MITTEILUNGEN
DES DEUTSCHEN WERKBUNDES
BEIBLATT DER „FORM66, MONATSSCHRIFT FÜR GESTALTENDE ARBEIT
Nr. 4 BERLIN W44, SCHÖNEBERGER UFER 36a 1922
Bericht über die II. Jahresversammlung in Augsburg und München vom 29. Juni bis I, Juli 1^22
Für die Wahl Augsburgs als Tagungsort war, nachdem
andere Vorschläge ausgeschieden, die Nähe der Deutschen
Gewerbeschau entscheidend; die örtlichen Vorbereitungen
wurden in dankenswerter Weise von Direktor Horn, dem
Leiter der Gewerblichen Fachschulen, übernommen.
Die Tagung begann mit der Vors tands- und Aus-
schuß-Sitzung am 29. Juni im Rathause. Nach der
Begrüßung durch Riemerschmid wurde der Jahres- und
Rechnungsbericht erstattet. Nach ausführlicher Erörterung
der durch die Geldentwertung äußerst ungünstigen Finanz-
lage des Bundes wurde beschlossen, den satzungsmäßig fest-
gelegten Mindestbeitrag für Einzelmitglieder von 20 Mark,
der durch Vorstandsbeschluß vom 24. Februar 1920 durch
einen Zuschlag von 50 Mark bereits erhöht war, durch
einen Teuerungszuschlag von 80 Mark auf 100 Mark fest-
zusetzen (wie gesagt: Mindestbeitrag). Trotz äußerster Ein-
schränkung werden dadurch die Unkosten der Geschäfts-
stelle nicht gedeckt, eine größere Belastung der Mit-
glieder soll aber für den Augenblick vermieden wer-
den. Zur Aufbringung weiterer Mittel wurde ein Finanz-
ausschuß (Bruckmann, Borst und Jäckh) eingesetzt.
Für die Neuwahl des Vorstandes und Aus-
schusses wurden Vorschläge zur Vorlage an die Mit-
gliederversammlung ausgearbeitet.
Anschließend folgten Berichte über die Beteiligung
des Werkbundes an den Messen. Mit Leipzig
sind zurzeit neue Verhandlungen wegen Unterbringung
der Wert wäre im Gang, die noch zu keinem Abschluß
gekommen sind. Von den Erfolgen des Werkbundhauses
in Frankfurt berichtete Direktor Sutter als Vertreter
des Frankfurter Meßamtes, das, wie er sagte, der Durch-
führung der Idee dauernd finanzielle Opfer bringt und
als Gegenleistung den Vorstand bittet, ihm die ideelle
Unterstützung wie bisher weiter zuteil werden zu lassen.
Auf Antrag von Schulz wurde an Stelle des ausscheiden-
den Mendelssohn-Hellerau Frl. Lilly Reich in die Kom-
mission des Werkbundeshauses gewählt, Elsässer über-
mittelte ein Schreiben des Oberbürgermeisters von Köln
an den Vorstand, das einen offiziellen Antrag mit der Bitte
um Mitarbeit des Werkbundes an der Kölner Messe ent-
hielt. Der Vorstand vertrat die Ansicht, grundsätzlich eine
Ablehnung nicht aussprechen zu dürfen, wo sich die Mög-
lichkeit bietet, für die Ziele des Werkbundes zu wirken.
Die Mitarbeit könne aber immer nur in der Form erfol-
gen wie in Frankfurt, wo durch eine Kommission die
Absichten des Werkbundes vertreten und unbehindert
durchgesetzt werden können. Die von verschiedenen Sei-
ten geäußerten Bedenken, daß durch zu viele Messen eine
Zersplitterung der Kräfte herbeigeführt würde, lassen eine
Beratung mit den beteiligten Kunsthandwerkern vor der
endgültigen Beschlußfassung wünschenswert erscheinen.
Auf Antrag Riemerschmids beschloß der Vorstand, sei-
nen Einfluß dahin geltend zu machen, daß eine Befri-
stung der Lehr-Dienstverträge staatlich angestell-
ter Künstler für ganz Deutschland einheitlich festgesetzt
wird. Dem Beschluß stimmte die nachfolgende Mitglieder-
versammlung zu.
