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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 1.1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.17995#0357

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DIE FORM / MONATSSCHRIFT FÜR GESTALTENDE ARBEIT
Anfänge einer modernen deutschen Handspitze in der Margaretenspitze haben. Die vollkommene Neu-
heit und die Eigenart dieser Technik bedingen die Schulung und Heranbildung von Arbeiterinnen, die
für alle anderen textilen Techniken eine Selbstverständlichkeit sind. Das Fehlen dieser Möglichkeit
hat ihre Ausbildung und Entwicklung bisher in bedauerlichster Weise hintangehalten. Es ist zu hoffen,
daß die verlorenen Jahre mit Hilfe des sächsischen Submissionsamtes allmählich eingebracht werden,
und daß seine von Margarethe Naumann eingerichteten und zielbewußt geleiteten Kurse für textile
Handwerkskunst in den textilen und handwerklich interessierten Kreisen die Beachtung und Schätzung
finden, die sie in ihrer Bedeutung für die Erziehung zu textiler Handwerkskultur verdienen. Hier und
bei der Forkelschen Arbeitsgemeinschaft in Plauen i. V., die auf der Leipziger Herbstmesse im Grassi-
museum ausgezeichnete Maschinenspitzen nach Entwürfen von Eismann und Kästner, ausgestellt hatte,
liegt die Zukunft der deutschen Spitze.
Über Möglichkeit und Pflicht desEchtfärbens
von Josef Hoffmann i. Fa. E. S. Werkstätten, Berlin
Es ist eine merkwürdige Tatsache, daß die Mehrzahl des Publikums nicht weiß, daß man bei dem
heutigen Stande der Farbtechnik vollkommen echte Färbungen auf Stoffen und Garnen herstellen kann.
Allerdings haben bisher leider nur sehr wenige Produzenten diese Möglichkeit in größerem Maßstabe
verwertet.
Weshalb ist nun eigentlich die Fabrikation bei der Verarbeitung unechter Farbstoffe stehen geblieben,
obwohl die Farbwerke bereits seit Jahren vollkommen echte Farben in den Handel bringen?
Zunächst ist der Färbe Vorgang mit den echten Farbstoffen komplizierter und teurer. Er setzt eine
Umstellung in den Färbereibetrieben voraus. Es hat auch die Propaganda für echte Färbung bisher
keine weiten Kreise erreicht, wodurch eine größere Nachfrage des Publikums einstweilen zurückbleibt
und dadurch ein Anreiz für die Fabrikanten noch aussteht.
Wenn man andererseits bedenkt, daß es auch Sache der Produzenten sein könnte, die Initiative zu
ergreifen und dem Publikum Verbesserungen und Neuerungen zu bringen, so muß der Grund dieser
Zurückhaltung auch noch anderswo zu suchen sein.
Es steht außer Zweifel, daß das Publikum in hohem Maße daran interessiert ist, echtfarbige Ware
zu erhalten. Ebenso sicher ist damit zu rechnen, daß es ohne weiteres bereit sein wird, höhere Preise
zu zahlen, wenn es davon überzeugt wird, daß dieselben durch die Güte des Gegenwertes berechtigt
erscheinen. Es ist eine alte Erfahrungstatsache, daß der Einkauf von zwar höher im Preise stehender,
aber absolut zuverlässiger Ware, stets eine Ersparnis bedeutet.
Wenn man die heutigen Grundlagen jeder Produktion in Vergleich setzt zu denen der Vorkriegs-
zeit, so wird man finden, daß sie sich ins gerade Gegenteil gekehrt haben, insofern, als an Stelle der
Überproduktion Warenmangel und Produktionsminderung getreten ist. Das Überangebot an Waren er-
zeugte allerorten schärfste Konkurrenz, die sich durch gegenseitiges Unterbieten zu behaupten trachtete.
Daß dieser Vorgang auf die Dauer nicht qualitätsfördernd war, weiß jeder. Infolge des Warenüber-
flusses wurde künstlich ein schnellerer Umsatz herbeigeführt, indem man bei der Produktion auf die
Dauerhaftigkeit der Ware im allgemeinen keinen allzu großen Wert legte.
Leider hat diese Praxis derartig tiefe Wurzeln geschlagen, daß man ihr trotz veränderter Verhält-
nisse auch heute noch häufig begegnet. Es ist aber klar, daß wir unseren neuen Lebensbedingungen
nicht mit überlebten Folgerungen gerecht werden können und daß eine grundlegende Umstellung
eintreten muß.
Alle verantwortungsvoll und weiter denkenden Produzenten werden sich dieser Notwendigkeit auf
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