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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 15.1904

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Schulze, Otto: Holländische Innen-Räume, [3]: das American Hotel zu Amsterdam ; erbaut vom Architekten M. Kromhout Cz., Amsterdam
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https://doi.org/10.11588/diglit.11377#0124

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I

n8

INNEN-DEKORATION.

architekt m. kromhout cz.-amsterdam.

American Hotel zu Amsterdam. Kamin-Platz im Lese-Zimmer.

Manches mag uns auf Grund deutscher Verhältnisse
auf den ersten Blick etwas dürftig und schmuckarm
erscheinen, das Ornament der dekorativen Malereien
in den Sälen etwas exotisch, an den Kolonial-Besitz
Hollands errinnernd, aus dem namentlich manche
Kunstform und »Technik der Javaner« — es sei
nur die Batik-Technik genannt — herübergenommen
ist. Und doch werden wir uns zu diesen Räumen
hingezogen fühlen, die uns mit durchaus zeitgemäßen
Dekorations-Prinzipien bekannt machen, wie sie der
neue Stil auch in Deutschland und Österreich durch
seine besten Vertreter auf die Tages-Ordnung setzt.
Wohltuend berührt unter anderem, dass in jedem
der Räume, auch in denen der Cafes und Restau-
rants, jegliche Bild-Malerei fehlt, mit denen nament-
lich die deutschen Cafes und grossen Restaurants
bis tief unter der Erd' so widerwärtig überreich
bedacht sind, um mit Unterstützung plumper Reime-
reien zum Genuss bis zur Völlerei einzuladen. Der
Holländer zählt vielleicht auch nicht gerade zu den
geschworenen Temperenzlern, liebt es aber nicht,
die Gelegenheit zum Trinken unter Beeinflussung so
rein äusserlicher Zutaten besonders wahrzunehmen.

Doch der Architekt hat vielleicht in diesem Punkte
gar nicht an seine Landsleute gedacht; er hat seinen
Erwägungen in der künstlerischen Durchbildung der
Räume, wie schon anfangs angedeutet, viel weitere
Grenzen ziehen müssen, sollte sein Werk den Forde-
rungen internationaler Höflichkeit gerecht werden,
also über den Rahmen einer rein lokalen Sehenswürdig-
keit hinausreichen. Dem Besitzer des Hotels konnte
der Architekt gar keinen grösseren Dienst leisten als
diesen, und wenn er dabei unter Würdigung des bereits
vorhanden gewesenen Hotel-Namens amerikanischen
Ansprüchen — die in solchen Dingen wohl die ge-
klärtesten und berechtigsten sind — besondere Zuge-
ständnisse gemacht hat, so hat er diese doch in einer
Weise verwirklicht, dass sie allgemein für europäischen
Hotel-Verkehr als Norm zu gelten haben dürften.

Wenn wir etwas als nicht besonders einwandfrei
bezeichnen müssen, so bezieht sich das nur auf die Uni-
formierung der Beleuchtungs-Körper, die etwas hart
und spröde wirken, und für welche in Anbetracht der
doch sonst so stark abgegrenzten Raum-Bestimmung
sich wohl eine grössere Abwechslung und mehr künst-
lerische Freiheit hätte durchsetzen lassen. o. sch.-k.
 
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