Die Stellungnahme zu der von Dr. Redslob ins Leben
gerufenen ArbeitsgemeinschaftfürHandwerks-
kultur wurde nach ausführlicher Besprechung einer
Kommission zur Weiterberatung übergeben.
Am Nachmittag des Tages fand im Stadtgarten die
Mitgliederversammlung statt. Nach den offiziellen
Begrüßungen gab Riemerschmid einen kurzen Bericht, in
dem er u. a. mitteilte, daß Jäckh von der Leitung der Ge-
schäftsstelle zurückgetreten ist, als Vorstandsmitglied aber
nach wie vor seine Kraft der Werkbundarbeit, namentlich
in politischer Vertretung, zur Verfügung stellen wird.
Nach Anerkennung des Jahres- und Rechnungs-
berichtes und Erteilung der Entlastung wurden die Vor-
schläge des Vorstandes zu den Neuwahlen besprochen
und angenommen. Satzungsgemäß sind aus dem Vorstand
ausgeschieden: Bartning, Gropius, Klein, Leipart, Poeschel,
Schmidt-Frankfurt. Es verbleiben im Vorstand: Behrens,
Bertsch, Bruckmann, Heuß, Hoffmann-Wien, Pankok,
Paul, Poelzig, Riemerschmid, Schmidt-Hellerau, Tappert,
Taut. Neugewählt wurden: Bartning, Jäckh, Reich, Mou-
fang, Lisker, Storck.
Der Ausschuß setzt sich nach der Neuwahl wie folgt
zusammen: Bonatz, Eberhardt, Eberz, Effenberger, Jessen,
Klingspor, Krais, Muthesius, Niemeyer, Oppenheimer,
Roller, Stadler, Stobbe, Vetter, Wilhelm, dazu die satzungs-
gemäß dazugehörigen Vertrauensmänner.
Den Vorschlägen desVorstandes überden Ort der nächsten
Jahresversammlung, wonach in erster Linie Münster i.W.,
in zweiter Linie Weimar oder Lübeck in Frage kommen,
wurde zugestimmt.
Ein Antrag Lehmann-Borges, die Zahl der Ver-
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DES DEUTSCHEN WERKBUNDES
BEIBLATT DER „FORM66, MONATSSCHRIFT FÜR GESTALTENDE ARBEIT
Nr. 4 BERLIN W44, SCHÖNEBERGER UFER 36a 1922
Bericht über die II. Jahresversammlung in Augsburg und München vom 29. Juni bis I, Juli 1^22
Für die Wahl Augsburgs als Tagungsort war, nachdem
andere Vorschläge ausgeschieden, die Nähe der Deutschen
Gewerbeschau entscheidend; die örtlichen Vorbereitungen
wurden in dankenswerter Weise von Direktor Horn, dem
Leiter der Gewerblichen Fachschulen, übernommen.
Die Tagung begann mit der Vors tands- und Aus-
schuß-Sitzung am 29. Juni im Rathause. Nach der
Begrüßung durch Riemerschmid wurde der Jahres- und
Rechnungsbericht erstattet. Nach ausführlicher Erörterung
der durch die Geldentwertung äußerst ungünstigen Finanz-
lage des Bundes wurde beschlossen, den satzungsmäßig fest-
gelegten Mindestbeitrag für Einzelmitglieder von 20 Mark,
der durch Vorstandsbeschluß vom 24. Februar 1920 durch
einen Zuschlag von 50 Mark bereits erhöht war, durch
einen Teuerungszuschlag von 80 Mark auf 100 Mark fest-
zusetzen (wie gesagt: Mindestbeitrag). Trotz äußerster Ein-
schränkung werden dadurch die Unkosten der Geschäfts-
stelle nicht gedeckt, eine größere Belastung der Mit-
glieder soll aber für den Augenblick vermieden wer-
den. Zur Aufbringung weiterer Mittel wurde ein Finanz-
ausschuß (Bruckmann, Borst und Jäckh) eingesetzt.
Für die Neuwahl des Vorstandes und Aus-
schusses wurden Vorschläge zur Vorlage an die Mit-
gliederversammlung ausgearbeitet.
