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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 1) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27415#0568

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ZWEIUNDFÜNZIGSTES KAPITEL.

PHOTOMIKROGRAPH IE. PROJEKTION.

Die große Feinheit der Kollodiumbilder ermöglichte die Her-
stellung mikroskopisch verkleinerter Bildchen (Photo-
mikrographien) durch Dane er im Jahre 1856 (S. 480 u. 542)
sowie durch Dagron in Paris um das Jahr 1860.

Dagron machte seine mikroskopisch verkleinerten Bildchen
mit Apparaten, die der Pariser Optiker Dubosq hergestellt hatte.
Die äußerst stark verkleinerten Bildchen wurden mittels des Tau-
pe n o t sehen Eiweiß-Kollodium-Trockenplatten-Verfahrens hergestellt
und physikalisch entwickelt. Auf diesem Wege erhielt man äußerst
feinkörnige Bilder, die mit einer Lupe betrachtet wurden. Diese
„photographischen Lupenbilder“ wurden in Frankreich bis in die
jetzige Zeit hergestellt und „S t a n h o p e s“ genannt.

Die,, Stanhopes“ tragen ihre Bezeichnung nach dem englischen Gelehrten Char-
les Graf von Stanhope (* 1753, f 1816), der manche nützliche technische
Erfindung (z. B. die Stanhope-Buchdruckpresse, Verbesserungen in der Stereotypie)
publizierte, darunter auch die ,,Stanhope-Lupe“, die noch heute erzeugt wird
und in Miniaturform bei den in Rede stehenden Bildchen vorfindlich ist (Kuchinka
in Phot. Korresp.“ 1907, S. 409).

Die unter diesem Namen in den Handel kommenden photo-
graphischen Verkleinerungen auf Glasstäbchen, deren Herstellung
nur von wenigen Firmen ausgeübt wird, sind allbekannt; sie wurden
meist in Schmuckgegenständen, Uhrschlüsseln, Federstielen usw. ein-
montiert und wurden Massenartikel des Handels. Man arbeitete hier-
für mit dem Kollodium-Eiweiß-Verfahren (s. S. 516). Es entstand
eine weitverbreitete Fabrikation in Paris, aber schon in den 60er
Jahren klagte man über den Mißbrauch dieses Verfahrens zu obszönen
Photographien (Phot. Arch. 1864, S. 138).

Diese Methode zur Herstellung der Stanhope’s wurde bis in die
Gegenwart mit geringfügigen Änderungen beibehalten ß. 1

1) Z. B. verwendete A. Mi et he das alte Taupenotsche Jodsilber-Eiweiß-
Verfahren für Photomikr graphie, (Zeitschr. f. Instrumentenkunde 1912, S. 190),
E. Goldberg das R u s s e 1 sehe Tannin-Kollodium-Trockenverfahren (Phot. Indust.
1917, S. 448) und später feinkörnige Chlorsilber-Auskopier-Emulsionen auf Glasplatten
(Phot. Indust. 1926, S. 579), die besonders intensive Beleuchtung des Mikroskopes
erfordern. Auch wurde die Eder-Pizzighelli sehe Chlorsilbergela-
tine und chemische Entwicklung (s. S. 618) wegen ihrer großen Eeinkörnigkeit zu
photomikrographischen Zwecken (Mikrometer-Skalen usw.) benutzt.
 
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