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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 1.1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.17995#0345

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-1)11. FORM*

MONATSSCHRIFT FÜR GESTALTENDE ARBEIT

Einziges amtliches Organ der Deutschen Gewerbeschau München 1922 / des Deutschen Werkbundes / des Reichskunstwarts / des
Verbandes Deutscher Kunstgewerbevereine / des Wirtschaftsbundes deutscher Kunsthandwerker / und anderer Vereinigungen /
Verantwortlicher Schriftleiter: Dr. Walter Riezler, Stettin, Städtisches Museum / Verlag Werbedienst G. m. b. H., Komm.-Ges.
München, Kaufinger Straße 23 / Bezugspreis: Heft 1 vergriffen, Heft 2, 4 und 5 je Mk. 480.—. Heft 3 Mk. 800.—. Die jeweiligen
Versandspesen werden in Rechnung gestellt. / Jede Buchhandlung nimmt Bestellungen entgegen, ebenso der Verlag.
Der Nachdruck der Aufsätze dieses Heftes ist bei genauer Quellenangabe gestattet, doch bleiben die Rechte der Verfasser gewahrt
1. JAHR 1922 HEFT 5

DIE MODE
Inhalt: Riezler, Der Sinn der Mode (S. l) J Reich, Modefragen ('S. 7) J Lisker, Woran liegt's (S. 9) / Schuette, Hand- und Maschinenspitze
(S. 11) J Hoffmann, Über Möglichkeit und Pflicht des Echtfärbens ('S. 13) J Lisker, Blaudruck (S. J Lill, Batikarbeiten (S. 16)

Der Sinn der Mode
Ist es erlaubt, nach dem „Sinn“ einer Erscheinung zu fragen, die gerade wegen
ihrer „Sinnlosigkeit“ von ernsten Menschen oft genug bekämpft worden ist und die
durch etwas „Sinnvolles“ zu ersetzen gerade in den letzten Jahrzehnten das Ziel
einer viel beredeten Bewegung war? Wer mit uns der Überzeugung ist, daß alles
naturhaft Gewordene auch irgendwie sinnvoll sein muß, wird die Frage bejahen.
Denn schon der flüchtigste Blick auf die Geschichte der Trachten lehrt, daß es das,
was wir „Modetorheiten“ zu nennen pflegen, zu allen Zeiten, auch in denen der ur-
sprünglichsten Gesundheit, und nicht nur bei überkultivierten Menschen, sondern
auch bei den Bauern und „Naturvölkern“ gegeben hat. Alle diese seltsamen Formen,
die oft aller Vernunft widersprachen und nicht nur den Körper einengen und an
natürlicher Bewegung hindern, sondern oft zu Mißbildungen entstellen, und die
sicher weder als zweckvoll noch als der Natur des Körpers gemäß gelten können,
denen in den meisten Fällen nicht einmal eine Formel im Sinne zugrunde zu hegen
scheint, sind irgend einem Naturtrieb entsprossen, der doch offenbar recht tief sitzen
muß, da er immer wieder zur Äußerung drängt. Und es hat den Anschein, als wenn diese
Art der „sinnlosen“ Formbildung nicht einmal nur auf den Menschen beschränkt
wäre, wo man sie, der unruhigen, nicht mehr ganz instinktsicheren Art der Men-
 
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