Anschließend folgten Berichte über die Beteiligung
des Werkbundes an den Messen. Mit Leipzig
sind zurzeit neue Verhandlungen wegen Unterbringung
der Wert wäre im Gang, die noch zu keinem Abschluß
gekommen sind. Von den Erfolgen des Werkbundhauses
in Frankfurt berichtete Direktor Sutter als Vertreter
des Frankfurter Meßamtes, das, wie er sagte, der Durch-
führung der Idee dauernd finanzielle Opfer bringt und
als Gegenleistung den Vorstand bittet, ihm die ideelle
Unterstützung wie bisher weiter zuteil werden zu lassen.
Auf Antrag von Schulz wurde an Stelle des ausscheiden-
den Mendelssohn-Hellerau Frl. Lilly Reich in die Kom-
mission des Werkbundeshauses gewählt, Elsässer über-
mittelte ein Schreiben des Oberbürgermeisters von Köln
an den Vorstand, das einen offiziellen Antrag mit der Bitte
um Mitarbeit des Werkbundes an der Kölner Messe ent-
hielt. Der Vorstand vertrat die Ansicht, grundsätzlich eine
Ablehnung nicht aussprechen zu dürfen, wo sich die Mög-
lichkeit bietet, für die Ziele des Werkbundes zu wirken.
Die Mitarbeit könne aber immer nur in der Form erfol-
gen wie in Frankfurt, wo durch eine Kommission die
Absichten des Werkbundes vertreten und unbehindert
durchgesetzt werden können. Die von verschiedenen Sei-
ten geäußerten Bedenken, daß durch zu viele Messen eine
Zersplitterung der Kräfte herbeigeführt würde, lassen eine
Beratung mit den beteiligten Kunsthandwerkern vor der
endgültigen Beschlußfassung wünschenswert erscheinen.
Auf Antrag Riemerschmids beschloß der Vorstand, sei-
nen Einfluß dahin geltend zu machen, daß eine Befri-
stung der Lehr-Dienstverträge staatlich angestell-
ter Künstler für ganz Deutschland einheitlich festgesetzt
wird. Dem Beschluß stimmte die nachfolgende Mitglieder-
versammlung zu.
Die Stellungnahme zu der von Dr. Redslob ins Leben
gerufenen ArbeitsgemeinschaftfürHandwerks-
kultur wurde nach ausführlicher Besprechung einer
Kommission zur Weiterberatung übergeben.
Am Nachmittag des Tages fand im Stadtgarten die
Mitgliederversammlung statt. Nach den offiziellen
Begrüßungen gab Riemerschmid einen kurzen Bericht, in
dem er u. a. mitteilte, daß Jäckh von der Leitung der Ge-
schäftsstelle zurückgetreten ist, als Vorstandsmitglied aber
nach wie vor seine Kraft der Werkbundarbeit, namentlich
in politischer Vertretung, zur Verfügung stellen wird.
Nach Anerkennung des Jahres- und Rechnungs-
berichtes und Erteilung der Entlastung wurden die Vor-
schläge des Vorstandes zu den Neuwahlen besprochen
und angenommen. Satzungsgemäß sind aus dem Vorstand
ausgeschieden: Bartning, Gropius, Klein, Leipart, Poeschel,
Schmidt-Frankfurt. Es verbleiben im Vorstand: Behrens,
Bertsch, Bruckmann, Heuß, Hoffmann-Wien, Pankok,
Paul, Poelzig, Riemerschmid, Schmidt-Hellerau, Tappert,
Taut. Neugewählt wurden: Bartning, Jäckh, Reich, Mou-
fang, Lisker, Storck.
Der Ausschuß setzt sich nach der Neuwahl wie folgt
zusammen: Bonatz, Eberhardt, Eberz, Effenberger, Jessen,
Klingspor, Krais, Muthesius, Niemeyer, Oppenheimer,
Roller, Stadler, Stobbe, Vetter, Wilhelm, dazu die satzungs-
gemäß dazugehörigen Vertrauensmänner.
Den Vorschlägen desVorstandes überden Ort der nächsten
Jahresversammlung, wonach in erster Linie Münster i.W.,
in zweiter Linie Weimar oder Lübeck in Frage kommen,
wurde zugestimmt.
Ein Antrag Lehmann-Borges, die Zahl der Ver-
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