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Fiedler, Karl Gustav
Reise durch alle Theile des Königreiches Griechenland: in Auftrag der Königl. Griechischen Regierung in den Jahren 1834 - 1837 (Band 2): Mit 5 lithographirten Tafeln und einer illuminirten, geognostisch-bergmännischen Karte des Königreiches Griechenland — Leipzig, 1841

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https://doi.org/10.11588/diglit.9174#0361

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ANAPHE.

341

Von diesem Tempel ist nichts mehr übrig, als ein Paar
im Kloster eingemauerte Säulen, über seine Gründung berich-
tet Konon folgendes:

Als die Flotte der Argonauten von Kolchis zurückkeh-
rend kaum noch einem furchtbaren Sturme widerstehen konnte,
liess Apollon einen Blitz herabfahren auf den Grund des Mee-
res (oder vielmehr Flammen und Blitze aus demselben auf-
wärts) und sogleich erschien diese Insel, wie bereits im An-
fange erwähnt wurde. Die Argonauten errichteten, ihm zu
danken, einen Altar (um welchen später jener Tempel gebaut
wurde) und feierten mit frohem Gelage ihre Rettung. Me-
dea und ihre Hofdamen standen den Festlichkeiten der Feier
vor und sollen, wie Konon erzählt, besonders reich an Witz
gewesen sein, über die langen Gesichter der Helden im Sturme,
diese blieben jedoch, gestärkt und begeistert durch edlen Re-
bensaft, auch keine Antwort schuldig; so war dieses Dank-
opfer glänzend an Frohsinn und Heiterkeit.

Wie nun die Insel später bevölkert worden war, schreibt
Konon weiter, feierten die Einwohner stets das Jahres-
fest dieses Dankopfers, sparten nicht den Wein, scherzten
und waren geistreich, wie vor Zeiten, damit das Fest gefeiert
werde, wie damals, wo, wie jetzt auf's neue, alle, die sich
auszeichneten, hoffähig waren.

Man liebt Feste in Griechenland und wird gewiss kein's
vergessen oder eingehen lassen, daher wird auch dieses wohl
noch heut zu Tage hier gefeiert werden; ich vergass dar-
nach zu fragen.

Diese Insel wurde von den Argonauten damals Anaphe'
genannt; später soll sie Membliaros genannt worden sein, nach
dem Gründer der Colonie auf Thera, von wo aus sie wahr-
scheinlich bevölkert wurde. Im Mittelalter gehörte sie noch
zu dem Fürstenthum von Naxos, unter Sanudo und Crispo;
sie wurde von den Venetianern Naufio genannt. Jetzt ist ihr
der alte, erste Name wieder zu Theil geworden.

Die Insel bildet bei dem Kloster eine ganz schmale, hohe
Landenge, wäre diese völlig durchgerissen worden, so hätte
 
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