Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Frankfurter Meß-Relation, das ist: halbjährliche Erzehlungen der neuesten Staats - und Welt-Geschichten — 1788-1794

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48270#0257

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


Auch der Herzog v. Urſet / und ſein Onkel, der Prinz von Lobkowitz/ Bi⸗
ſchof von Gent, wurden arretirt. Die Beſtuͤrzung, die Werwirrung / ver⸗
breitete ſich von Bruͤßel aus durch ganz Brabant/ Flandern, und die andern
Belgiſchen Provinzen. Die Herren van der Noot, und van Eupen wand⸗
ten alle Kunſtgriffe an, um das Wolk in patriotiſchen Eifer zu ſetzen, und
es auch mit allerley Hofnungen zu troͤſten. In Flandern erklaͤrte ſich doch
an metzrern Orten das Wolt fuͤr den Koͤnig Leopold, und ſieng an zu rau⸗
ben und zu pluͤndern. Die Staaten mußten in aller Eile Truppen von
Freywilligen ſammeln, und ſie gegen die herumſtreifenden Haufen ſchicken.
Hingegen kamen anch aus den Brabantiſchen Doͤrfern am Ften Junius
mehrere tauſende, (Bruͤßeler Nachrichten ſagen gar 30,000) zu Bruͤßel an/
alle wohl bewafnet, und ſchwuren dem Congreße den Eyd der Treue, und
giengen zur Armee ab.
Dieſe hatten ſich indeſſen ſchon am ⁊ten Junius bis nach Dinant zurücke
gezogen. Die Oeſterreicher hatten aber doch bey Haſtiers, wo ſie über die
Maas gehen wollten, am 270en mal ſo vielen Widerſtand gefunden / daß
ſie nach einer Kanonade von einigen Stunden, ſich von da zuruͤckzogen⸗
Aber am 28en nahmen ſie Sorine, und die daſigen Gegenden ein. Es
erfolgten an der Maas mehrere Scharmuͤtzel, an verſchiedenen Orten, und
die Oeſterreicher wurden doch bis zum zten Junius an dem Uebergange über
die Maas verhindert, indem die Belgier das jenſeitige Ufer in aufgeworf⸗
nen Batterien vertheidigten. Aber dennoch uͤberſtieg endlich die Tapferkeit
und Geſchicklichkeit der Oeſterreichiſchen Truppen alle Schwierigkeiten. Sie
giengen uͤber die Maas, machten ſich Meiſter von der Stadt Bovines, und
ruͤckten bis auf eine halbe Meile von der Stadt Namur heran.
Indem dieſes vorgieng, ſcheiterte das oben erwaͤhnte Project derjenigen,
welche den General van der Meerſch befreyen wollten Als fie eben im Be⸗
griffe waren, von Dornik aus zu marſchiten, aͤuſſerte ploͤtzlich ein groſſer
Zaufen, daß man die Luſt verlohren habe, weil man von der Seite der
Staͤnde gute onderweitige Vorſchlaͤge bekommen habe , die Hauptanfuͤhrer
waren auch ploͤzlich verſchwunden, und die Freywilligen erklaͤrten, daß ſie,
ohne dieſe Anfuͤbrer nichts unternehmen wuͤrben. Dazu kam das ſchnell
verbreitete Geruͤcht, daß der Congreß beſchloſſen habe, den van der Meerſch
von Antwerpen anders wobin bringen zu laffen, daß er ſchon von Anewer⸗
pen weg ſey, und man ihn nun nicht finden wuͤrde. So wurde das Pro⸗
ject vereitelt. Der zuſammen gelaufene Haufe blieb zwar noch bis den fol—
genden Tag beyſammen, und bey dem Abmarſche von Dornit entſtand noch
ein Zumult, der aber durch gute Worte, und Lhells auch durch Geſchenke
an Geld an die Unzufriednen wieder geſtillt murde, Der


 
Annotationen