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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 1.1922

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Mitteilungen des Reichskunstwarts
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https://doi.org/10.11588/diglit.17995#0261

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MITTEILUNGEN


BEIBLATT DER „FORM“, MONATSSCHRIFT FÜR GESTALTENDE ARBEIT
Nr. 4 BERLIN NW 40, REICHSMINISTERIUM DES INNERN 1922

Vorgeschichte undGründung der Arbeitsgemeinschaft für deutscheHandwerkskultur

von Dr. Konrad Hahm

Die seitens des Reichskunstwarts zur Förderung der
deutschen Handwerkskultur unternommene Aktion, die
zur Gründung der Arbeitsgemeinschaft für deutsche Hand-
werkskultur führte, richtete sich zunächst an den Deut-
schen Werkbund, welchen der Reichskunstwart im März
1921 von seinem Plane unterrichtete, die Frage der Er-
haltung bedrohter wertvoller Handwerkstechniken seiner-
seits in Angriff zu nehmen. Er behandelte in demselben
Jahr das gleiche Thema vor der Öffentlichkeit durch Auf-
sätze für die Presse und durch Vorträge vor einer Reihe
deutscher Kunstgewerbevereine. Auch setzte er sich vielfach
für dieEinleitung vonMaßnahmen zurErhaltung handwerk-
lichen Könnens ein in verschiedenen Verbandssitzungen
und Delegiertenbesprechungen, sowie im März 1922 in-
nerhalb der Vortragsfolge der Leipziger Messe. Ein ent-
scheidender Schritt war die anläßlich eines solchen Vor-
trages im Januar 1922 in Hannover aufgenommene Ver-
bindung mit dem Reichsverband des deutschen Handwerks.
Ebenso wurde die Zusammenarbeit mit dem handwerk-
lichen Referat im Reich Wirtschaftsministerium von Bedeu-
tung. Der Generalsekretär des deutschen Handwerks- und
Gewerbekammertages, Herr Dr. Meusch und der Geschäfts-
führer der Arbeitsgemeinschaft Hannover des Deutschen
Werkbundes, Herr Hans Kaiser, setzten dort eine Zusam-
menarbeit von örtlichenVerbänden mit dem Ziele einer Wie-
derbelebung des deutschenKunsthandwerks durch.Sie zeigte
von Anbeginn an, welche vitale Arbeit dieses Bündnis, an
welchem der Reichs verband des deutschen Handwerks, der
deutsche Handwerks- und Gewerbekammertag, der Kunst-
gewerbeverein Hannover und die Arbeitsgemeinschaft Han-
nover des deutschen Werkbundes örtlich beteiligt waren, lei-
sten konnte. Das Ergebnis dieser örtlichen Vereinigung
führte zu dem Beschluß, die Gründung einer großen deut-
schen Arbeitsgemeinschaft in die Wege zu leiten. Da die-
ser Plan, der vom Reichskunstwart mit einem Mahnruf
zur Erhaltung handwerklichen Könnens vorbereitet wur-
de*), in der Öffentlichkeit und bei den beteiligten Organi-
sationen lebhafteste Anteilnahme fand, lud der Reichs-
kunstwart, um die Stellungnahme der großen Verbände
und der für die Arbeitsgemeinschaft in Frage kommenden
Stellen kennen zu lernen, zu einer Besprechung am 8. Mai
1922 im Reichsministerium des Innern ein, in welcher
*) „Die Form“ (Mitteilungen des Reichskunstwarts) Heft I

das Reichsministerium des Innern, das Reichs Wirt-
schaftsministerium, das Auswärtige Amt, das Preußi-
sche Wohlfahrtsministerium, der Generaldirektor der
staatlichen Museen, Vertreter der Stadt Berlin, der Hand-
werkskammer zu Berlin, des Deutschen Bundes Heimat-
schutz, des DeutschenWerkbundes, des Bundes Deutscher
Architekten, des Verbandes Deutscher Kunstgewerbe-
vereine, des Verbandes der Deutschen Modeindustrie,
der Sächsischen Landesstelle für Kunstgewerbe, und
führende Persönlichkeiten der künstlerischen und kul-
turellen Arbeitsgebiete teilnahmen. Nach einem Referat
des Reichskunstwarts fand der Gründungsplan allgemeine
Zustimmung, ebenso die von der örtlichen Arbeitsgemein-
schaft Hannover ausgearbeiteten Richtlinien. Es wurde
beschlossen, die Gründung der Arbeitsgemeinschaft in die
Wege zu leiten und zwar als ein Bündnis derjenigen Stel-
len und Verbände, die ihrer bisherigen Arbeitsrichtung nach
in der Lage sind, mitzuwirken. Es handelt sich dabei
um den Reichsverband des deutschen Handwerks, den
Deutschen Werkbund (Meisterring), die deutschen Kunst-
gewerbevereine und den Deutschen BundHeimatschutz,des-
sen Mitarbeit von größter Wichtigkeit hinsichtlich boden-
ständiger überlieferter Kultur sei, unter Teilnahme des
Reichskunstwarts und des Reichs Wirtschaftsministeriums.
DieweiterenVerhandlungenmitinteressiertenStellenund
Vereinigungen entwickelten sich so günstig, daß die Grün-
dungsversammlung der Arbeitsgemeinschaft für deutsche
Handwerkskultur auf den 17. Juni 1922 in Hannover
festgesetzt werden konnte.
* *
*
Bei der Gründungsversammlung im großen Sit-
zungssaal des Landesdirektoriums, welche der Reichs-
kunstwart leitete, waren vertreten oder anwesend: Der
Reichswirtschaftsminister (Ministerialdirektor Dr. Hütten-
hein), der Reichsminister des Innern (Reichskunstwart
Dr. Redslob), der Preußische Handelsminister (Ministerial-
direktor Dr. Göhmann), der Oberpräsident der Provinz
Hannover (Oberregierungsrat Freiherr von Dobenek), das
Landesdirektorium Hannover (Landeshauptmann von der
Wense), der Magistrat Hannover, der Reichs verband des
Deutschen Handwerks, der Deutsche Handwerks- und
Gewerbekammertag, der Deutsche Industrie-und Handels-
tag, der Deutsche Bund Heimatschutz, der Deutsche Werk-

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