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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 1.1922

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Mitteilungen des Deutschen Werkbundes
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https://doi.org/10.11588/diglit.17995#0062

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MITTEILUNGEN DES DEUTSCHEN WERK BUNDES

Dr. Riezler wurde in den Vorstand gewählt, damit er
als Schriftleiter der neuen Zeitschrift ..Die Form“ in mög-
lichst enger Fühlung mit den Arbeiten des Vorstandes bleibt.
In den Deutschen Ausschuß für Erziehung und
Unterricht wurde auf Antrag Professor Tapperts Profes-
sor Hasler-Berlin als Ersatzmann für Dr. Wichert gewählt.
Verschiedenes
Durch die fortschreitende Geldentwertung war die Auf-
rechterhaltung der Geschäftsführungin dembisherigenUm-
fang in Frage gestellt. Wir haben uns daher erlaubt, an die
Firmen und Firmeninhaber ein Rundschreiben zu richten,
in dem wir um eine Erhöhung des bisherigen Beitrages
baten. Erfreulicherweise sind fast alle unsere Mitglieder
dieser Bitte in opferwilliger Weise nachgekommen, wofür
wir an dieser Stelle den Dank des Vorstandes aussprechen.
Wir sind mit diesen Mitteln in die Lage versetzt, solange
die Geldentwertung nicht wesentlich weiter fortschreitet,
den Betrieb im alten Umfange aufrecht zu erhalten.
Leipziger Messe
Anschließend an die Sitzung des Vorstandes fand eine
Besprechung zwischen Mitgliedern des Vorstandes mit
Vertretern der Sächsischen Staatsregierung und der Leip-
ziger Messe statt, deren Ergebnis war, daß dem Deutschen
Werkbund neue Vorschläge bezüglich einer geeigneten Zu-
sammengruppierung hochwertiger Ausstellungsware und
bezüglich seiner Mitwirkung bei der Entwurfs- und Modell-
messe vom Meßamt unterbreitet werden sollen.
Aus der Arbeit der Ausschüsse und Landes gruppen
Das Handwerk im Organismus des Deutschen
Werkbund es
Der DWB. ist an der wachsenden Bedeutung des Hand-
werks für unsere wirtschaftliche und kulturelle Zukunft
nicht vorübergegangen und hat für dessen Eingliederung
in seine Arbeitsziele gesorgt.
Die rein wirtschaftliche und soziale Arbeit für das Hand-
werk, die in den Händen der nunmehr erfreulich ausge-
bauten großen handwerklichen Verbände liegt, ist im
Vorstand des Werkbundes vertreten durch den Syndikus
Dr. Wienbeck, Mitglied des Reichstages. Das ist wichtig,
damit die wirtschaftliche, soziale einerseits und die form-
gestaltende,technische Veredelung anderseits, sich organisch
zu ergänzen suchen, statt nur nebeneinander zu laufen.
Als Verfechter der Anforderungen der Innungsbestre-
bungen, soweit sie das gestaltende Handwerk betreffen, wirkt
im Vorstand Schlossermeister Julius Schramm-Berlin.
Dessen Wirkungskreis schlägt die Brücke zwischen den wirt-
schaftlichen Verbänden des Handwerks und den schöpferisch
handwerklichen Führern.
Diesen liegt die Aufgabe ob, die künstlerischen Akkorde
der Zeit anzuschlagen, damit sie weiterklingen möchten in
den Werkstätten und Fabriken, ohne zu Gassenhauern zu
werden. Diese künstlerisch führenden Kräfte — soweit sie
Verantwortlich für den Inhalt

zugleich eine handwerkliche Technik beherrschen und
selbst Originalwerke herzustellen im Stande sind — sind
seit 1918 zusammengefaßt in der „Werkstattgruppe
des Deutschen Werkbundes. Ihr gehören zurzeit
60 Mitglieder an aus allen Teilen des Reiches. Ziel dieser
Gruppe ist: den ideellen Sinn und die Gestaltungskraft des
deutschen Handwerks während der schweren wirtschaft-
lichen Lage des Handwerks aufrechtzuerhalten. Da dies
durch Leistungen des Einzelnen nicht zu erreichen ist, hat
diese Gruppe zwei Organisationen geschaffen zur praktischen
Durchführung ihrer Absichten.
1. Zur Sicherung eines handwerklich bodenständigen,
praktisch geschulten Nachwuchses den „Meisterring“.
Dieser geht von dem Grundsatz aus, daß die handwerkliche
Erziehung nicht immer mehr den Schulen zugeschoben
werden darf, sondern, daß die „Meisterlehre“ wieder so er-
tüchtigt und ermöglicht werden muß, daß die fachlichen
Schulen nur noch eine zeitbedingte, vernünftige Ergänzung
darstellen. Weitere Aufgaben, die von den großen wirt-
schaftlichen Organisationen nicht geleistet werden können,
werden diesem Ring gleichgesinnter ideell noch nicht ver-
zagter Meister von selbst erwachsen. Die Mitgliedschaft ist
nicht an künstlerische Fähigkeiten gebunden, sondern nur
an einen bewährten, zähen Willen für ideale Handwerksziele.
2. A ll’dieses Wollen bleibt theoretisch, wenn nicht der hand-
werklichen Kunst in ihren verschiedenen Techniken eine,
wenn auch bescheidene Existenzmöglichkeit geboten wird.
Zu diesem Zweck ist unter der Führung des Reichskunst-
warts ein „Bund der Freunde wertvoller Handwerkstech-
niken“ in der Bildung begriffen.
Er geht von dem Grundsatz aus, daß der Erbbesitz deut-
scher Handwerkstechnik als Quelle für den deutschen
Formwillen, und damit auch für Industrie und Handel, von
entscheidender Bedeutung ist.
Die Zukunft unserer ganzen geschmacklich gerichteten
Industrie beruht letzten Endes auf diesen Fähigkeiten des
Handwerklichen, denn keine Maschine kann „erfinden“,
sie vervielfältigt nur, was die handwerkliche Schöpferkraft
erdacht. Eine hochstehende Industrie dieser Art ohne hoch-
stehendes Handwerk kann es nicht geben.
Zum Schlüsse sei noch der „Wirtschaftsbund Deut-
scher Kunsthandwerker“ genannt, der in engem An-
schluß an die Werkbundziele die Messen beschickt. Er
setzt sich aus schöpferischen Kunsthandwerkern zusammen,
die nicht nur Originale, sondern handwerklich verviel-
fältigungsfähige Erzeugnisse herstellen. Er bildet auf seinem
Gebiete bereits den Qualitätskern auf den Messen in Leipzig
und Frankfurt. In Leipzig hat er seine vielbesuchten Vor-
führungen im „Limburgerhaus“, Neumarkt 55, in Frank-
furt im „Werkbundhaus“.
So arbeitet jetzt das Handwerk innerhalb des Organismus
des DWB., immer bereit, die nötige Fühlung zu halten mit
den wirtschaftlichen Verbänden und deren Arbeit zu
unterstützen. K. Groß

Otto Baur, Berlin W. 35, Schöneberger Ufer 36a

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