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INNEN-DEKORATION.
ARCH. M. KROMHOUT CZ.--AMSTERDAM.
American Hotel zu Amsterdam, erbaut igoo—igo2
Verkehre errichteten Hotels Kenntnis zu geben, die
für unsern Leserkreis deshalb besonders interessant
ist, weil auch in ihr alle die Vorzüge und Eigentümlich-
keiten wiederkehren, die wir an den im Januar- und
Februar-Hefte unserer Zeitschrift veröffentlichten
holländischen Innenräume privaten Karakters rühmen
konnten. Und das will in Rücksicht auf deutsche
Verhältnisse ausserordentlich viel sagen. In Holland
scheinen, schon das eine Beispiel gibt uns dafür den
Beleg, derartige, der Öffentlichkeit im weitesten Sinne
der Auslegung dienende Gebäude in ihrem baulichen
Karakter wie in ihrer gesamten Einrichtung und Aus-
stattung ein Wiederhall volleren Klanges des eigent-
lichen holländischen bürgerlichen Lebens zu sein. Es
kommt darin alles zum Ausdruck, was eben das
spezifische des holländischen Karakters ausmacht.
Es mag banal klingen, wenn ich nach alter Ge-
pflogenheit — die in den Schulen sogar den hollän-
dischen Kuhstall nennen lässt — auf die Reinlich-
keit und Nettigkeit holländischer Interieurs ver-
weise; doch diese Hervor-
hebung bekommt sofort einen
anderen Sinn, wenn ich be-
tone, dass ich deutschen Woh-
nungen oder gar unseren
Hotels diese Vorbedingungen
gemütlichen und behaglichen
Lebens nicht abspreche, da-
gegen offen bekunde, dass sie
in gleicher Auslegung nicht
immer empfunden werden.
Ich meine damit das äussere
Gewand der Reinlichkeit, wie
man es in frischer, möglichst
farbloser Wäsche, im ge-
scheuerten Dielen- oder
Fliesenboden erblickt, jene
Reinlichkeit, die der Lebens-
nerv unserer Krankenhäuser
und Badeanstalten ist; es ist
gleichsam das Bewusstsein,
dass man die reinigende Hand
mit Seife und Scheuerbürste
an jeden Gegenstand legen
kann. Und ich möchte sagen,
das ist auch an und in diesem
holländischen Hotel typisch.
Die Mehrzahl der deutschen
Hotels ist über diese spiess-
bürgerlichen Verhältnisse
hinausgewachsen, die meisten
sind zum eigentlichen Palast
mit fürstlich pompösem Glanz
geworden, an dem man nicht
Wie unsere Bierpaläste — das Wort hat
Klang — so sind auch viele unserer,
rühren darf,
einen bösen
selbst neueren Hotels über ihren Zweck und dessen
Bestimmung hinausgewachsen. Und dieses Zuviel,
dieses Mehr ist ein Ausfall, ein Minus gegen das uns
vorliegende holländische Beispiel im American Hotel.
Das American Hotel zu Amsterdam, von dessen
Fassaden und innerem Ausbau die Abbildungen
von Seite 110—118 eine recht gute Vorstellung der
Wirklichkeit ermöglichen, bestand vorher in einer
älteren Anlage aus dem Jahre 1880 bis zum
Jahre 1900. Die äusserst günstige Lage im schönsten
und abwechslungsreichsten Stadtteile — Stadt-
Theater, die Museen, Konzerthaus befinden sich in
unmittelbarer Nähe, ebenso ist der Vondelpark be-
nachbart — hat infolge des sich hier täglich ab-
wickelnden grossen Verkehrs den Besuch dieses
Hotels ganz aussergewöhnlich gesteigert, so dass
1900 mit durchgreifendem Umbau zu einer wesent-
lichen Vergrösserung geschritten werden musste.
INNEN-DEKORATION.
ARCH. M. KROMHOUT CZ.--AMSTERDAM.
American Hotel zu Amsterdam, erbaut igoo—igo2
Verkehre errichteten Hotels Kenntnis zu geben, die
für unsern Leserkreis deshalb besonders interessant
ist, weil auch in ihr alle die Vorzüge und Eigentümlich-
keiten wiederkehren, die wir an den im Januar- und
Februar-Hefte unserer Zeitschrift veröffentlichten
holländischen Innenräume privaten Karakters rühmen
konnten. Und das will in Rücksicht auf deutsche
Verhältnisse ausserordentlich viel sagen. In Holland
scheinen, schon das eine Beispiel gibt uns dafür den
Beleg, derartige, der Öffentlichkeit im weitesten Sinne
der Auslegung dienende Gebäude in ihrem baulichen
Karakter wie in ihrer gesamten Einrichtung und Aus-
stattung ein Wiederhall volleren Klanges des eigent-
lichen holländischen bürgerlichen Lebens zu sein. Es
kommt darin alles zum Ausdruck, was eben das
spezifische des holländischen Karakters ausmacht.
Es mag banal klingen, wenn ich nach alter Ge-
pflogenheit — die in den Schulen sogar den hollän-
dischen Kuhstall nennen lässt — auf die Reinlich-
keit und Nettigkeit holländischer Interieurs ver-
weise; doch diese Hervor-
hebung bekommt sofort einen
anderen Sinn, wenn ich be-
tone, dass ich deutschen Woh-
nungen oder gar unseren
Hotels diese Vorbedingungen
gemütlichen und behaglichen
Lebens nicht abspreche, da-
gegen offen bekunde, dass sie
in gleicher Auslegung nicht
immer empfunden werden.
Ich meine damit das äussere
Gewand der Reinlichkeit, wie
man es in frischer, möglichst
farbloser Wäsche, im ge-
scheuerten Dielen- oder
Fliesenboden erblickt, jene
Reinlichkeit, die der Lebens-
nerv unserer Krankenhäuser
und Badeanstalten ist; es ist
gleichsam das Bewusstsein,
dass man die reinigende Hand
mit Seife und Scheuerbürste
an jeden Gegenstand legen
kann. Und ich möchte sagen,
das ist auch an und in diesem
holländischen Hotel typisch.
Die Mehrzahl der deutschen
Hotels ist über diese spiess-
bürgerlichen Verhältnisse
hinausgewachsen, die meisten
sind zum eigentlichen Palast
mit fürstlich pompösem Glanz
geworden, an dem man nicht
Wie unsere Bierpaläste — das Wort hat
Klang — so sind auch viele unserer,
rühren darf,
einen bösen
selbst neueren Hotels über ihren Zweck und dessen
Bestimmung hinausgewachsen. Und dieses Zuviel,
dieses Mehr ist ein Ausfall, ein Minus gegen das uns
vorliegende holländische Beispiel im American Hotel.
Das American Hotel zu Amsterdam, von dessen
Fassaden und innerem Ausbau die Abbildungen
von Seite 110—118 eine recht gute Vorstellung der
Wirklichkeit ermöglichen, bestand vorher in einer
älteren Anlage aus dem Jahre 1880 bis zum
Jahre 1900. Die äusserst günstige Lage im schönsten
und abwechslungsreichsten Stadtteile — Stadt-
Theater, die Museen, Konzerthaus befinden sich in
unmittelbarer Nähe, ebenso ist der Vondelpark be-
nachbart — hat infolge des sich hier täglich ab-
wickelnden grossen Verkehrs den Besuch dieses
Hotels ganz aussergewöhnlich gesteigert, so dass
1900 mit durchgreifendem Umbau zu einer wesent-
lichen Vergrösserung geschritten werden musste.