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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 1.1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.17995#0359

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DIE FORM / MONATSSCHRIFT FÜR GESTALTENDE ARBEIT
zwischen denjenigen Verbraucher- und Erzeugerkreisen getan wäre, welche aus einer gesunden sozialen
Einsicht heraus für den Qualitätsgedanken eintreten. Nur die klare Erkenntnis des bestehenden ge-
meinsamen wirtschaftlichen Interesses und das sich daraus ergebende Zusammenwirken kann einen
Vorstoß auch in diejenigen Kreise tragen, die heute noch abseits stehen.
Um diese Bestrebungen praktisch zu unterstützen, sei darauf hingewiesen, daß der deutsche Werk-
bund mit Hilfe der Farbwerke eine Liste derjenigen Erzeuger und Firmen zusammen gestellt hat, von
denen bereits echtfarbige Waren aller Art bezogen werden können. *)
Blaudruck
von Richard Lisker
Tnter Blaudruck versteht man indigogefärbte Zeuge mit weißer oder farbiger Zeichnung. Die Stoffe
werden mit Indigo**) im ganzen gefärbt, also nicht eigentlich blaubedruckt, die Zeichnung entweder
in den gefärbten Stoff geätzt (Ätzverfahren, Aufdrucken von Ätzmitteln, in der Hauptsache bei den
Maschinenblaudrucken angewandt) oder ausgespart durch Aufdrucken einer Schutzmasse vor dem Fär-
ben (Reservedruck). Nach dieser alten, dem Batikverfahren ähnlichen Reservierungsmethode sind die
abgebildeten Blaudrucke hergestellt.
Die Rohware — Leinen und Baumwollgewebe — wird durch Auskochen gründlich von Appretur
und Schlichte befreit und mit der Reserve („Papp“ genannt, in der Hauptsache Metallsalze und Ton)
bedruckt mit Handformen („Modeln“, „Stöcken“), die die Muster erhaben zeigen. (Um farbige Effekte
zu erzielen, können der Reserve auch bestimmte Farben, gelb, orange, rot, schwarz zugesetzt werden.)
Der so mit Schutzmasse vorgedruckte Stoff wird nun nach gutem Trocknen in der Indigoküpe gefärbt.
Die Küpen sind drei bis vier Meter tiefe, mit Indigoflotte gefüllte Färbebassins. Man bedient sich zum
Färben darin besonders konstruierter Gestelle (Sternreifen), auf denen der Stoff so aufgewickelt ist, daß
die Luft überall Zutritt hat; das ist deshalb wichtig, weil der Indigo nur durch den Sauerstoff der Luft
auf der Faser des Stoffes befestigt werden kann. Der Indigo in der Küpe ist reduziert, d. h. er befindet
sich in nicht oxydiertem Zustande durch bestimmte chemische Zusätze (Reduktionsmittel), z. B. Zink-
staub, Hydrosulfit etc.; seine Farbe ist ein helles Goldbraun. Erst wenn der Stoff aus der Küpe heraus-
kommt und an der Luft hängt, nimmt das Gewebe eine hellblaue Farbe an. Dieses Eintauchen (daher:
„Senkküpe“) und Verhängen an der Luft („Vergrünen“) wird so oft wiederholt, bis die Färbung die
gewünschte Tiefe erreicht hat; je schwächer die Küpe, je öfter infolgedessen mit der Ware eingegangen
wird, um so echter wird die Färbung. Nach diesem Färbeprozeß wird durch bestimmte Bäder die
Reserve gelöst, der Stoff gut gespült, gewaschen und fertig gemacht. An den Stellen, an denen die
Reserve saß, ist nun die ursprüngliche Farbe des Gewebes wieder zum Vorschein gekommen. Die
Technik des Blaudrucks im Reserveverfahren vollzieht sich also in drei Abschnitten: i. dem Auf-
drucken der Reserve, 2. dem Färben in der Küpe, 5. dem Entfernen der Reserve und dem Fertigmachen
der Stoffe. Die so hergestellten Blaudrucke besitzen eine gute Licht- und Waschechtheit; ein gewisser
Ubelstand, der sich jedoch schon nach der ersten Wäsche verliert, ist beim Blaudruck die Neigung,
etwas abzufärben, hervorgerufen durch überschüssige Indigoteilchen auf und zwischen der Gewebe-
faser; Stoffe, z. B. Wäsche, die auf diese Weise angefärbt sind, lassen sich leicht durch kaltes Seifen-
wasser reinigen.
*) Diesbezügliche Anfragen sind zu richten an die Geschäftsstelle des Deutschen Werkbundes, Berlin W 35, Schöneberger üfer 36a,
**) Früher verwandte man pflanzlichen Indigo (gewonnen aus der Indigopflanze, angebaut in Indien, Südamerika etc ). Der künst-
liche Indigo, ein Teerderivat, aus deutschen Farbwerken hat jedoch den natürlichen (sog. echten) völlig verdrängt, zum Teil selbst in
den Ländern, in denen die Indigopflanze angebaut wurde; er ist dem natürlichen in jeder Weise überlegen.

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