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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 1.1922

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Mitteilungen des Reichskunstwarts
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https://doi.org/10.11588/diglit.17995#0121

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MITTEILUNGEN
DES REIGHSKUNSTWARTS
BEIBLATT DER „FORM“, MONATSSCHRIFT FÜR GESTALTENDE ARBEIT
Nr. 2 BERLIN NW 40, REICHSMINISTERIUM DES INNERN 1922

DAS DEUTSCHE REICHSSIEGEL


Am 1. April 1921 hat die Reichsregierung beschlossen,
daß das neue deutsche Reichssiegel nach dem vom Reichs-
kunstwart vorgelegten Entwurf des Graphikers Sigmund
von Weech-München gestaltet werden soll. Dadurch findet
eine langwierige Vorarbeit ihren Abschluß. Die größten
Schwierigkeiten bei der Lösung der Adlerfrage und damit
bei der Schaffung eines Reichsstempels lagen darin, daß
verschiedene Anforderungen sich scheinbar gegensätzlich
gegenüberstanden. Der behördliche Standpunkt vertrat die
Meinung, daß ein Normaladler nötig sei, den man für alle
Zwecke gleichmäßig verwenden kann. Dem stand der tech-
nische und kunsthandwerkliche Standpunkt gegenüber,
welcher betont, daß jedes Material, aber auch jedes For-
mat Erfüllung seiner eigenen Gesetze beansprucht. Es
handelte sich also darum, unter Wahrung eines einheit-
lichen Eindrucks doch den einzelnen Aufgaben hinsicht-
lich Format, Technik und Verwendung gerecht zu wer-
den. Vor allem kam man an der Tatsache nicht vorüber,

daß ein Adler für Siegel und Stempel wesentlich anders
sein muß, als z. B. ein Adler für größere, auf Fernwirkung
berechnete Schilder oder Münzen.*)
Unter dem vorhandenen Material schienen die Entwürfe
Sigmund von Weechs die besten Grundlagen für einen
Stempel zu bieten. Vor allem lag eine echt graphische Lö-
sung vor. Siegel und besondere Stempel müssen eine starke
Betonung der vertikalen und horizontalen Linien vermei-
den, damit sie bei dem oft schiefen Abdruck nicht unkor-
rekt wirken. Eine Betonung radialer und kreisförmiger
Linien innerhalb eines einheitlich geschlossenen Schrift-
bandes lassen die unvermeidliche Schiefstellung der Ab-
drücke nicht störend auffallen.
Dabei ist besonders zu betonen, daß eine Adlerlösung
nicht willkürlich mit beliebiger Schrift verwendet werden
kann. Ein Stempel besteht, ebenso wie der Kopf einer
*) Die Veröffentlichung der neuen B eichsmünzen, die in den nächsten
Wochen fertiggestellt werden, erfolgt in einer der nächsten Nummern.


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