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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 15.1904

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Beutinger, E.: Die Dresdner Werkstätten für Handwerkskunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.11377#0166

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INNEN - DEKORATION.

RICHARD RIEMERSCHM1D—MÜNCHEN. Akten-Schrank im Präsidial-Zimmer des Ständehauses—Dresden.

Ausführung: Dresdener Werkstätten für Handwerks-Kunst—Dresden.

Die Dresdener Werkstätten für Handwerkskunst

die sich bereits im Januar-Heft der »Deutsche Kunst
und Dekoration« mit ihren Ausstellungs-Arbeiten
einen recht vorteilhaften Erfolg gesichert haben,
zeigen in den vorstehenden, die angeführte Publikation
ergänzenden Arbeiten, dass sie zu den sich selbst
gesteckten Zielen rüstig vorwärts schreiten, dass
sie den in das Neuland moderner Wohnungs-Kunst
gesetzten Pflug, der Altes wendet und Neues findet,
jungfräuliche Kräfte der Kunst und des Handwerks
an die wärmende Sonne zu neuem Leben führt,
mit sicherer Hand zu leiten verstehen. Ich ver-
gleiche die Dresdener Werkstätten und ihre künst-
lerischen Mitarbeiter mit dem Säemann, der erst
die Samenkörner ausstreut mit jener sicheren Zu-
versicht, dass sie nicht nur keimen, sondern sprossen
und reifen und der sich freut auf die herrlichen
Früchte, der aber nach reiner Arbeit alles der selbst

* Man vergleiche Januar-Heft 1904 der »Deutsche Kunst und
Dekoration«.

schaffenden Natur überlassen muss, der Ungewiss-
heit, die beglückend und zerstörend werden kann.
Und hierin haben wir einen gewaltigen Gegensatz
zu den Unternehmungen wie sie die Dresdener
Werkstätten darstellen. Sie alle können das aus-
gelegte Samenkorn, und mehr ist eine in sich
geschlossene Ausstellung nicht, weiter hüten und
unter ihrem Schutz gedeihen lassen, sie können es
behüten und mit Geschick die Wege weisen, die der
Sprössling gehen soll und doch lassen sie ihm, dem
Jüngling moderner Kunst, die Freiheit, jene Frei-
heit der Triebkräfte, die sich gegen die Natur stellt
und diese zu zwingen versucht im Kampf und
zwingt. — Die Natur ist hier eine gefährlichere, es
ist der jahrzehntelange in träger Abhängigkeit ge-
bliebene Geschmack der Masse, die sich mit allem
Gebotenen, Gut und Schlecht, meist letzterem zu-
frieden gab. Die träge Zufriedenheit wirkt aber
kulturzerstörend wie das Sandkorn im Getriebe einer
 
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