatte hat vor den übrigen Stoffen den
Vorzug, daß sie steif und unzerbrechlich, somit leichter zu behandeln
ist; sie läßt sich leicht zerschneiden und in Broschen, Medaillons usw.
bequem einfügen.

Die Ferrotypien wurden zuerst von Hamilton L. Smith in
Nordamerika kommerziell verwertet und von ihm und Griswold
in Peekskill im Staate New York in die photogr. Industrie einge-
führt. Ersterer pahm ein Patent und überzog nach demselben eine
Metallplatte mit einer eingekochten Mischung von Asphalt und
Leinöl nebst Umbra oder Lampenschwarz; darauf wurde ein Kollo-
diumbild erzeugt.

Das Smithsche Patent erwarb Peter Neff im Jahre 1857,
welcher die Fabrikation der Platten bis 1863 betrieb; im selben Jahre
begann Griswold die Fabrikation, die unter dem Namen „Ferro-
typplatten“ Handelsartikel waren; sie wurden von Gelegenheits-
photographen an Wallfahrtsorten (z. B. in Mariazell) und an Aus-
flugs- und Vergnügungsorten (z. B. im Prater in Wien, am Kahlen-
• $

berg) gewerbsmäßig unter der Bezeichnung „amerikanische Schnell-
photographie“ verarbeitet (s. Bd. II. 2. 1927).

Später (um 1900) tauchten die Ferrotypien wieder vorübergehend
in Form von Bromsilbergelatineplatten auf und es wurden Apparate,
sog. photographische Automaten, verwendet, bei welchen die Belich-
tung (Magnesiumblitzlicht oder elektrisches Licht), Entwicklung und
Fixierung automatisch erfolgte; so'che Automaten waren bei größeren
Ausstellungen in verschiedenen Städten im Betriebe, lieferten aber
nur mittelmäßige Produkte. Auch für solchen raschen Bedarf an
Gelegenheitsbildern verdrängte das Bromsilberpapierbild die alte
Ferrotypie.

1) Von dem griechischen ileXa; = schwarz. — Hierher gehören auch die
Kollodiumbilder auf schwarzem Glas oder Kollodium-Entwicklungsbilder, die durch
schwarzen Lack auf der Rückseite als Positive in der Daraufsicht erschienen.

2) Vom lateinischen ferrum = Eisen.
 
Annotationen