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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 1) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27415#0580

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556

Vierundfünfzigstes Kapitel.

Die Expedition im Luftballon, die S. A. Anclree im Jahre 1897
nach dem Nordpol unternahm, ist durch ihr tragisches Ende be-
kannt. Der Ballon ging samt den Insassen zugrunde. Die Über-
reste dieser Expedition wurden nach 33 Jahren in der Eiswüste
von White Island aufgefunden. Die unter Eis und Schnee begraben
gewesenen Kodak-Filmrollen konnten durch Dozenten John Hertz-
berg in Stockholm zu brauchbaren Negativen entwickelt werden.

Über Geschichte der Ballonphotographie berichtet E. Do-
lezal in den Jahrbüchern des Vereines zur Verbreitung naturwissenschaftlicher
Kenntnisse in Wien 1910. Weiters sind zahlreiche Berichte über diesen Gegenstand
in Eders Jahrbüchern für Photographie enthalten.

Für Panoramaaufnahmen vom Luftballon aus arbeitete Thiele
in Moskau (1903) eine Kombination von sieben Kameras aus. Bei
Müller und Kleins Ballonkamera (D. R. P. Nr. 204 915) befindet
sich das Objektiv schräg nach unten gerichtet und beschreibt während
der Panoramaaufnahme einen Kreis.

In neuerer Zeit beherrscht die Photographie vom Flugzeug aus
die „A er o p h o t o gr a p hi e“, die seit etwa 1910 hier und da ver-
sucht wurde, aber erst im Weltkriege volle Bedeutung erlangte. Es
soll hier nur erwähnt werden, daß die Aerophotographie innig mit
der Photogrammetrie verwachsen ist (s. Kapitel LY).

Die erste Idee, einen kleinen Ballon captif steigen zu lassen, welcher nur den
photographischen Apparat, nicht aber einen Menschen trägt, hatte Professor Karl
Günther in Wien im Jahre 1862 ausgesprochen und veröffentlicht; er wollte
Terrainaufnahmen machen und die Exposition auf elektrischem Wege von der Erde
aus veranlassen.

Im Jahre 1877 schlug Walter B. Woodbury dieselbe Anordnung vor und
wollte gleichfalls das Öffnen und Schließen des Objektivs mit einem elektrischen
Momentverschluß und langen Leitungsdrähten vom Erdboden aus bewirken. Die
Kamera führte Woodbury aus; sie wog samt Zubehör ungefähr 6 kg und ent-
hielt auf einer Scheibe vier photographische Platten, welche durch eine Viertelum-
drehung zur Belichtung gelangten. Ein kleiner Elektromagnet setzte den Moment-
verschluß, ein anderer die Scheibe mit den Platten in Bewegung.

Die sogenannten Drachen wurden schon im 18. Jahrhundert zu wissen-
schaftlichen Zwecken verwendet (Wilson 1748), Franklin (1752). Die Photo-
graphie mit unbemannten Drachen wurde 1887 von A. Batut versucht und
im Jahre 1904 durch den Russen R. Thiele ausgearbeitet. Die Verwendung
eines Raketen-Apparates schlug der Franzose Denisse 1888 vor; praktisch
wurde die Photographie mittels des Raketen-Apparates von dem deutschen In-
genieur Alfred Maul durchgeführt; er erhielt auf seinen Apparat das Deutsche
Reichspatent Nr. 162 433 vom 3. Juni 1903.
 
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