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Fiedler, Karl Gustav
Reise durch alle Theile des Königreiches Griechenland: in Auftrag der Königl. Griechischen Regierung in den Jahren 1834 - 1837 (Band 2): Mit 5 lithographirten Tafeln und einer illuminirten, geognostisch-bergmännischen Karte des Königreiches Griechenland — Leipzig, 1841

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https://doi.org/10.11588/diglit.9174#0257

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ANDRO.

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Hirt zwar nach 1 Woche wieder ausgegangen sei, aber noch längere
Zeit über Schwindel und Trübesein vor den Augen geklagt habe.

Das zweite Mal wurde einer meiner Begleiter in die Hand gebis-
sen, als er mir half Vipera Ammodytes lebendig zu fangen. Ich Hess
ihm sogleich was. noch in der Feldflasche an Wein vorräthig war aus-
trinken, er musste sich ruhig niedersetzen, ich sammelte schnell das
nächste di'v re Gestrüpp, machte Feuer an und legte einen Feuerstahl
(Messer, eiserner Ladstock, Schlüssel u. a. m. könnten eben so dienen)
hinein. Während dem gab ich 1 Tropfen Aristolochiatinctur unter ei-
nige Tropfen Wein, Hess ihm die Fingerspitze eintauchen und alle 5
Minuten den daran hängenden Tropfen auf die Zungenspitze nehmen.
Das Feuer wurde angeblasen bis der Stahl roth war und nun die Wunde
tüchtig ausgebrannt, was freilich grössern Schmerz verursachte, als hätte
man ihn weissglühend anwenden können.

Der Kranke war kraftlos, hatte starken, kalten Schwciss, Uebel-
keit, Schwindel, auch ein Paar Anfälle von Ohnmacht, ich Hess ihm im-
mer neue Gaben Aristolochia nehmen , bis diese Zufälle nachliessen und
die Geschwulst nicht schlimmer wurde, dann ging er mit zu unserm
Standquartier, begab sich auf sein Lager, wurde stark zugedeckt, be-
kam ein Paar Tropfen jener Tinctur, dann warmen Thee, transpirirte
stark und warm, schlief ein, erhielt den andern Tag noch eine Dosis
Aristolochia, nur leichte Suppe und fühlte sich schon den 4ten Tag
wieder wohl. Die Wunde wurde mit Olivenöl verbunden und heilte gut.

Ich gab mit Absicht in diesem Falle anfangs schwache Gaben
Aristolochia, um ihre Wirkung zu sehen; wären schlimme Zufälle einge-
treten, so konnte ich ja wie im ersten Falle 5 bis 10 Tropfen Tinctur
geben. Dass ich aber dieses Mittel gleich bei der Hand hatte, verhält
sich so : auf allen Reisen , wo mich mein Beruf in öde Gebirge, Thäler
und Wälder führt, trage ich ausser Munition, etwas Proviant u. s. w.,
auch einige Gläschen mit ätzendem Ammoniak, Arnicatinctur, Essigäther
u. s. w., Charpie, Feldbinde u. s. w. bei mir. Diess nimmt nicht mehr
Platz ein, als eine mittle Brieftasche und gewährt als die erste Hülfe,
auch die beste.

Auf der Insel Milo wurde mein schönster Hund von einer Viper
gebissen, als er sie unter einem Gestrüpp mit der Pfote hervorholen
wollte, wie die nach Holz ausgegangenen Matrosen sahen. Erst 7 Stun-
den nach dem Biss kam ich zur Goelette; es war zu spät, alles war
vergebens, er schwankte zu meinen Füssen , sah mich bittend an und
sank todt nieder.

Er wurde geöffnet: unter der Haut zeigten sich an der Pfote und
an der Brust Einen Zoll grosse, mit einer durchsichtigen, blassgelbli-
chen Flüssigkeit gefüllte Blasen; die Geschwulst war unbedeutend, das
 
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